Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

R. trat nach dem Studium der Rechtswissenschaften als Anhänger der Unionisten in den kroatischen Sabor ein und wurde am 7. Januar 1908 zum kroatischen Banus bestellt. Seine Hauptaufgabe bestand in der Festigung des dualistischen Regimes in Kroatien und zwar in Zusammenarbeit mit der Rechtspartei Josip Franks. Vorerst unternahm der neue Banus große Anstrengungen, um bei den Wahlen der serbisch-kroatischen Koalition eine entscheidende Niederlage zu bereiten und scheute vor Manipulationen und militärischem Druck auf die Opposition nicht zurück. Die Wahlen vom 28. Februar 1908 brachten jedoch der Koalition einen überwältigenden Sieg, die 57 von 88 Mandaten erringen konnte. Die Rechtspartei Franks erhielt 24 Mandate. R. konnte nicht einmal die Wahl eines einzigen Anhängers durchsetzen. Bei der Eröffnung des kroatischen Sabors am 14. März 1908 kam es zu Tumulten und er wurde vertagt, noch ehe er sich hatte konstituieren und die Wahl der Abgeordneten ins gemeinsame Parlament vornehmen können. R. verzichtete auch in der Folge auf jeden Schein einer verfassungsmäßigen Regierung, und in den nächsten zwei Jahren herrschte in Kroatien der Absolutismus. In einer von den Presseorganen der Regierung geführten regelrechten Kampagne gegen die serbisch-kroatische Koalition beschuldigte man sie vertraulicher Verbindungen mit der serbischen Regierung. Die Verhaftung der Brüder Adam und Valerijan Pribičević bildete dann den Auftakt zu einer Inhaftierungswelle, und im Januar 1909 warteten in Zagreber Gefängnissen 58 Serben auf ihren Prozeß. Wien wünschte im Zusammenhang mit der Annexion Bosniens und der Herzegowina Beweise für das Bestehen einer hochverräterischen Agitation. Der Zagreber Hochverratsprozeß wurde am 15. Januar 1909 eröffnet. Hauptanklagepunkt war der Bestand einer großserbischen revolutionären Bewegung in Kroatien vom „Slovenski Jug“ in Belgrad ausgehend und mit dem Ziele der Schaffung eines großserbischen Reiches auf Kosten der Monarchie. Am 5. Oktober erfolgte nach einem für beide Seiten zermürbenden Verfahren ohne eindeutiges Ergebnis der Urteilsspruch, der für einen Teil der Angeklagten hohe Freiheitsstrafen brachte. Kurz danach, am 9. Dezember 1909, kam es in Wien zum Prozeß gegen den Historiker Heinrich Friedjung, der am 12. Dezember mit einer Bloßstellung der diplomatischen Methoden Aloys Lexa von Aehrenthals endete. Damit war die Stellung R.s unhaltbar geworden und es erfolgte am 5. Februar 1910 seine Ablösung durch Nikola Tomašić.

Seton-Watson, Robert William: Absolutismus in Kroatien. Wien 1909.

Ders.: Die südslawische Frage im Habsburger Reiche. Berlin 1913.

Horvat, Josip: Politička povijest Hrvatske. Bd 1. Zagreb 1936.

Pisarev, Jurij Alekseevič: Nacional’noe dviženie v Chorvatii i Voevodine v 1908-1909 gg. In: Učenye zapiski Instituta Slavjanovedenija 15 (1957) 105-146.

Gross, Mirjana: Hrvatska uoči aneksije Bosne i Hercegovine. In: Istorija XX veka 3 (1961) 153-274.

Lebl, Arpad: Hrvatsko pitanje kroz prizmu ugarskog parlamenta 1892-1918. In: Hist. Zborn. 17 (1964) 259-301.

Povijest hrvatskog naroda g. 1860-1914. [Von] Jaroslav Šidak, Mirjana Gross [u. a.]. Zagreb 1968.