Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Simović, Dušan T.
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Simović, Dušan T.

Simović, Dušan T., jugoslawischer General und Ministerpräsident, * Kragujevac 09.11.1882, † Belgrad 26.08.1962.

Leben

S. begann seine militärische Laufbahn mit Abschluß der Militärakademie im Jahr 1900. Er nahm an den beiden Balkankriegen und (als Chef eines Divisionsstabes) am Ersten Weltkrieg teil. In der Zwischenkriegszeit war er u. a. Kommandant des 2. Divisionsbereichs, Generalstabschef der Armee und (ab Herbst 1940) Befehlshaber der jugoslawischen Luftstreitkräfte. Wiederholt trat er auch als Autor militärwissenschaftlicher Arbeiten hervor (Taktika vazduhoplovstva, Novi Sad 1928; Savremene ratne doktrine, Belgrad 1939 u. v. m.). Die Verständigungspolitik der Regierung Cvetković-Maček mit den Dreimächtepaktstaaten lehnte er ab und wurde hierin von amerikanischen und britischen Kreisen bestärkt. Inwieweit er auch dem serbisch-kroatischen sporazum von 1939 negativ gegenüberstand, ist nicht völlig geklärt. Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges setzte sich S. innenpolitisch für eine energische Bekämpfung der kommunistischen Bewegung und militärpolitisch für einen intensivierten Ausbau der Verteidigungslinien gegenüber einem möglichen Angriff der Dreimächtepaktstaaten ein, konnte sich aber im letzten Punkt nur teilweise durchsetzen. Nachdem Cvetković und Außenminister Aleksandar Cincar-Marković trotz der zuvor erfolgten Warnungen S.s gegenüber dem Prinzregenten Paul am 25. März 1941 in Wien das Protokoll über den Beitritt Jugoslawiens zum Dreimächtepakt unterzeichnet hatten, kam es in der Nacht vom 26. zum 27. März unter Führung des Luftwaffengenerals Bora Mirković zum Regierungssturz in Belgrad. Der junge Peter II. Karadjordjević wurde zum König proklamiert und S. als Ministerpräsident eingesetzt. Nach Bekanntwerden des Umsturzes und unter dem Eindruck der ,,achsen“feindlichen Demonstrationen in Belgrad beschloß Hitler noch am 27. März die Zerschlagung Jugoslawiens „als Staatsgebilde“. Vergeblich versuchte S., nach innen und außen Zeit zu gewinnen. Um das serbisch-kroatische Spannungsverhältnis nicht zu verschärfen, bemühte er sich, die Mitarbeit Mačeks für sein Konzentrationskabinett der serbischen Parteien zu gewinnen (dieser trat jedoch erst am 03.04. der neuen Regierung bei). Gegenüber Deutschland und Italien wurde versichert, daß Jugoslawien seinen internationalen Verpflichtungen treu bleiben werde. Am 1. April, als die deutschen Vorbereitungen für den Angriff auf Jugoslawien bereits voll angelaufen waren, begannen in Belgrad Besprechungen mit dem Chef des britischen Generalstabs, Sir John Dill, über eine militärische Kooperation, die jedoch ebensowenig wie die folgenden britisch-jugoslawisch-griechischen Generalstabsbesprechungen bei Florina zu einem konkreten Ergebnis führten. Der unter dem Datum des 5. April mit der Sowjetunion Unterzeichnete Freundschafts- und Nichtangriffspakt konnte seinerseits die mit dem Umsturz eingeleitete Entwicklung nicht mehr aufhalten: In den frühen Morgenstunden des nächsten Tages begann ohne vorherige Kriegserklärung der deutsche Angriff auf Jugoslawien mit einem Bombardement Belgrads, das am 3. April von der Regierung S. zur offenen Stadt erklärt worden war. S. übernahm nun zusätzlich den Posten des Oberbefehlshabers der jugoslawischen Armee, den er am 14. April an General Danilo Kalafatović abgab. Gleichzeitig ermächtigte er diesen - anscheinend ohne Wissen und Billigung des Ministerrats - mit der Aufnahme von Verhandlungen über einen „ehrenvollen Waffenstillstand“. Da der Oberbefehlshaber der deutschen 2. Armee, Generaloberst Freiherr Maximilian von Weichs, die „bedingungslose Waffenstreckung“ verlangte, erfolgte die Unterzeichnung der Kapitulationsurkunde erst am 17. April. Zwei Tage zuvor hatte die Regierung S. von Nikšić aus das Land in Richtung Athen und Jerusalem verlassen. Als Ministferpräsident der Exilregierung in London amtierte S. noch bis zum 12./13. Januar 1942 und wurde dann von Slobodan Jovanović abgelöst. Nachdem sich S. im Februar 1944 für die Anerkennung der Volksbefreiungsbewegung sowie anschließend für das Tito-Šubasić-Abkommen ausgesprochen hatte, kehrte er im Mai 1945 nach Jugoslawien zurück.

Literatur

Peter II., King of Yugoslavia: A King’s Heritage. New York 1954 (London 1956).
Čulinović, Ferdo: Slom stare Jugoslavije. Zagreb 1958.
Hoptner, Jacob B.: Yugoslavia in Crisis 1934-41. New York, London 1962.
Terzić, Velimir: Jugoslavija u aprilskom ratu 1941. Titograd 1963.
Čulinović, Ferdo: 27 mart. Zagreb 1965.
Kljaković, Vojmir: Memoari generala Simovića i dokumenti 1939-1942. In: Politika, 21.8.-24.9.1970.
Olshausen, Klaus: Zwischenspiel auf dem Balkan. Die deutsche Politik gegenüber Jugoslawien und Griechenland von März bis Juli 1941. Stuttgart 1973. = Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte. 14.

Verfasser

Holm Sundhaussen (GND: 120956055)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd129962260.html


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Empfohlene Zitierweise: Holm Sundhaussen, Simović, Dušan T., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 126-127 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1653, abgerufen am: (Abrufdatum)

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