Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Königsegg-Rothenfels, Joseph Lothar Dominik Graf
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Königsegg-Rothenfels, Joseph Lothar Dominik Graf

Königsegg-Rothenfels, Joseph Lothar Dominik Graf, österreichischer Feldmarschall und Diplomat, * Wien 17.05.1673, † ebd. 8.12.1751.

Leben

Ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, folgte K. seiner Neigung und trat 1691 in den Dienst der kaiserlichen Armee in Ungarn ein. In den Feldzügen des Spanischen Erbfolgekrieges errang er sich bald das Vertrauen des Prinzen Eugen von Savoyen, erhielt das Kommando in Mantua und assistierte Eugen 1714 bei den Friedensverhandlungen von Rastatt. In den anschließenden Jahren erfüllte K. diplomatische Aufgaben in den Niederlanden (Abschluß des Barrierevertrages 1715), sodann als kaiserlicher Gesandter in Paris und in Warschau. Am 24. Mai 1722 wurde dem bald darauf zum Feldmarschall beförderten K. das Oberkommando in Siebenbürgen und in der kaiserlichen Walachei übertragen. In der 1717 erworbenen Kleinen Walachei widmete sich K. dem Aufbau einer geordneten Verwaltung. In zahlreichen Berichten an den Hofkriegsrat schlug K. eine vollständige Reform der Administration, die Absetzung des rumänischen Banus, die Errichtung eines Gymnasiums und eine Bevölkerungsvermehrung vor, die neben der Rückgewinnung von Flüchtlingen die Umsiedlung der auf dem sächsischen Königsboden Siebenbürgens seßhaften Rumänen in die Walachei zum Gegenstand der Planung machte. Seine Vorschläge fanden in Wien erst nach seiner Abberufung aus Siebenbürgen im September 1726 ihre teilweise verdiente Berücksichtigung, mit Ausnahme seines Ansiedlungsplanes sowie seiner Abänderungsvorschläge zur Verfassung Siebenbürgens, die die Sachsen der Jurisdiktion des Guberniums, des Landtages und der Hofkanzlei entziehen und sie dem kommandierenden General und dem Hofkriegsrat unterstellen wollten. Nach erfolgreicher Wirksamkeit als Gesandter in Haag, dann in Madrid (1725 bis 1730), erhielt K. 1728 die Berufung zum Vizepräsidenten des Hofkriegsrates, 1734 den Oberbefehl am italienischen Kriegsschauplatz und 1736 in Nachfolge des verstorbenen Prinzen Eugen den Vorsitz im Hofkriegsrat. Nach dem unglücklichen Feldzug des Jahres 1737 gegen die Türken bestellte ihn Kaiser Karl VI. zum eigentlichen Operationsleiter im Jahresfeldzug 1738. K. gelang es, die Türken im Juli bei Mehadia zurückzuschlagen und Orschowa zu entsetzen. Trotz dieses Erfolges befahl K. aus unerklärlichen Gründen den Rückzug vor dem vorrückenden Türkenheer und überließ damit das Banat und Siebenbürgen ungeschützt dem Feind. Nach dem Falle Orschowas bezog K. mit seiner Armee bei Belgrad ein Lager, verlor jeden Kontakt mit den Bewegungen des feindlichen Heeres, und nur der freiwillige Rückzug der Türken aus dem Banat verhütete Schlimmeres. Der als Diplomat wohl sehr begabte, als General aber recht unentschlossene und vorsichtige K. wurde daraufhin seines Amtes als Hofkriegsratspräsident enthoben und erhielt den bedeutungslosen Posten eines Obersthofmeisters der Kaiserin. Später wurde K. wiederum mit militärischen Aufgaben an der Seite Karls von Lothringen betraut, kehrte aber 1745 nach einer Verwundung vom niederländischen Kriegsschauplatz nach Wien zurück. Bis zu seinem Tod hatte K. das Amt des Konferenzministers und Beraters der Kaiserin inne.

Literatur

Jacubenz, Paul: Die Cis-alutanische Walachei unter kaiserlicher Verwaltung 1717-1739. In: Mitteilungen des k. u. k. Kriegsarchivs, N. F. Bd 12 (1900) 171-250.
Teutsch, Friedrich: Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Bd 2. Hermannstadt 1907.
Redlich, Oswald: Das Werden einer Großmacht. Österreich von 1700 bis 1740. Baden bei Wien, Leipzig 1938.
Papacostea, Şerban: Oltenia sub stăpînirea austriacă (1718-1739). Bucureşti 1971.

Verfasser

Gerhard Seewann (GND: 1069961280)

GND: 137058179

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd137058179.html


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Empfohlene Zitierweise: Gerhard Seewann, Königsegg-Rothenfels, Joseph Lothar Dominik Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 454-455 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1163, abgerufen am: (Abrufdatum)

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