Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Dosoftei

Dosoftei (eigentlich Dumitru Bărilă), rumänischer Dichter und Übersetzer, Metropolit der Moldau, * um 1624, † 1693.

Leben

D. wurde wahrscheinlich als Sohn eines arumunischen Händlers namens Leontari Bărilă geboren. Die Grundlagen seiner umfassenden Bildung und seiner erstaunlichen Fremdsprachenkenntnisse könnte er möglicherweise in der Schule der orthodoxen Bruderschaft zu Lemberg erworben haben, wo der mit ihm verwandte „Kiriac Papara“ aus Janina unterrichtete.
Mit dem Namen Dosoftei trat er in den geistlichen Stand ein. 1649 finden wir ihn als Hegumenos im Moldau-Kloster Pobrata. 1658 wurde er zum Bischof von Huşi und 1659 zum Bischof von Roman gewählt. 1671 bestieg er den Metropolitenstuhl der Moldau. Im Jahre 1673 floh er mit dem polenfreundlichen Hospodaren Ştefan Petriceicu unter den Schutz der polnischen Krone. 1675 kehrte er in die Moldau zurück. Als Überbringer eines an Moskau gerichteten Hilfeersuchens kam er im Jahre 1684 zwar nur bis Kiew, konnte dabei aber seine Verbindungen mit der ruthenischen Geistlichkeit vertiefen. 1686 führte der König Jan Sobieski auf seinem Rückzug aus der Moldau den Metropoliten mit sich. In Stryj bzw. in Żółkiew (Galizien) verbrachte D., der die Rückkehr in die Moldau aus politischen Gründen beharrlich verweigerte und deswegen sogar vom ökumenischen Patriarchen mit dem Bann belegt wurde, seine von materieller Not überschatteten letzten Lebensjahre.
Beeinflußt vom Werk des polnischen Dichters Jan Kochanowski (1530-1584) entstand während D.s erstem Exilaufenthalt seine Psalterübersetzung und -nachdichtung „Psaltirea s(fă)ntului Proroc David pre limba rumânească pre versuri tocmită“ (Der Psalter des heiligen Propheten David durch Verse in der rumänischen Sprache gefaßt, gedruckt 1673). Mit diesem ersten größeren Verskunstwerk in rumänischer Sprache gilt D. als der Begründer der rumänischen Dichtkunst. Ebenfalls in Versform folgte 1681 seine - literarisch allerdings weniger wertvolle - Geschichte der Moldau.
Besonders eng ist D.s Name mit der Ablösung der slawischen Kirchensprache durch das Rumänische verbunden. Dazu übersetzte er aus dem Griechischen eine Reihe von religiösen Büchern, besonders Liturgica. Vor allem ist die vierbändige, nach griechischen und slawischen Texten übersetzte und neu zusammengestellte Sammlung von Heiligenleben (Viaţa şi petriacerea svinţiloru, 1682-1686) zu erwähnen. Die Verbreitung dieser Bücher betrieb er durch die - mit Hilfe des Moskauer Patriarchen Ioakim verwirklichte - Wiedererrichtung einer Druckerpresse in der Moldau (1679). Diese literarische Tätigkeit führte D. auch nach seiner endgültigen Übersiedlung nach Galizien weiter, als er Werke griechischer Schriftsteller in die bei den Ruthenen gebräuchliche slawische Schriftsprache übertrug.

Literatur

Čeban, S. N.: Dosifej, mitropolit Sočavskij i ego knižnaja dejatel’nost. Kiev 1915.
Dincă, Gheorghe: Un mare cărturar din veacul al XVII-lea: Mitropolitul Dosoftei (1624-1694). Bucureşti 1939.
Negru, I.C.: Mitropolitul Dosiftei. In: Mitropolia Moldovei şi Sucevei 33 (1957) 110-126.

Verfasser

Ekkehard Völkl (GND: 124490999)

GND: 118910973

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118910973.html


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Empfohlene Zitierweise: Ekkehard Völkl, Dosoftei, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 422-423 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=748, abgerufen am: (Abrufdatum)

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