Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Nikola von Modruš, Niccolo

Nikola von Modruš (Niccolo Modrussiense, Niccolo Machinense), dalmatinischer Humanist, * Grbalj (bei Kotor) um 1427, † Rom 1480.

Leben

N. erhielt seine Ausbildung von 1434 bis 1455 in Venedig, wo er u. a. bei Paolo della Pergola (Paulus Pergolense) Theologie und Philosophie studierte. Nachdem er den Doktorgrad erlangt hatte, kehrte er nach Dalmatien zurück, wo er zunächst das Benediktinerkloster St. Lucia in Baška als Pfründe erhielt. Am 14. November 1457 wurde er zum Bischof von Senj ernannt, am 18. Mai 1461 zum Bischof von Modruš (Modrussa), einem erst 1460 gegründeten Bistum in der Lika. Der Widerstand der Fürsten von Krbava gegen die Neugründung führte dazu, daß N. 1462 einige Zeit in deren Gefangenschaft verbrachte. Schon 1461 war N. mit einer päpstlichen Gesandtschaft nach Bosnien gezogen, um Stefan Tomašević die Königswürde zu verleihen, 1463 reiste er als Nuntius des Papstes an den bosnischen Königshof, um konkrete Aktionen gegen die Osmanen anzuregen. König Stefan Tomašević verweigerte daraufhin den Türkentribut und griff osmanische Festungen an, was zwar zu einer Verbesserung seines Verhältnisses zu Matthias Corvinus führte, zugleich aber Ursache für den osmanischen Gegenschlag wurde, der ganz Bosnien unter türkische Herrschaft brachte. N. begab sich daraufhin an den Hof des ungarischen Königs, um die antitürkischen Pläne des Papstes Pius II. voranzutreiben. 1464 verließ er Ungarn, das er, wie sein Heimatland, nicht mehr besuchen sollte. Von 1464 bis zu seinem Tode diente er dem päpstlichen Stuhl als Gouverneur verschiedener italienischer Städte, außerdem nahm er als Vizelegat am Krieg gegen Florenz teil (1478). Eine Aufgabe in den antitürkischen Unternehmungen seiner Zeit übernahm er noch einmal 1472, als er päpstlicher Kommissar in Venedig wurde und die päpstliehen Schiffe der vereinigten Flotte begleitete, die 1472 unter Kardinal Oliviero Caraffa verschiedene Operationen an der anatolischen Küste unternahm. N. starb vor dem 15. Mai 1480 in Rom. Die Bedeutung N.s liegt in einigen theologischen und historisch-politischen Schriften. In seinem Werk „De bello Gothorum“ (1473) berichtet N. u. a. über eigene Erlebnisse während seiner Missionen auf dem Balkan; ähnliche autobiographische Teile enthält „Defensio ecclesiasticae libertatis“ (1479). Eine Gedenkrede N.s auf den befreundeten Kardinal Pietro Riario wurde zur ersten Inkunabel eines südslawischen Autors, sie wurde 1474 und danach mehrfach gedruckt. Von besonderem Interesse ist ein Brief N.s an die Geistlichkeit von Modruš, in dem er die Berechtigung und den Wert der glagolitischen Liturgie gegen ihre Feinde in seiner Diözese verteidigt (1477/1480). Durch seine zahlreichen Werke, wie durch einen bedeutenden Schriftwechsel kann N. als einer der hervorragenden südslawischen Humanisten des 15. Jh.s gelten.

Literatur

Frati, Carlo: Evasio Leone e le sue ricerche intorno a Niccolò vescovo Modrussiense. In: La bibliofilia. Rivista di storia del libro e delle arte grafiche di bibliografia ed erudizione 18 (1916) 1-35, 81-98 (5 Faks.), 183-185.
Mercati, Giovanni: Notizie varie sopra Niccolò Modrussiense. In: Ebd. 26 (1924/25) 165-179, 253-265, 289-299, 359-372 (9 Faks.).
Žic, Nikola: Glagoljsko pismo Nikole Modruškoga. In Slovo. Časopis staroslavenskog instituta 1 (1952) 33-35.

Verfasser

Frank Kämpfer (GND: 129105678)

GND: 100955134

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd100955134.html


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Empfohlene Zitierweise: Frank Kämpfer, Nikola von Modruš, Niccolo, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 324-325 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1456, abgerufen am: (Abrufdatum)

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