Friedrich Maria Albrecht Wilhelm Karl, Erzherzog von Österreich, Herzog von Teschen, k. u. k. Feldmarschall, * Groß-Seelowitz (Židlochovice, Mähren) 4.06.1856, † Ungarisch-Altenburg (Magyaróvár) 30.12.1936, Sohn des Erzherzogs Karl Ferdinand (1818-1874) und der Erzherzogin Elisabeth, Tochter des Erzherzogs Joseph, Palatin von Ungarn (1831-1903).
Leben
F. wurde mit 15 Jahren Leutnant des Tiroler Kaiserjäger-Regiments, erhielt später das Kommando über das 18. Infanterie-Regiment, dann die 27. Infanterie-Brigade und schließlich die 14. Infanterie-Division. Als Feldmarschalleutnant befehligte er 1889 bis 1905 in Preßburg das V. Korps, das sich aus slowakischen, magyarischen und deutschen Verbänden zusammensetzte. Die Honvéd in Preßburg unterstand ihm nicht. 1905 wurde F. zum Generaltruppeninspektor, dann zum Oberkommandanten der österreichischen Landwehr und 1910 zum Armeeinspektor befördert.
Kaiser Franz Joseph I. betraute F. am 31. Juli 1914 mit dem Oberkommando über die gesamte Armee Österreich-Ungarns. Der Erzherzog repräsentierte den Oberbefehl im Weltkrieg jedoch nur nominell, faktisch übte ihn Franz Graf Conrad von Hötzendorf aus, dem er alle rein militärischen Entscheidungen vertrauensvoll überantwortete. Am 2. Dezember 1916 übernahm der neue Kaiser Karl I. selbst das Armeeoberkommando und ernannte F. zum Stellvertreter. Er wurde am 11. Februar 1917 zur Disposition gestellt.
Nach der Wahl Miklós Horthys zum Reichsverweser ließ sich F. dauernd in Ungarn nieder, wo er umfangreiche Güter besaß, besonders im Westen und in der Baranya. Anders als die magyarisierte Nebenlinie des Erzherzogs Joseph (József) mußte F. mit seiner Familie das Ungarische erst mühsam lernen und paßte sich der neuen Umgebung nur schwer an. Der freundliche, konziliante und diplomatische F. hielt sich persönlich politisch sehr zurück, ließ sich jedoch von seiner ehrgeizigen Gattin Isabella von Croy (1856-1931) zu Plänen überreden, seinen Sohn Albrecht (1897-1955) zum ungarischen König oder Nachfolger Horthys zu machen. Sie spendete deshalb den „freien Königswählern“ um Gyula Gömbös beträchtliche Summen. F. unterstützte auch rechtsradikale Bünde wie den „Wehrschutzverein“ (Magyar Országos Véderő Egyesület = MOVE) und den „Verein Erwachender Magyaren“ (Ébredő Magyarok Egyesülete = ÉME), vermutlich auch die ersten Organisationen Adolf Hitlers in München.
F. war Stammvater der ungarischen (III.) Linie des Hauses Habsburg-Lothringen, da in seiner Ehe neben acht Töchtern Albrecht geboren wurde. Nach einem Vermerk des SS-Obersturmführers Kienast vom 22. Oktober 1943 soll der leibliche Vater Erzherzog Albrechts jedoch Pál Prónay, der ehemalige Flügeladjutant F.s, gewesen sein. (Bundesarchiv Koblenz, Pers. Stab Reichsführer SS, Nr. 2067.)
Literatur
Conrad von Hötzendorf, Franz Graf: Aus meiner Dienstzeit 1906-1918. Wien, Leipzig, München 1923.
Ratzenhofer, Emil: Erzherzog Friedrich. In: Militärwiss. Mitt. 68 (1937) 2, Sonderbeilage, S. II-VI.
Macartney, Carlile Aylmer: October Fifteenth. A history of modern Hungary. Bd 1. Edinburgh 1957.
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