Blaznavac (Petrović), Milivoje

GND: 121366715

Blaznavac (Petrović), Milivoje, serbischer Offizier und Staatsmann, * Blaznava (Bezirk Kragujevac) 4.05.1824, † Belgrad 24.03.1873, wahrscheinlich natürlicher Sohn des Fürsten Miloš Obrenović.

Leben

B. nahm 1842 am Aufstand des Toma Vučić gegen Michael Obrenović teil, diente dann bei der Polizei, ab 1845 in der Armee und wurde 1848 Adjutant des Fürsten Alexander Karadjordjević. Als Agent der verfassungstreuen Regierung kam er 1848 nach Wien, um die Rückkehr des Fürsten Miloš Obrenović nach Serbien zu verhindern. B. gewann das Vertrauen von Miloš, lockte ihn nach Zagreb und ließ ihn mit Hilfe Ljudevit Gajs als magyarischen Agenten inhaftieren.
1848/49 nahm B. neben Stefan Knićanin führend im serbischen Freikorps an der Erhebung der Serben der Wojwodina gegen die Magyaren teil. Danach studierte er in Wien, Paris und an der Militärschule in Metz. Nach einer diplomatischen Mission in Wien, den Krimkrieg betreffend, wurde er 1854 Leiter der Militärabteilung im Innenministerium. Als die Volksvertretung (Skupština) 1858 Alexander Karadjordjević absetzte und Miloš Obrenović zurück auf den serbischen Thron berief, wollte B. mit den karadjordjevićtreuen Offizieren militärisch intervenieren; das wurde jedoch durch die Autorität des Innenministers Ilija Garašanin verhindert. Nur der Fürsprache des späteren Fürsten Michael dankte B. die milde Bestrafung in Form der Verbannung in den Heimatort Blaznava. 1865 wurde er unter Michael Kriegsminister und forcierte die Aufrüstung der Armee, besonders der Artillerie, für den geplanten Krieg gegen die Türken.
Nach der Ermordung Michaels (10.06. [29.05.] 1868) ließ B. eigenmächtig den minderjährigen Milan Obrenović durch die Armee zum Thronfolger ausrufen. Die Skupština konnte diese Tatsache nur mehr bestätigen und wählte B. am 20. Juni 1868 zum ersten des dreiköpfigen Regentschaftsrates (vor Jovan Ristić und Jovan Gavrilović). Bis zur Großjährigkeit Milans im Jahre 1872 hatte B. eine fast diktatorische Stellung und war dann bis zu seinem Tode Ministerpräsident und Kriegsminister. Seine starke Position in der Armee erlaubte ihm eine von den politischen Parteien weitgehend unabhängige Regierung.

Literatur

Jovanović, Slobodan: Vlada Milana Obrenovića. Bd 1. Beograd 1926.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)

Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Blaznavac (Petrović), Milivoje, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 212 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=579, abgerufen am: 19.04.2024