Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Yahya

Yahya, osmanischer Thronprätendent, * Magnesia (heute Manisa) ca. 1584, † Kotor 12.03.1648.

Leben

Anfang 1609 tauchte in Florenz ein Mann auf, der sich ,,Re Jachia Ottomano“ nannte und vorgab, der zweitgeborene Sohn Sultan Mehmeds III. mit einer Griechin namens Helena (angeblich aus dem Geschlecht der Komnenen von Trapezunt) zu sein. Er wäre zusammen mit seiner Mutter nach der Thronbesteigung seines Vaters aus dem Serail geflohen und in einem Kloster bei Saloniki auf den Namen Simeon getauft worden. Nach dem Tode seines Vaters wäre Ahmed (I.), der Drittgeborene, auf den Sultansthron gekommen, der Y. zustand.
Man schenkte seinen Behauptungen in Florenz weitgehend Glauben; Y. wurde mit toskanischen Galeeren an die syrische Küste geschickt, um mit Rebellen im asiatischen Teil der Türkei, vor allem mit dem Drusenemir Fahr ed-Din Verbindung aufzunehmen. Das Unternehmen endete ergebnislos. 1613 nahm Y. Kontakte mit Spanien auf, erhielt eine spanische Pension und fuhr nach Neapel, wo ihm aber die geforderte militärische Unterstützung verweigert wurde. Y. gab seine Pläne jedoch nicht auf und wandte sich 1617 erneut an den spanischen König Philipp III., um ihm einen Türkenfeldzug vorzuschlagen. Er gab vor, auf einer Reise durch den osmanischen Balkan Kontakte zu dortigen Verschwörerkreisen angeknüpft zu haben. Er reiste in der Folgezeit in ganz Europa umher und bat um Geld und Waffen für eine geplante Levanteexpedition. 1624 weilte Y. in der Ukraine, 1625 begleitete er die Zaporoger Kosaken auf ihren Raubzügen an die osmanische Südküste des Schwarzen Meeres. Nach seinem osteuropäischen Abenteuer hielt sich Y. 1628/29 in Prag auf; von dort aus nahm er Verbindung zu Albrecht Wallenstein auf, der ihn am 7. Juni 1629 auf seinem Gut in Güstrow empfing und ihm Hilfe für seine Unternehmungen in der Türkei versprach. Als dieses Versprechen wegen der Absetzung Wallensteins nicht erfüllt wurde, wandte sich Y. an den Herzog von Savoyen, an die Republiken Genua und Lucca und selbst an die Schweizer Eidgenossenschaft. In der Schweiz diente ihm der deutsche Philologe und etwas zweifelhafte Theologe Kaspar Schop (Gaspare Scioppio) als Vermittler. Schop bekam von Y. versprochen, er würde im Falle seiner Machtübernahme in Konstantinopel zum Rektor der neuzugründenden Akademie von Athen berufen werden; gleichzeitig wurde er zum Fürsten von Athen, Herzog von Böotien und zum Grafen von Claravalle (dem antiken Tempetal) ernannt. 1647 trat Y. als Alessandro Varna in venezianische Dienste und beendete sein ruheloses Leben ein Jahr später in Kotor.
Sich über seine Person ein Urteil zu bilden fällt schwer; ob er Sultanssohn war oder nicht dürfte sich kaum noch feststellen lassen. Ab 1609 finden sich jedenfalls in verschiedenen europäischen Archiven Hinweise auf seine Tätigkeit. Als gesichert kann gelten, daß Y. in der ersten Hälfte des 17. Jh.s fast alle europäischen Fürstenhöfe beschäftigt und interessiert hat.

Literatur

Catualdi, Vittorio: Sultan Jahja dell’Imperial Casa Ottomana, od altrimenti Alessandro Conte di Montenegro ed i suoi discendenti in Italia. Trieste 1889.
Antoljak, Stjepan: ,,Sultan Jahja“ u Makedoniji. In: Godišen zbornik. Filozofski fakultet na Univerzitetot Skopje. Istorisko-filološki oddel 13 (1962) 109-166.
Bartl, Peter: Der Westbalkan zwischen spanischer Monarchie und osmanischem Reich. Zur Türkenkriegsproblematik an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Wiesbaden 1974.

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)


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Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Yahya, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 474-475 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1883, abgerufen am: (Abrufdatum)

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