Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Movilă, Petru
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Movilă, Petru

Movilă, Petru (Petro Mogyla), Metropolit von Kiev 1633-1647, * Moldau 21.12.1596, † Kiev 1.1.1647, dritter Sohn des moldauischen bzw. walachischen Fürsten Simion M. und der Marghita (Melania) Hâra.

Leben

Mit seiner Übersiedelung nach Galizien (1607 oder später) zählt M. zu den zahlreichen Angehörigen des Geschlechts der M., die aus politischen Gründen ihre Zuflucht in den Ländern der polnischen Krone suchen mußten. Der Großhetman Stanisław Zołkiewski, der Hetman Jan Karol Chodkiewicz und der Kiever Metropolit Iob Boreckyj sorgten dafür, daß M. in Lemberg eine standesgemäße Erziehung und Bildung erhielt. Letztere stand im Geist des westlichen Humanismus, wobei aber auch die orthodoxe Theologie Berücksichtigung fand. Der zuweilen vertretenen Meinung, M. habe sich zu Studienzwecken in Westeuropa aufgehalten, fehlt noch ein stichhaltiger Beleg. Mit der Zeit erwiesen sich offenbar bestehende Pläne, auf den moldauischen Thron zu gelangen, als aussichtslos. M., der auch im polnischen Heer gedient hatte, widmete sich somit gänzlich dem geistlichen Stand. Hier durchlief er eine ungewöhnlich steile Karriere. 1625(?) trat er in das Kiever Höhlenkloster ein; 1627 wurde er zum Archimandriten gewählt; 1633 erlangte er das Amt des (nicht-unierten) „Metropoliten von Kiev, Halič und ganz Rußland“. M. verschrieb seine kirchenpolitischen und literarischen Tätigkeiten mit Erfolg dem Ziel, die ruthenische Orthodoxie gegenüber der vom Staat geschützten unierten Kirche zu festigen. Es sei vor allem auf den Aufbau einer geisteswissenschaftlichen Hochschule, dem „Collegium Kioviense“ (Kievo Mohyljans’ka Kolegija), hingewiesen. Als zweckdienliches Mittel schien ihm dabei eine Anlehnung an Seelsorgs- und Lehrmethoden, in einigen Punkten auch an Lehrinhalte, des Katholizismus. Seine Bedeutung wuchs weit über den ruthenischen Bereich hinaus, als er - in einer Reaktion auf die kalvinisch beeinflußte Lehre des Patriarchen Kyrillos Lukaris - eine zuverlässige und zeitgemäße Definierung der orthodoxen Lehre anregte. Hierzu verfaßte er seine „Confessio fidei orthodoxae“ (1640), die er in Jassy einer aus griechischen, ruthenischen und moldauischen Vertretern zusammengesetzten Synode vorlegte (1642). In abgewandelter Form und (aus dem Lateinischen) ins Griechische übertragen wurde sie 1643 vom ökumenischen Patriarchen als verbindlich anerkannt. Übersetzungen ins Rumänische (1691) und ins Russische (1696) erleichterten die weite Verbreitung dieser Bekenntnisschrift. M., der zeitlebens den Titel „voevodič Moldovae“ führte, blieb in enger Verbindung mit seiner Heimat. Sein kulturelles Wirken strahlte auf die Donaufürstentümer aus. Dies gilt zuvorderst für die Förderung des Buchdrucks durch ruthenische Drucker und unter Verwendung ruthenischer Vorlagen; dies gilt auch für die nach Kiever Vorbild erfolgte Gründung einer Schule im Kloster Trei Ierarhi zu Jassy (1640) durch ruthenische Lehrer.

Literatur

Golubėv, Stepan T.: Kyivs’kyj mitropolit Petro Mogila ta jogo spodvyžnyky. 2 Bde. Kyiv 1883/98.
Legrand, Emile: Pierre Mogila. In: Ders.: Bibliographie hellenique ou description raisonée au dix-septième siècle. Bd 3. Paris 1896, 104-159 (Nachdruck Bruxelles 1963).
Panaitescu, Petre P.: L’influence de l’oeuvre de Pierre Mogila, archevêque de Kiev, dans les Principautés roumaines. In: Mélanges de l’École roumaine en France. Bd 1. Paris 1926, 1-95.
Ionescu, Teofil: La vie et l’oeuvre de Pierre Movila. Paris 1944.
Gundlach, Rudolf: Kirche und Sakrament in der Confessio orthodoxa des Petrus Mogilas. In: Kirche im Osten 4 (1961) 15-36.
Žukovs’kyi, Arkadij: Petro Mohyla j pytannja ednosty cerkov. Paris 1969.

Verfasser

Ekkehard Völkl (GND: 124490999)

GND: 119439336

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119439336.html


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Empfohlene Zitierweise: Ekkehard Völkl, Movilă, Petru, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 241-242 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1401, abgerufen am: (Abrufdatum)

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