Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Plethon, Georgios Gemistos
Bild: Wikimedia Commons
Wikidata: Q220313

In den Suchergebnissen blättern

Treffer 
 von 1526

Plethon, Georgios Gemistos

Plethon, Georgios Gemistos, byzantinischer Philosoph, * Konstantinopel (?) um 1360, † Mistra 26.06.1452.

Leben

Nach umfassender Ausbildung in Konstantinopel ging P. - dies ist ein Deckname für Gemistos - um 1380 an den Hof Murads I. und Bayezids I. nach Adrianopel und Bursa. Schockiert durch die Verbrennung seines dortigen Lehrers, des Juden Elisaios, kehrte er um 1393 nach Konstantinopel zurück, wo er offenbar bald in den Vertrautenkreis Kaiser Manuels II. Palaiologos vorrückte. Um 1414 ging er, zunächst vielleicht als Erzieher von Manuels Sohn Theodoros II., in die Peloponnes, wo ihn seine Lehrtätigkeit schnell berühmt machte; der spätere Patriarch Gennadios Scholarios und der spätere Kardinal Bessarion gehörten zu seinen Schülern. Dem Hof auch weiterhin eng verbunden, begleitete er, obwohl an der Unionsfrage nur mäßig interessiert, Kaiser Johannes VIII. Palaiologos 1438/39 zum Konzil nach Ferrara/Florenz; sofort nach der Unterzeichnung begab er sich an die Akademie des Cosimo de’ Medici und feierte dort Triumphe, ehe er (vor 1441) in die Peloponnes zurückkehrte.
P. war durch und durch Platoniker. Das allein war schon unbyzantinisch genug, doch noch bedeutsamer sind die politischen Konsequenzen seiner Philosophie: In zwei an Manuel II. und den Despoten Theodoros I. gerichteten Denkschriften entwarf er die Umstrukturierung der Peloponnes in eine platonische Politeia, in der gemeinsame Abstammung und Erziehung in antik-griechischem Geist ein Bollwerk gegen die drohende Türkengefahr bilden sollten. Für das Christentum blieb kein Platz; der kirchliche Widerstand führte denn auch nach P.s Tod zur Verbrennung seines Hauptwerks, der „Gesetze“, war ansonsten aber bemerkenswert passiv. Um einiges hitziger waren die Diskussionen über die Frage, ob Aristoteles oder Plato der Vorzug gebühre. Die Diskussion überhaupt in Gang gebracht zu haben und zwar in Ost und West gleichermaßen, ist mit das Verdienst von P., der - symbolhaft für seine Mittlerrolle zwischen Orient und Okzident - in Rimini begraben liegt. Die Probe darauf, ob sein Staatsmodell nur Utopia war, ließ die Geschichte nicht zu.

Literatur

Masai, François: Pléthon et le platonisme de Mistra. Paris 1956 (mit Bibliographie).
Barker, Ernest: Social and political Thought in Byzantium from Justinian I. to the last Paleologus. Oxford 1957, 196-212.
Moravcsik: Bd 1, 477-479 (mit Bibliographie).
Klein-Franke, F.: Die Geschichte des frühen Islam in einer Schrift des Georgius Gemistos Pletho. In: Byzant. Z. 65 (1972) 1-8.
Soldatos, Christos: Georgios Gemistos Plethon. Athen 1973.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

GND: 118595040

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118595040.html


RDF: RDF

Vorlage (GIF-Bild):  Bild1   Bild2   

Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Plethon, Georgios Gemistos, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 466-467 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1543, abgerufen am: (Abrufdatum)

Druckerfreundliche Anzeige: Druckerfreundlich

Treffer 
 von 1526
Ok, verstanden

Website nutzt Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können. Mehr Infos