Cilli

GND: 119345463

Cilli (ungarisch Cillei), steiermärkisches Adelsgeschlecht, Grafen von C., Ortenburg, Sternberg und im Seger (Zagorien, Zagorje), bis 1341 (1372) Freie von Sannegg, ab 1436 Reichsfürsten.

Leben

Die ersten Vertreter dieses hochfreien Geschlechtes nannten sich ab 1130 „de Soune“ (nach dem untersteirischen Sanntal), dann nach ihrer Stammburg „von Sannegg“. Entscheidend für den Aufstieg der Sannegger war das reiche Erbe der 1322 erloschenen Grafen von Heunburg in Kärnten. Dazu zählte auch eine Hälfte der Herrschaft Cilli, deren anderen Teil sich Friedrich, der Freie von Sannegg, in einer langen Fehde mit den Herren von Auffenstein sichern konnte. Nachdem Friedrich durch Kriegsdienste für die Habsburger und das Reich, aber auch durch kluge Finanzpolitik und zielstrebige Besitzvermehrung an Macht und Einfluß stark gewonnen hatte, erhob ihn Kaiser Ludwig 1341 zum Grafen von C. Damals wurde ihm nur die Gurker Lehensherrschaft Lemberg-Lengenburg als Grafschaft verliehen, da innerhalb der Herrschaft Cilli habsburgischer Besitz lag. Kaiser Karl IV. erhob 1372 die Vettern Hermann und Wilhelm mit Zustimmung der Habsburger neuerlich in den Grafenstand und verlieh ihnen ein großes geschlossenes Gebiet mit dem Mittelpunkt Cilli als Grafschaft.
Barbara, Reichsfürstin und Gräfin von C. s. Barbara.
Hermann II., Graf von C., Landeshauptmann von Krain, Banus von Dalmatien, Kroatien und Slawonien, * um 1355, † Belgrad 13.10. 1435, Sohn Hermanns I., Graf von C., verheiratet mit Anna Gräfin von Schaunberg 1377.
Nach dem Tode seines Vaters (1385) und seines Vetters Wilhelm hat Hermann als Altgraf die europäische Geltung des Hauses C. begründet. Entscheidend dafür war die enge Bindung an König Sigismund von Ungarn, dem er 1396 in der unglücklichen Schlacht von Nikopolis und auf der anschließenden Flucht beigestanden war. In Anerkennung der treuen Dienste verlieh Sigismund 1399 dem Grafen, der auch Landeshauptmann von Krain war, die Grafschaft Zagorien (Seger) als erbliches Lehen. Als der König 1401 von den ungarischen Ständen gefangengenommen und dem Palatin Miklós Garai d. J. zur Verwahrung auf Burg Siklós übergeben wurde, führte Hermann im Einvernehmen mit Garai die Freilassung Sigismunds herbei. Noch im selben Jahr erfolgte die Verlobung von Hermanns zweiter Tochter Anna mit Miklós Garai und der jüngsten Tochter Barbara mit König Sigismund; die Ehen wurden 1405 und 1408 geschlossen. 1406 nannte sich Hermann nicht nur Graf von C. und im Seger, sondern auch Banus von Dalmatien, Kroatien und Slawonien; letzteren Titel haben die C. hinfort erblich geführt. 1412-1413 kämpfte Hermann für König Sigismund im venezianischen Krieg und führte dann den Friedensschluß herbei. 1414-1415 begleitete er mit seinem ältesten Sohn Friedrich das Königspaar auf das Konstanzer Konzil. Als 1422 Friedrich, der letzte Graf von Ortenburg in Kärnten, starb, fiel sein reicher Besitz, der vor allem die Grafschaften Ortenburg und Sternberg, aber auch große Gebiete in Krain mit der Gottschee umfaßte, aufgrund eines Erbvertrages an die Grafen von C.
Diesem glanzvollen äußeren Aufstieg des Hauses C. unter Hermann II. standen schwere innere Zerwürfnisse gegenüber. Hermanns ältester Sohn Friedrich II. ermordete 1422 seine Gattin Elisabeth, Gräfin von Veglia(Krk)-Modruš aus dem Geschlecht der Frankapani, und verband sich in geheimer Ehe mit dem kroatischen Edelfräulein Veronika von Desinić. Sigismund ließ den Gattenmörder zu Ofen gefangennehmen und lieferte ihn dem erzürnten Vater aus, der ihn 1425-1428 in der Burg Obercilli einkerkerte und Veronika auf Schloß Osterwitz ertränken ließ. Der unvorhergesehene Tod des jüngeren Sohnes (1426) zwang den Altgrafen zur Versöhnung mit Friedrich (1428/1429). Hermann hat auch in den folgenden Jahren seine zielbewußte Finanz- und Hausmachtpolitik fortgesetzt und blieb Sigismunds vertrautester Ratgeber. Als ihn der Kaiser 1435 zum Reichsfürsten erheben wollte, begab er sich nach Preßburg, wo er jedoch erkrankte und nach kurzer Zeit starb. Er wurde in der Karthause Plettriach in Krain begraben.
Ulrich II., Reichsfürst und Graf von C., Statthalter in Ungarn, * um 1405, † Preßburg 9.11.1456, Sohn Friedrichs II., Reichsfürst und Graf von C. und der Elisabeth Frankapan, Gräfin von Veglia (Krk)-Modruš. Ulrich wurde mit seinem Vater am 30. November 1436 zu Prag von Kaiser Sigismund in den Reichsfürstenstand erhoben. Nach dem Tode Sigismunds setzte König Albrecht II. ihn im Oktober 1437 zum Statthalter von Böhmen ein, entfernte ihn aber schon im Mai des folgenden Jahres, da er mit seiner Tante Barbara konspirierte. Mit Herzog Friedrich von Innerösterreich kam es wegen der Lehensabhängigkeit einiger Cillier Burgen zu einer heftigen Fehde, die erst mit Friedrichs Wahl zum deutschen König (1440) entschieden und durch einen gegenseitigen Erbvertrag 1443 endgültig beigelegt wurde. Nach dem frühen Tode König Albrechts II. trat Ulrich vor allem für die Ansprüche seines Neffen Ladislaus Postumus ein und hatte entscheidenden Anteil an dessen Krönung zum König von Ungarn, geriet aber noch im selben Jahr in die Gefangenschaft der jagellonischen Partei. Für Ulrichs weiteres Leben kam dem Gegensatz zu János Hunyady, der seit 1446 Gubernator von Ungarn war, schicksalhafte Bedeutung zu. Hunyady trat in den ungarischen Thronkämpfen für Wladislaw I. ein, hatte nach dem Tode Tvrtkos II. die Erbansprüche der C. auf den bosnischen Königsthron durchkreuzt und befand sich in ständigem Gegensatz zu Ulrichs Schwiegervater, dem Serbenfürsten Georg Branković. 1445-1446 kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, in deren wechselhaftem Verlauf Hunyady bis in die Steiermark vordrang und die Grafschaft Cilli verwüstete, ohne jedoch bleibende Erfolge zu erzielen. Nach der Niederlage gegen die Türken auf dem Amselfeld (1448) fiel Hunyady in die Hände von Georg Branković und wurde zum Ausgleich mit Ulrich gezwungen, wobei man die Verlobung von Hunyadys jüngerem Sohn Matthias mit Ulrichs Tochter Elisabeth vereinbarte.
1451 trat Ulrich dem gegen König Friedrich III. gerichteten Mailberger Bund bei und verdrängte Ulrich Eitzinger als Führer der Ständerevolution in Österreich. Kaiser Friedrich III. lieferte 1452, als er in Wiener Neustadt belagert wurde, den unmündigen Ladislaus Postumus an Ulrich aus, der damit die Regierung in Österreich übernahm und Ladislaus’ Ansprüche auch in Ungarn und Böhmen vertrat. Zwar wurde Ulrich, der sich als Ausländer und durch seinen ausschweifenden Lebenswandel in Wien verhaßt gemacht hatte, im September 1453 von Eitzinger gestürzt und konnte sich nur mit Mühe retten, aber schon im Frühjahr 1455 feierte er eine triumphale Rückkehr. In Ungarn trat die Feindschaft zu János Hunyady, nach dessen Stellung als Gubernator Ulrich trachtete, trotz kurzzeitiger Aussöhnungen immer offener zutage, bis Hunyady 1456 starb. Im Spätherbst desselben Jahres zog Ulrich mit König Ladislaus an der Spitze eines Kreuzheeres nach Ungarn und wurde zu Futak vom König zum Statthalter (locumtenens) ernannt. Dadurch sahen sich die Führer der Hunyadischen Partei - trotz einer vorgetäuschten Aussöhnung - zum äußersten veranlaßt. Beim Einzug in Belgrad wurde Ulrich mit dem König vom Heer getrennt, am folgenden Tag von László Hunyady in einen Streit verwickelt und dabei von dessen Helfern erschlagen. Die Beisetzung erfolgte in der Familiengruft zu Cilli; der Streit um das Erbe des letzten C., dessen zwei Söhne aus der Ehe mit Katharina Branković im Knabenalter gestorben waren, währte 4 Jahre.
Der Charakter, die Lebensart und das Schicksal Ulrichs II. erinnern an einen italienischen Renaissancefürsten. Geistig gewandt und ein guter Redner, führte er wie sein Vater ein ausschweifendes, sittenloses Leben, ordnete aber alles - selbst die Interessen der eigenen Familie - dem unbedingten Streben nach politischer Macht unter.

Literatur

Krones, Franz: Graf Hermann II. von Cilli. Eine geschichtliche Lebensskizze. In: Mitt. hist. Ver. Steiermark. 21 (1873) 106-136.
Ders.: Die Freien von Saneck und ihre Chronik als Grafen von Cilli. Graz 1883.
Zawadzky, Max: Die Cillier und ihre Beziehungen zu Kaiser Siegmund und König Albrecht. (Diss.) Halle a. S. 1911.
Roth, Franz Otto: Beiträge zu den Beziehungen der Grafen von Cilli zu den Habsburgern, vornehmlich Innerösterreichs, 1308 bis 1443. (Diss.) Graz 1952.
Pirchegger, Hans: Die Grafen von Cilli, ihre Grafschaft und ihre untersteirischen Herrschaften. In: Ostdt. Wiss. 2 (1956) 157-200.
Orožen, Janko: Zgodovina Celja in okolice. Bd 1. Celje 1971.

Verfasser

Heinz Dopsch (GND: 122952197)

Empfohlene Zitierweise: Heinz Dopsch, Cilli, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 314-316 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=668, abgerufen am: 18.04.2024