Friedrich III.

GND: 118535773

Friedrich III., Herzog von Steiermark und Kärnten, deutscher König (1440-1493) und Kaiser (1452-1493), * Innsbruck 21.09.1415, † Linz 19.08.1493.

Leben

Als Sohn des Herzogs Ernst von Innerösterreich und der Cymburgis von Masowien übernahm F. als Herzog Friedrich V. nach dem Tod seines Vaters 1424 Steiermark, Kärnten und Krain. 1440 trat er als Friedrich IV. die Nachfolge des deutschen Königs und seines Vetters Albrecht II. an und erlangte 1452 die Kaiserkrönung in Rom, wo er von Papst Nikolaus V. mit der Aragonesin Eleonore von Portugal vermählt wurde. Seine traditionelle Auffassung vom Herrscheramt brachte ihn immer wieder - z. B. hinsichtlich der Reichsreform - in Gegensatz zu den erstarkten Territorialfürsten; entgegen seiner passiven Reichspolitik hielt er an den Grundlagen des König- und Kaisertums fest: Im Bewußtsein der Mission des „Hauses Österreich“ widmete sich F. nach dem Tod seines Bruders und Gegenspielers Herzog Albrecht VI. († 1463) verstärkt der habsburgischen Hausmachtpolitik gegenüber Ungarn und Burgund.
Die ersten Eingriffe F.s in die ungarische Politik gehen auf die Thronstreitigkeiten nach dem Tode Albrechts II. zurück. F. gelang es nach der Krönung seines Neffen Ladislaus Postumus (1440), ihn unter seine Vormundschaft zu bringen und sich den Besitz der ungarischen Kroninsignien zu sichern. Da der deutsche König nicht gewillt war, sein Mündel nach Ungarn auszuliefern, begünstigte er die Wahl János Hunyadys zum ungarischen Reichsverweser (1446). Nach dem frühen Tod des Ladislaus Postumus (1457) versuchte F. wenigstens die Ansprüche auf Ungarn aufrechtzuerhalten. Nach der Wahl von Matthias Corvinus zum König von Ungarn 1458 waren es insbesondere westungarische Magnaten, die unter Betonung des Legitimitätsprinzips im Februar 1459 F. in Wiener Neustadt zum König von Ungarn wählten. Obwohl es Matthias gelang, die Krönung F.s zu verhindern, war er zur Legitimation seiner Herrschaft gezwungen, mit dem Kaiser in Verhandlungen zu treten, um die Auslieferung der ungarischen Kroninsignien zu erreichen. Unter päpstlicher Vermittlung kam es 1463/64 zum Vertrag von Wiener Neustadt, der die Rückgabe der ungarischen Krone sowie der Stadt Ödenburg beinhaltete. Dafür wurde an Österreich ein Gebietsstreifen der Komitate Ödenburg und Eisenburg abgetreten und F. der Titel eines Königs von Ungarn belassen. Darüber hinaus verbriefte der Vertrag das habsburgische Erbrecht in Ungarn, falls Matthias ohne legitime männliche Erben sterben sollte. Im Zeichen dieser Abmachung standen alle folgenden Auseinandersetzungen zwischen F. und Matthias.
Gereizt durch die ungarische Unterstützung für einzelne österreichische aufständische Adelige (Andreas Baumkirchner) sowie durch die Ausdehnung der ungarischen Macht auf Mähren und Schlesien kam es 1473 unter Mitwirkung des Markgrafen von Brandenburg, Albrecht Achilles, zu einer Kriegskoalition F.s mit den beiden jagellonischen Königen gegen Ungarn, die mit einer Niederlage des Kaisers endete. In den folgenden Jahren widmete sich F. vornehmlich seinen burgundischen Erbfolgeplänen, ohne seine Ansprüche auf Ungarn aufzugeben. Zu diesem Zweck bedeutete ihm die Flucht des Erzbischofs von Gran 1476 nach Wien eine große Hilfe. Johann Beckensloer (Beckenschlager) brachte nicht nur ein beträchtliches Vermögen mit sich, das dem ständig in finanzieller Not schwebenden Kaiser nutzen konnte, sondern stellte auch in der Hoffnung auf die Erlangung der Würde eines Erzbischofs von Salzburg seine diplomatischen und finanziellen Mittel in den Dienst für einen Ausgleich zwischen F. und dem aufständischen österreichischen Adel. Nicht nur durch die Unterstützung des Graner Erzbischofs, sondern vor allem durch die feierliche Belehnung des Jagellonen Wladislaw zum König von Böhmen (Juni 1477) hatte der Kaiser den ungarischen König erneut zum Krieg provoziert, nicht ohne vorher wieder Bündnisse mit König Kasimir IV. von Polen und Wladislaw von Böhmen abgeschlossen zu haben. Da die jagellonische Hilfe ausblieb, war es für Matthias nicht schwer, F. als besiegten Kaiser im Vertrag von Gmunden (Dezember 1477) zur Anerkennung seiner Würde als König von Böhmen zu zwingen, doch bedeutete dies für F. nur ein taktisches Zugeständnis. Die Nichteinhaltung des Friedensvertrages von Gmunden sowie die entschiedene Zurückweisung der ungarischen Einmischung in die Salzburger und Passauer Bistumsstreitigkeiten durch den Kaiser zeigten dessen starres Festhalten an einer Herrschaftskonzeption, die nur von einem schwachen materiellen Rückhalt getragen war. Um diesen Gegensatz auszugleichen, wandte sich der Kaiser auf dem Reichstag von Nürnberg 1480 an die Reichsstände mit der Forderung nach Hilfe zur Türkenbekämpfung. Die Mehrheit der Reichsfürsten und Reichsstädte, die zum Teil selber in engem wirtschaftlichen und lehnsrechtlichen Verhältnis zu Ungarn standen, durchschauten die Hausmachtpläne des Kaisers, der ohnehin für die Bekämpfung der Türken, die wiederholt in die Steiermark und Kärnten eingefallen waren, selten die Initiative ergriffen hatte. Alleingelassen von der Mehrheit der Reichsstände mußte F. vor dem ungarischen Söldnerheer aus seinen Erblanden flüchten und 1485 Matthias Corvinus die östlichen habsburgischen Herzogtümer mit der Hauptstadt Wien überlassen. Diese persönliche und politische Demütigung vermochte F. nicht von seinen Plänen abzubringen. Alle Verhandlungsversuche, an denen sich auch gegen den Willen seines Vaters König Maximilian beteiligte, scheiterten an dem starren Festhalten des Kaisers an der ungarischen Erbfolge seines Hauses sowie an den hohen materiellen Forderungen des ungarischen Königs. Als Matthias 1490 ohne legitime Erben starb, glaubte sich F. am Ziel seines hartnäckigen Ringens, doch konnte sein Sohn - abgesehen von der Befreiung der Stammlande - sich nicht als ungarischer König durchsetzen. Gerade durch die Polarisierung des habsburgisch-hunyadischen Gegensatzes wurde die Wahl eines Jagellonen begünstigt. Dennoch hatte F. mit seinem Beharren auf den Vertrag von Wiener Neustadt die staatsrechtliche Grundlage für die spätere Herrschaft der Habsburger in Ungarn gelegt. Seine Herrschaft ohne schnelle und spektakuläre Erfolge bot einen grundlegenden Ansatz für den Aufstieg der Habsburger in Südosteuropa.

Literatur

Bachmann, Adolf: Deutsche Reichsgeschichte im Zeitalter Friedrichs III. und Max’ I. Mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Staatengeschichte. 2 Bde. Leipzig 1884/94.
Fraknói, Wilhelm: Mathias Corvinus, König von Ungarn. 1458-1490. Freiburg i. Br. 1891.
Nehring, Karl: Matthias Corvinus, Kaiser Friedrich III. und das Reich. Zum hunyadisch-habsburgischen Gegensatz im Donauraum. (Diss.) München 1972. (Mskr.)

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Friedrich III., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 550-552 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=841, abgerufen am: 08.12.2024