Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Joakim

Joakim, bulgarischer Patriarch 1233-1237, † Tŭrnovo Winter 1237.

Leben

 Die Bedeutung J.s als Erzbischof und Patriarch in der bulgarischen Kirchengeschichte stand völlig unter dem Einfluß der Kirchen- und Staatspolitik Ivan Asens II. (1218 bis 1241). Nach dem Sieg bei Klokotnica 1230 erfuhr der Zar vom Vertragsbruch der Lateiner, die ihn als Regenten gegen Johann de Brienne ausgetauscht hatten. Die erste Reaktion Ivan Asens war, die Kirchenunion mit Rom, die - wenn auch nur formal - seit Kalojan im Jahre 1204 bestand, zu lösen. Daraufhin trat der bulgarische Primas Vasilij zurück. 1232 wandte sich der Zar an den Patriarchen von Nikaia, Germanos II., um von dort die Anerkennung der bulgarischen Kirche zu erhalten. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos, so daß Ivan Äsen 1233 den Erzbischof von Türnovo, J., vom bulgarischen Episkopat ohne Zustimmung des Patriarchen von Nikaia zum Patriarchen ernennen ließ und die bulgarische Kirche für autokephal erklärte. Die bedrängte politische Situation des Kaisers von Nikaia, Johannes III. Dukas Vatatzes, führte 1234 zu Verhandlungen mit Bulgarien gegen das lateinische Kaiserreich. Eine orthodoxe Koalition gegen die Lateiner sollte vertraglich durch die Heirat der Tochter Ivan Asens mit dem nikäischen Thronfolger unterstrichen werden. Außerdem wandte sich der Kaiser an die Patriarchen von Jerusalem, Antiochien und Alexandrien mit der Bitte um Anerkennung des bulgarischen Patriarchen. Im Frühjahr 1235 wurde in Kallipolis (Gallipoli) das neue Bündnis unterzeichnet, während die orientalischen Patriarchen die bulgarische Patriarchenwürde bestätigten. J. starb im Winter 1237 in Türnovo an einer Epidemie, der auch die Zarin und der Thronfolger zum Opfer fielen. Ivan Äsen II. war es nach über 300 Jahren, seit dem Ende des Ersten Bulgarischen Reiches, gelungen, wieder einen Patriarchen an die Spitze der bulgarischen Kirche zu stellen.

Literatur

Nikov, Petŭr: Cŭrkovnata politika na Ivan Asenja II. In: Bŭlg. Ist. Bibl. 3 (1930) 3, 65-111.
Zlatarski: Bd 3, 353-368.
Mutafčiev, Petŭr: Istorija na bŭlgarskija narod. Bd 2. Sofija 1943, 117-123.
Sŭbev, Todor: Avtokefalija, diocez i mežducŭrkoven prestiž na tŭrnovskata patriaršija. In: Duchovna kultura (1972) 3/4, 50-60.

Verfasser

Detlef Kulman (GND: 128703393)

GND: 1121247687

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1121247687.html


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Empfohlene Zitierweise: Detlef Kulman, Joakim, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 270-271 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1037, abgerufen am: (Abrufdatum)

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