Albrecht II.

GND: 118501615

Albrecht II., König von Ungarn 1437-1439 (Albert), römisch-deutscher König und König von Böhmen 1438-1439, * 16.08.1398, † Neszmély bei Gran 27.10. 1439, Sohn Albrechts IV., Herzogs von Österreich und der Johanna Herzogin von Bayern-Straubing.

Leben

Unter der Herrschaft A.s wurden erstmals Böhmen und Ungarn mit der niederösterreichischen Ländergruppe zusammengefaßt. Seine Regierung, deren kurze Dauer eine Beurteilung erschwert, hatte erfolgversprechend begonnen.
A., der beim Tode seines Vaters 1404 noch unmündig war, kam 1411 als Herzog A. V. in den niederösterreichischen Ländern zur Regierung. Entscheidend wurde für ihn die enge Bindung an Kaiser Sigismund, mit dessen Tochter Elisabeth sich A. 1421 vermählte. 1423 wurde er vom Kaiser mit der Markgrafschaft Mähren belehnt, wodurch die niederösterreichischen Länder in die Hussitenkriege gerieten und z. T. schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden. Den seit 1364 bestehenden Erbverträgen gemäß designierte Sigismund seinen Schwiegersohn A. zum Nachfolger in Ungarn und Böhmen.
In Ungarn wurde A. am 18. Dezember 1437 ohne größere Schwierigkeiten gewählt und am Neujahrstag 1438 zu Stuhlweißenburg gemeinsam mit seiner Gattin Elisabeth gekrönt. Die Wahl zum römisch-deutschen König, die am 18. März 1438 in Frankfurt erfolgte, nahm A. trotz anfänglicher Bedenken an, nachdem die Magyaren ihre Zustimmung erteilt hatten. Der König sollte jedoch in Ungarn residieren und erst nach zwei Jahren zur Krönung ins Reich kommen.
Schwieriger gestaltete sich die Lage in Böhmen, wo A. von einer Mehrheit gewählt worden war, während sich die utraquistische Opposition für Kasimir, den 10jährigen Bruder des polnischen Königs Wladislaw III. entschied. A. konnte nach seiner Krönung am 29. Juni 1438 zwar keine militärische Entscheidung herbeiführen, behauptete sich aber im Besitz des Landes. So wie den Hussiten gegenüber nahm A. auch zwischen Papst Eugen IV. und dem Konzil von Basel eine vermittelnde Stellung ein.
1439 begab sich A. nach Ofen, wo er Ende Mai einen Reichstag abhielt. Obwohl sich der König zu weitgehenden Zugeständnissen bereit erklärte, da Sultan Murad II. bereits Semendria (Smederevo) belagerte, versagte ein Großteil des ungarischen Adels dem König seine Unterstützung. A. konnte nur 24000 Mann zusammenziehen, und dieses durch eine Seuche dezimierte Heer zerstreute sich in Panik, ohne daß es zu größeren Kampfhandlungen gekommen wäre. Semendria fiel in die Hand der Türken. Von der Ruhr befallen wandte sich A. von Ofen nach Österreich, doch am 27. Oktober 1439 ereilte ihn im Dorfe Neszmély (Langendorf) bei Gran der Tod. Das wenige Tage vorher verfaßte Testament vermochte dem vier Monate später geborenen Sohn Ladislaus „Postumus“ die Nachfolge nicht zu sichern.

Literatur

Wostry, Wilhelm: König Albrecht II. 2 Bde. Prag 1906/07. = Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft. 12. 13.
Manns, Rudolf: König Albrecht II. und die Kirchenpolitik des römischen Reiches 1438 und 1439. (Diss.) Marburg 1911.
Urbánek, Rudolf: Věk poděbradský. Prag 1915/18. In: Novotný, Václav (Hrsg.): České dějiny. 3/1. 3/2.
Domanovszky, Alexander: Geschichte Ungarns. München, Leipzig 1923.
Schmeidler, Bernhard: Das spätere Mittelalter von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zur Reformation. Wien 1937.
Bosl, Karl (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder. Bd 1. Stuttgart 1967.
Ziegelwagner, Johann: König Albrecht II. als oberster Richter im Reich. (Diss.) Salzburg 1969. Masch.

Verfasser

Heinz Dopsch (GND: 122952197)

Empfohlene Zitierweise: Heinz Dopsch, Albrecht II., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 28-29 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=414, abgerufen am: 18.04.2024