Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Süleyman Çelebi

Süleyman Çelebi (Emir Süleyman), osmanischer Sandschakbey, * 1377, † bei Edirne 17.02.1411, ältester Sohn Bayezids I.

Leben

Entsprechend dem frühosmanischen Brauche, die Prinzen des Hauses als Statthalter oder Bannerherren einzusetzen, wurde S., nachdem die Gebiete von Karasi und Saruhan in den Machtbereich der Osmanen einbezogen worden waren, als Sandschakbey (Bannerherr) in diesem Gebiete eingesetzt (1390). Als Sultan Bayezid I. im Jahre 1393 durch einen Feldzug gegen Bulgarien einem Bündnis Bulgarien-Ungarn und dem Verlust der Kontrolle der unteren Donau zuvorkommen wollte, beauftragte er S. mit der Durchführung seiner Pläne. S. zog an der Spitze eines Heeres nach Bulgarien und eroberte die Hauptstadt Tŭrnovo und die Städte Silistra, Vidin und Nikopolis. Nach diesem Unternehmen wurde er Statthalter von Kastamonu, und es gelang ihm 1398 nach einem Feldzug gegen die Akkoyunlu im östlichen Kleinasien, die Stadt und das Gebiet um Sivas unter osmanische Herrschaft zu bringen. In der Folge blieb er Statthalter in Sivas, bis ihn das Vordringen Timurs zum Rückzug zwang (1400). An der Schlacht bei Ankara (28.07.1402) hat S. als Sandschakbey von Karasi, Aydin und Saruhan teilgenommen. Nachdem sich die katastrophale Niederlage für die Osmanen abzuzeichnen begann, gelang es dem Großwezir Ali Pascha und dem Aga der Janitscharen Hasan Aga, mit ihren Truppen S. herauszuschlagen. S. floh nach Bursa und begab sich von dort mit einigen Familienangehörigen und dem, was er vom Staatsschatz mitnehmen konnte, über Iznik in die Festung Anadoluhisar am Bosporus. Nachdem Timur bald aus Kleinasien abgezogen war, begann S. seine Position als Herrscher über die europäischen Besitzungen der Osmanen auszubauen. Er schloß Verträge mit Byzanz, Serbien, Venedig und Genua (1403). Dem Vertrag mit Byzanz zufolge übergab S. den Byzantinern Saloniki und beachtliche Gebiete am Ägäischen und Schwarzen Meer, wie er auch auf die üblichen Tributzahlungen von Byzanz verzichten mußte. Als Geiseln hinterließ er in Konstantinopel seinen Bruder Kasim und seine Schwester Fatima. So konnte S., in Edirne residierend, die Herrschaft über Rumeli antreten. Unter den nach der Schlacht bei Ankara in Freiheit verbliebenen Brüdern S.s, Mehmed, Isa und Musa, begann bald der Kampf um die Alleinherrschaft. Zum ersten Zusammenstoß kam es zwischen Mehmed und Isa, wobei S. die Partei Isas ergriff. Mehmed konnte Isa in Kleinasien entmachten, worauf S. beschloß, selbst gegen Mehmed zu ziehen. Er setzte mit seinem Heer nach Kleinasien über und eroberte Bursa. Mehmed zog sich nach Amasya zurück, und S. stieß nach Zentralanatolien vor und eroberte Ankara. Mit diesem Sieg gab sich S. zufrieden und kehrte nach Bursa zurück, wo er sich im wesentlichen dem Wein und anderen Vergnügungen hingab. (Aşıkpaşazade und die anonymen Chroniken erwähnen die Kämpfe zwischen Mehmed, Isa und S. nicht, sondern stellen sie als Auseinandersetzungen zwischen Musa, Isa und S. dar.) Zu einer Entscheidung kam es in Kleinasien nicht. Erst das Auftauchen Musas in Rumeli, wo es ihm gelungen war, Truppen um sich zu scharen, zwang S. wieder nach Edirne zurückzukehren (1409). Musa hatte in der Zwischenzeit im Bündnis mit dem Fürsten der Walachei Mircea und den Serben unter Vuk Lazarević sowie den Brankovići ein Heer auf gestellt. Unter den Mauern von Konstantinopel (oder bei Çatalca) kam es zum Kampf, den S. für sich entscheiden konnte (15.06.1410). Da S. Musa nicht verfolgte, konnte dieser nach einiger Zeit wieder Truppen sammeln und einflußreiche Heerführer für sich gewinnen. Bei Sofia wurden die Truppen S.s geschlagen, und Musa zog gegen Edirne. S. hatte für diesen Fall keine Vorbereitungen getroffen, sondern sich mehr dem Weingenuß hingegeben, und als Musa sich Edirne genähert hatte, wandte sich S., von vielen Vertrauten verlassen, zur Flucht. Auf der Flucht wurde S. im Jahre 1411 von Bauern in einem Dorfe erkannt und erschlagen (nach anderen Berichten auf Befehl Musas erdrosselt). Musa ließ den Leichnam S.s nach Bursa überführen und dort begraben. In der osmanischen Tradition wird S. nicht als Sultan gezählt.

Literatur

Hammer: Bd 1.
Jorga: Bd 1.
Giese, Friedrich: Die altosmanischen anonymen Chroniken. T. 2: Übersetzung. Leipzig 1925.
Kreutel, Richard F.: Vom Hirtenzelt zur Hohen Pforte. Graz, Wien, Köln 1959. = Osmanische Geschichtsschreiber. 3.
Ders.: Leben und Taten der türkischen Kaiser. Graz, Wien, Köln 1971. = Osmanische Geschichtsschreiber. 6.

GND: 1035552736

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035552736.html


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Empfohlene Zitierweise: Anton Cornelius Schaendlinger, Süleyman Çelebi, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 232-233 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1720, abgerufen am: (Abrufdatum)

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