Halil Hayreddin, Kara

Halil Hayreddin, Kara (genannt Hayreddin Pascha bzw. Kara Halil Çandarlı), osmanischer Großwesir, † Serres 1387.

Leben

H. begründete die einflußreiche politische Stellung, die seine Nachkommen bis zum Ende des 15. Jh.s innehatten. Insgesamt waren es fünf Großwesire, die die Familie im Laufe von 150 Jahren dem Osmanischen Reich gestellt hat. Den Herkunftsnamen Çandarlı findet man in den alten Quellen verschieden wiedergegeben, und es ist nicht gesichert, ob er vom persischen Dschandar-Leibwächter oder von einem Orte Cender bei Sivrihisar, Anatolien, abzuleiten ist.
H. gehörte zum Stand der Gesetzesgelehrten und schlug - wie es für diesen Stand üblich war - die Beamtenlaufbahn ein. Einzelheiten über seine Herkunft, Ausbildung und seinen Werdegang, wie sie in den Chroniken und den alten biographischen Werken angeführt werden, sind nicht gesichert und z. T. widerspruchvoll; auch die Nachricht, daß er mit dem Herrscherhaus verschwägert gewesen sei, weist chronologische Lücken auf, würde aber seine besondere Stellung erklären. Nacheinander bekleidete er das Amt eines Kadi von Bilecik, Iznik und Bursa. Als Kadi von Bursa, der damaligen Residenzstadt der Osmanen, hatte H. die höchste Richterwürde des Reiches erreicht. Nach der Thronbesteigung Murads l. (1360) und der Einführung der Würde eines Heeresrichters (Kadiasker), wurde H. von Murad in dieses Amt eingesetzt. Vor oder spätestens im Jahre 1381 ernannte ihn Murad zum Wesir. H. war der erste Wesir, in dessen Händen nachweislich die Macht des höchsten Verwaltungsbeamten und des Heeresbefehlshabers vereinigt war, was zweifellos den Machtbefugnissen des späteren Großwesirs entsprach. Darauf ist es zurückzuführen, daß H. manchmal fälschlich als erster Großwesir der Osmanen bezeichnet wird. Seinem Einfluß schreiben die frühen Chroniken die Aufstellung der Fußtruppe der Yaya (zusammen mit Alaeddin Pascha) und die Einhebung des Beutefünftels (Pencik) zugunsten des Sultans zu, das die Grundlagen zur Gründung des Janitscharenkorps bildete.
Militärische Verdienste erwarb H. bei den Unternehmungen Murads I. auf dem Balkan, und er war maßgeblich an der Eroberung von Westthrazien, Mazedonien und Thessalien beteiligt. Als Murad I. den Feldzug gegen den Herrn von Karaman in Kleinasien durchführte, verblieb H. als sein Vertreter in Rumeli und starb 1387 in Serres. Seine Grabstätte befindet sich in Iznik, im westlichen Kleinasien.
Von H. sind drei Söhne bekannt, Ali, Ibrahim und Ilyas, von denen Ali angeblich während des Karaman-Feldzuges Murads I. bereits zum Wesir ernannt wurde.

Literatur

Taeschner, Franz und Paul Wittek: Die Vezirfamilie der Ğandarlyzāde (14./15. Jh.) und ihre Denkmäler. In: Der Islam 18 (1929) 60-115; 22 (1935) 73-75.
Kreutei, Richard F.: Vom Hirtenzelt zur Hohen Pforte. Graz, Wien, Köln 1959. = Osmanische Geschichtsschreiber. 3.

Empfohlene Zitierweise: Anton Cornelius Schaendlinger, Halil Hayreddin, Kara, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 117-118 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=929, abgerufen am: 08.12.2024