Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Gennadios II. Scholarios
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Gennadios II. Scholarios

Gennadios II. Scholarios, Patriarch von Konstantinopel 6.01.1454-6.01.1456 (?), April-Juli 1463 (?), Juli 1464-Oktober 1465 (?), * Konstantinopel um 1405, † bei Serrai nach 1472

Leben

Georgios Kurteses (so der eigentliche Name) hatte sich bereits als Leiter einer Privatschule und als Anwalt einen Namen gemacht, ehe er am Hof vom Scholarios (daher der Beiname) bis zum kaiserlichen Sekretär avancierte; als solcher nahm er am Konzil von Ferrara-Florenz (1438/39) teil. Vom Unionsbefürworter wandelte sich G. unter dem Einfluß seines Lehrers Markos Eugenikos ab 1443 zum erbitterten Unionsgegner, wodurch er mit der kaiserlichen Politik so in Konflikt kam, daß ihn Konstantin XI. (XII.) in ein Kloster zwang. Aber auch als Mönch Gennadios, als der er 1451 vor einer Hussitendelegation brillierte, opponierte er unvermindert heftig gegen die Union. Nach dem Fall Konstantinopels wurde er zunächst nach Adrianopel gebracht, dann aber von Mehmed II. zum Patriarchen bestellt. In zunehmendem Maß auf sich allein gestellt, dankte er ab und zog sich vorübergehend auf den Athos und dann in das Prodromos-Kloster bei Serrai zurück, wo er nach zweimaliger kurzzeitiger Rückkehr auf den Patriarchenthron gestorben ist.
Der vielseitig gebildete G., der schon zu Lebzeiten zum legendären Mahnmal für die Orthodoxie als letztem Hort der Freiheit geworden war, gehört zu den fruchtbarsten byzantinischen Autoren. In seinem gewaltigen Oeuvre überwiegen theologische Werke, darunter polemische Abhandlungen gegen die Lateiner, Juden und den „Freigeist“ Georgios Gemistos Plethon, asketische und liturgische Schriften, kleinere Traktate (einer davon ist an den Serbenfürsten Georg I. Branković gerichtet), Predigten und eine an den Islam adressierte Apologie des orthodoxen Glaubens. Hinzu kommen Übersetzungen aus dem Lateinischen (besonders Thomas von Aquin), Kommentare zu Aristoteles, Briefe, Reden und eine Einführung in die Grammatik.

Literatur

Dobschütz, Ernst von: Ein Schreiben des Patriarchen Gennadios Scholarios an den Fürsten Georg von Serbien. In: Arch. slav. Philol. 27 (1905) 246-257.
Petit, Louis, X. A. Siderides, Martin Jugie (Hrsg.): Oeuvres complètes de Georges Scholarios. 8 Bde. Paris 1928/36.
Bones, Konstantinos G.: Georgios-Gennadios Kurteses ho scholarios. In: Nea Hestia 53 (1953) 841-854.
Beck: 760-763 (mit Bibliographie).
Laurent, Vitalien: Les premiers patriarches de Constantinople sous domination turque (1454-1476). Succession et Chronologie. In: Rev. Ét. byzant. 26 (1968) 229-263.
Turner, C. I. G.: The carreer of George-Gennadios Scholarios. In: Byzantion 39 (1969) 420-455.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

GND: 118958062

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118958062.html


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Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Gennadios II. Scholarios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 23-24 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=860, abgerufen am: (Abrufdatum)

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