H. begleitete seinen Bruder Balduin auf dem 4. Kreuzzug. Durch seinen Sieg über Theodoros I. Laskaris bei Adramyttion am 19. März 1205 sicherten die Kreuzritter sich den Besitz von Bithynien. H. wurde von Balduin zurückgerufen für den Kampf gegen Kalojan von Bulgarien, kam aber zu spät, um die Niederlage bei Adrianopel am 14. April 1205 zu verhindern. Er übernahm darauf als Reichsverweser die Führung und stellte die lateinische Herrschaft in Thrakien wieder her. Sobald Balduins Tod feststand, wurde H. am 20. August 1206 zum Kaiser gekrönt. Durch einen Waffenstillstandsvertrag mit Theodoros Laskaris 1207 machte er sich die Hände frei für den Kampf gegen Kalojan, der aber am 8. Oktober 1207 vor Thessalonike fiel. Dies bedeutete das Ende der bulgarischen Gefahr. Am 31. Juli 1208 errang H. einen kompletten Sieg über Boril von Bulgarien. Nach diesem Sieg verband er sich mit Slav, dem Fürsten von Melnik. Erfolgreich war er auch im Kampf gegen Michael I. von Epiros und Strez von Prosek und abermals gegen Boril (1209-1210). Als letzterer von Ivan Asen II. bedrängt wurde, schloß er mit H. ein Bündnis und gab ihm seine Tochter Johannikia zur Frau.

In Kleinasien konnte H. nur kleine territoriale Gewinne erkämpfen. Im Frieden von Nymphaion 1214 wurde die Grenze zwischen dem lateinischen und dem nikäischen Kaiserreich festgelegt. Gegenüber dem griechischen Adel und der griechischen Kirche nahm H. eine versöhnliche Haltung ein.

H. war ein fähiger Herrscher. Als er 1216 in Thessalonike starb, begann der Verfall des lateinischen Kaiserreiches.

Gerland, Ernst: Geschichte des lateinischen Kaiserreiches von Konstantinopel. Bd 1. Geschichte der Kaiser Balduin I. und Heinrich 1204-1216. Homburg v. d. Höhe 1905, 51-251.

Longnon, Jean: L’Empire latin de Constantinople et la principauté de Morée. Paris 1949, 81-152.

Prinzing, Günter: Der Brief Kaiser Heinrichs von Konstantinopel vom 13. Januar 1212. In: Byzantion 43 (1973) 395-431.