Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Siantos, Georgios

Siantos, Georgios, griechischer Politiker, * Karditsa (Thessalien) 1890, † Athen 20.05.1947.

Leben

Seit frühester Jugend gehörte S. der sozialistischen Bewegung an. Er war Mitglied des Stammkaders der Gewerkschaftsbewegung der Tabakarbeiter. Von 1911 bis 1920 diente er in der Armee und brachte es bis zum Feldwebel. 1920 wurde er Mitglied der neugebildeten sozialistischen Arbeiterpartei. 1925 wurde er Generalsekretär des Zentralkomitees der KKE (Kommunistiko Komma Ellados = Kommunistische Partei Griechenlands). 1928 besuchte er die Sowjetunion als Vertreter Griechenlands auf dem Kominternkongreß. Im Jahre 1931 spaltete sich die KKE, S. wurde des Abweichlertums beschuldigt, und Nikos Zachariadis trat an seine Stelle. S. ging in die Sowjetunion und kehrte erst 1933 zurück. Nach seiner Rückkehr übernahm er 1934 die Leitung der Parteiorganisation in Piräus. Nach kurzer Zeit war er wieder Mitglied des Politbüros. S. wurde wegen seiner Gesinnung und Tätigkeit oftmals verhaftet, eingesperrt und deportiert. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, während eines Kuraufenthalts als Häftling im Kloster Petra, gelang ihm die Flucht. Er kam nach Athen, übernahm anstelle des ins Konzentrationslager nach Dachau deportierten Zachariadis die Führung der illegalen KKE und organisierte zusammen mit Aris Veluchiotis (Thanasis Klaras) den Widerstand gegen die Deutschen. Neben dem 1941 gegründeten EAM (Ethniko Apeleftherotiko Metopo = Nationale Befreiungsfront) gründete er im Oktober 1942 nach dem Vorbild Titos die Partisanenarmee des EL AS (Ethnikos Laikos Apeleftherotikos Stratos = Nationale Volksbefreiungsarmee), die zunächst nicht als kommunistisch in Erscheinung trat. Es gelang ihm, das strategische Talent von Stefanos Sarafis zu gewinnen, der Führer beider kryptokommunistischen Organisationen wurde. Der Zusammenschluß der Partisanenarmeen war der Beginn der Bemühungen des KKE, den Widerstand rein kommunistisch zu machen. Am 12. Juli 1943 nahm S. an der kommunistischen Konferenz von Kastania teil, wo die Solidarität der kommunistischen Partisanen von Jugoslawien, Albanien und Griechenland bekundet wurde. Im September des Jahres 1943 übernahm S. selbst die Leitung der Vertretung des KKE im EAM/ELAS und intensivierte die Offensiven gegen die mit dem englischen Geheimdienst zusammenarbeitende Partisanengruppe des EDES (Ethnikos Dimokratikos Ellinikos Sindesmos = Nationale Republikanische Griechische Liga) unter Leitung von General Zervas. Die Offensive scheiterte jedoch, und am 29. Februar 1944 mitunterzeichnete S. als Mitglied des Zentralkomitees des EAM/ELAS den Vertrag von Plaka, in dem die feindlichen Partisanengruppen ein kooperatives Vorgehen gegen die Deutschen beschlossen. Damit verloren die Kommunisten die Vormachtstellung im Abwehrkampf. S. fungierte als Vorsitzender des Nationalrates der am 10. März 1944 gegründeten PEEA (Politiki Epitropi Ethnikis Apeleftherosis = Politisches Komitee der Nationalen Befreiung), der in Koryschades (Evritania) zusammentrat, und übernahm die Führung des Inlandflügels des KKE. Im Mai 1945 kehrte Zachariadis aus dem Konzentrationslager Dachau nach Griechenland zurück und löste S. in seinem Amt ab. S. verblieb bis zu seinem Tode Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei.

Literatur

Stavrianos, Leften S.: The Greek National Liberation Front. A study in resistance organisation and administration. In: J. mod. Hist. 24 (1952) 42-55.
Mathiopulos, Basil P.: Die politischen Parteien Griechenlands. In: Internationales Jahrbuch der Politik (1955) 308-314.
Chutas, Stilianos: I ethniki antistasi ton Ellinon 1941-1945. Athen 1961.
Kusulas, George: Revolution and Defeat. The story of Greek Communist Party. London 1965.
Richter, Heinz: Griechenland zwischen Revolution und Konterrevolution (1936-1946). Frankfurt/M. 1973.

Verfasser

Walter Puchner (GND: 115411496)

GND: 1082521442

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082521442.html


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Empfohlene Zitierweise: Walter Puchner, Siantos, Georgios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 119-120 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1649, abgerufen am: (Abrufdatum)

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