Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Svatopluk I.
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Svatopluk I.

Svatopluk I. (Sventibold), Fürst von Großmähren 870-894, * vor 850, † 894, Neffe des Fürsten Rastislav.

Leben

Der hochstrebende, seine Macht durch List und Gewalt ausbauende Herrscher S. wurde als Geisel in Regensburg erzogen und wahrscheinlich, als 864 Rastislav dem ostfränkischen König Ludwig dem Deutschen huldigte, in Neutra (Nitra) als Dux eingesetzt. Nachdem sich Rastislav 869 erneut erhoben hatte, ließ ihn der König durch den Prinzen Karl, und S. in seinem Teilfürstentum durch den Prinzen Karlmann, den Präfekten von Ostland, angreifen. Rastislav widerstand, S. aber ergab sich; der dadurch entstandene Konflikt endete damit, daß S. 870 seinen Onkel angriff und den Deutschen auslieferte. S. konnte aber nicht im Einklang mit dem ostfränkischen König als seinem Lehnsherr regieren; er nutzte jede Möglichkeit aus, seine Selbständigkeit zu erkämpfen, und auch die Karolinger schenkten dem listigen Mojmiriden kein Vertrauen und vergalten jede Regung nach Selbständigkeit mit den Waffen. Nachdem S. 872 mit Karlmann in Konflikt geraten war und ihn angegriffen hatte, bat er 873 um Frieden und huldigte 874 dem König. Die Zwistigkeiten der Markgrafen der Ostmark ausnützend, verwüstete er 882-884 jährlich Nordpannonien, bis er 884 bei Tulln Kaiser Karl III. gegenüber seinen Lehnseid erneuerte und als Gegenleistung dafür Böhmen zu Lehen erhielt. Seinem Onkel Rastislav gegenüber gab S. immer der lateinischen Kirche den Vorzug und hatte in seiner Gefolgschaft meist bayerische Priester. Zwar ließ er den in slawischer Sprache missionierenden Erzbischof von Pannonien, Method, nach Mähren zurückkehren, erlaubte aber auch 873 dem Bischof von Passau, ihn einzusperren, und in den Einwänden, die später gegen Method vorgebracht wurden, verwies er die Streitenden immer an den Papst in Rom. Neben Erzbischof Method von Mähren setzte er 880 den schwäbischen Wiching als Bischof in Neutra ein, dem es gelang, nach dem Tode von Method (885) die slawisch predigenden Priester aus Mähren zu vertreiben. S. bat 890 persönlich den König Arnulf, ihm eine Romreise und die Annahme einer päpstlichen Königskrone zu erlauben, was Arnulf aber zurückwies. Da sich S. seit 891 weigerte, persönlich vor dem König zu erscheinen, ließ Arnulf 892 Mähren mit Hilfe slawonischer und ungarischer Truppen verwüsten und durch eine an die Bulgaren gesandte Botschaft die Salzversorgung verhindern. Wegen dieser Handelsblockade schloß S. mit den ungarischen Fürsten Frieden und veranlaßte sie, Pannonien anzugreifen. Während die Ungarn 894 Pannonien verwüsteten, starb S., was Großmähren nur um wenige Jahre überlebte.

Literatur

Dümmler, Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Bd 2-3. Leipzig 1887-1889.
Rapant, Daniel: Traja synovia Svätoplukovi. In: Elán 11 (Juni 1940).
Graus, František: L’Empire de Grande-Moravie, sa situation dans l’Europe. Das Großmährische Reich. Praha 1966, 133-221.
Bosl, Karl: Das Großmährische Reich in der politischen Welt des 9. Jahrhunderts. München 1966.
Bulin, Hynek: Origines des formations étatiques des Slaves du moyen Danube. In: L’Europe aux IXe-XIe siècles. Varsovie 1968, 192-204.
Sabol, Mary Susan: Svätopluk: Political Opportunist or National Hero? In: Slovakia 21 (1971) 134-144.
Györffy, György: The original Landtaking of the Hungarians. Budapest 1975.

Verfasser

György Györffy (GND: 172111161)

GND: 11934209X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd11934209X.html


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Empfohlene Zitierweise: György Györffy, Svatopluk I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 238-239 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1724, abgerufen am: (Abrufdatum)

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