Fényes, Elek, ungarischer Statistiker, geographischer und volkswirtschaftlicher Schriftsteller, * Csokaj (Komitat Bihar) 7.07.1807, † Neupest 23.07.1876, aus einer bescheiden begüterten adeligen Familie.
Leben
Nach Beendigung seiner juristischen Studien in Preßburg ergriff F. den Beruf eines Advokaten. 1836 zog er nach Pest und nahm am literarischen und politischen Leben der sich rasch entwickelnden Stadt wachsenden Anteil. Er interessierte sich in erster Linie für die wirtschaftlichen Probleme der bürgerlichen Entwicklung und spielte vom Anfang der 1840er Jahre an in mehreren wirtschaftsorientierten Verbänden bereits eine organisierende und leitende Rolle, so im „Landeswirtschaftsverein“ (Országos Magyar Gazdasági Egyesület = OMGE), im „Industrieverein“ (Iparegylet), im „Schutzverein“ (Védegylet), in der „Fabrikgründungsgesellschaft“ (Gyáralapító társaság). Er schaltete sich mit der Organisierung des „Nationalvereins“ (Nemzeti Kör), als dessen Vizepräsident, auch in das literarische Leben ein. Dieser literarische Verein, der sich auf bürgerliche, kleinbürgerliche und intelligenzlerische Schichten stützte, gab später auch Petőfis ersten Gedichtband heraus.
Immer bedeutender wurde vom Anfang der 1830er Jahre an die statistische Tätigkeit von F. Mit seinen Werken [insbesondere „Magyarország s a hozzá kapcsolt tartományoknak mostani állapotja statistikai s geographiai tekintetben“ (Die derzeitigen Verhältnisse Ungarns und der angeschlossenen Provinzen in statistischer und geographischer Hinsicht, 6 Bände, Pest 1836-1840), „Magyarország statisztikája“ (Die Statistik Ungarns, 3 Bände, Pest 1842-1843), „Magyarország leírása“ (Die Beschreibung Ungarns, 2 Bände, Pest 1847), „Magyarország geographiai szótára“ (Geographisches Wörterbuch Ungarns, 4 Bände, Pest 1851)] und seiner vielseitigen publizistischen Tätigkeit ergründete er quasi die potentielle wirtschaftliche Grundlage und Problematik der sich anbahnenden bürgerlichen Entwicklung in Ungarn. Politisch näherte er sich dabei immer mehr dem linken Flügel der Reformbewegung; er wurde Mitglied des „Oppositionsklubs“ (Ellenzéki Kör) und „Radikalklubs“ (Radikális Kör).
1848 wurde F. als Sektionsrat zum Leiter des im Rahmen des Innenministeriums aufgestellten Statistischen Amtes bestellt. Er stand bis zuletzt zur Regierung. Zwar gelang es ihm, der Vergeltung zu entgehen, doch erlaubten ihm die veränderten politischen Verhältnisse die Fortsetzung seiner früheren statistischen und wirtschaftspolitischen Arbeit nicht mehr. Nach erfolglosen oder im Stecken gebliebenen Ansätzen stellte er sich vorübergehend in den Dienst des absolutistisch-zentralistischen Systems und wurde Mitarbeiter des Amtsblattes der Regierung. Das wurde ihm in Ungarn nach dem Ausgleich nicht verziehen. Ohne Prestige und Ansehen erhielt er nur gelegentlich Aufträge und starb arm und fast vergessen in einem Vorort der Hauptstadt.
Die offizielle Statistik Ungarns konnte später auf den Grundlagen aufgebaut werden, die F. geschaffen hatte. Durch seine rege statistische und wirtschaftspublizistische Tätigkeit führte F. seinen Zeitgenossen die Notwendigkeit der gesellschaftlichen Reformen vor Augen und unterstützte entscheidend die Reformbewegung des Vormärz. Seine Werke stellen heute noch unentbehrliche Quellen dar, sie sind auch vom kulturgeschichtlichen Gesichtspunkt wichtig.
Literatur
Leipziger Illustrierte Zeitung, 1858, Nr. 760.
Horváth, Róbert: Fényes Elek, a haladó magyar statisztikus és reformer. Szeged 1957.
Fenyő, István: A haza és valósága. Fényes Elek a reformkor évtizedeiben. In: Ders.: Haza és tudomány. Budapest 1969, 321-430.
