Bobula, Ján Nepomuk

GND: 1079295615

Bobula, Ján Nepomuk, slowakischer Politiker und Architekt, * Liptóújvár (Liptovský Hrádok) 15.03.1844, † Budapest 15.11.1903.

Leben

B. kam im Jahre 1861 als Maurerlehrling nach Budapest. Der begabte junge Mann wurde bald Mitarbeiter bei der slowakischen Zeitung „Pešt'budínske Vedomosti“ und anderen slowakischen Zeitschriften. Im Jahre 1862 und 1863 erschienen von ihm zwei Bände einer historischen Erzählung über den slowakischen Volkshelden, den edlen Räuber Jánošík, unter dem Titel „Cesty božie v ludskom živote“.
Durch seine schriftstellerische Tätigkeit konnte B. seinen persönlichen Einfluß aufgrund enger Bekanntschaften zum wohlhabenden slowakischen Bürgertum in der ungarischen Hauptstadt ständig ausbauen. Zu seinen Freunden zählten unter anderem der Zündholzfabrikant Jozef Zarzetský und der Glockengießer Jozef Pozdek, dessen Tochter Marína B. später heiratete. Die Hilfe dieser wohlhabenden Freunde ermöglichte es ihm, an der Technischen Hochschule in Budapest Architektur zu studieren. Schließlich hatte es B. auch dem Einfluß und dem Geld seiner reichen Freunde zu verdanken, daß er politisch tätig werden konnte. Am 2. Januar 1868 erschien in Budapest die erste Nummer der von B. begründeten slowakischen Zeitung „Slovenské noviny“, die bald zum offiziellen Organ der von B. mitgeführten neuen slowakischen Parteirichtung, der „Nová škola Slovenská“ wurde. Dieser neue Parteiflügel der slowakischen Nationalbewegung übte offene Kritik am „Programm“ der slowakischen Nationalversammlung, das im Frühjahr 1861 in St. Martin aufgestellt worden war. Neben B. bekannten sich namhafte slowakische Politiker, unter ihnen Palárik und Mallý-Dusarov, zur „Nová škola“. B. wollte mit dieser neuen politischen Gruppierung durch ein enges Zusammengehen mit den magyarischen Parteien, die nach Abschluß des österreichisch-ungarischen Ausgleichs (1867) ungestört in Ungarn regieren konnten, die völlige Magyarisierung seines Volkes verhindern. B. und seine politischen Freunde stützten sich dabei auf die radikalen magyarischen Parteigänger Kossuths, die den Ausgleich ablehnten und die völlige Unabhängigkeit Ungarns forderten. Neben dem wohlhabenden slowakischen Bürgertum in Budapest, bei dem sicher wirtschaftliche Überlegungen im Vordergrund standen, bekannte sich der im magyarischen Nationalgeist erzogene slowakische Kleinadel zu B.s neuem Parteiflügel. Als aber bei der Verabschiedung des Nationalitätengesetzes im ungarischen Reichstag wesentliche Forderungen der nichtmagyarischen Nationalitäten des Landes unberücksichtigt geblieben waren, versuchte B. eine „selbständige Politik“ zu propagieren, um die ungarische Regierung zu einigen Zugeständnissen vor den Wahlen zu bewegen. Diese abermalige politische Kursänderung B.s führte zur Spaltung der „Neuen Schule“ und zur Selbstauflösung des von B. begründeten „Nationaldemokratischen Vereins“, der zu einer modernen Mitgliederpartei ausgebaut werden sollte.
Nach 1868 widmete sich B. ganz der von ihm begründeten Druckerei „Minerva“ und der Redaktion der regierungstreuen „Slovenské noviny“. Der von ihm gedruckte „Almanach Minerva“ ist das auflagenstarkste slowakische Buch dieser Zeit.

Literatur

Kostický, Bohuš: Nová škola Slovenská. Bratislava 1959.
Ormis, Ján V.: Ján Bobula. In: Sborn. mat. slov. 11/12 (1934) 151-168.
Ders.: Rodisko Jána Bobulu. In: Bratislava 8 (1934) 249.
Zapletal, Vladimír: Vznik Bobulových Slovenských novin. In: Hist. Čas. 3 (1955) 489-529.  

Verfasser

Horst Glassl (GND: 128931752)

Empfohlene Zitierweise: Horst Glassl, Bobula, Ján Nepomuk, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 215-216 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=582, abgerufen am: 27.07.2024