Ahmed Hikmet, Müftüoğlu

GND: 133467988

Ahmed Hikmet, Müftüoğlu, türkischer Novellist und Staatsmann, * Istanbul 3.06.1870, † ebd. 19.05.1927, Sohn einer Familie, deren Mitglieder lange Zeit Mufti auf der Morea gewesen waren (daher auch der Familienname Müftüoğlu).

Leben

1889 trat A. in das Außenministerium ein und diente bis 1895 als Konsulatssekretär, stellvertretender Konsul und Konsul in Marseille, Piräus, Kertsch und Poti. In den Jahren 1898-1908 lebte er in Istanbul, lehrte deutsche und französische Literatur an der Universität sowie türkische Literatur am Galatasaray-Gymnasium. Eine Zeitlang arbeitete er im Verkehrsministerium, ging dann jedoch wieder ins Außenministerium zurück. 1912 wurde er Generalkonsul in Pest, wo er bis zur Auflösung dieser Stelle blieb. Während seines Aufenthaltes in Pest verbesserten sich die türkisch-ungarischen Beziehungen. Er ließ das Mausoleum des Gül-Baba renovieren und Unterrichtsstätten für Türkisch einrichten. Die Benennung der „Macar Kardeşlar Caddesi“ (Straße der ungarischen Brüder) in Istanbul stammt aus dieser Zeit.
Nach 1920 arbeitete A. zwei Jahre lang in Deutschland und Österreich an der Behebung der Kriegsschäden. 1924 ernannte man ihn zum obersten Vertrauten des Kalifen. In Ankara wurde er später noch stellvertretender Außenminister.
A. wuchs in gebildeten Kreisen auf. Bereits als Gymnasiast fing er an zu schreiben, bis er schließlich in der Servet-i Fünun-Periode berühmt wurde. Er ist einer der Schöpfer der türkischen Kurzgeschichte. In der Motivwahl bevorzugte er die Gestaltung des heimischen Volkslebens. Die Dekadenz des rumelischen Türkentums, deren Zeuge seine Familie war, hat in diesen Werken seine Spuren hinterlassen. A. vertrat den Grundsatz „Kunst und Nation“, nicht „Kunst um der Kunst willen“. Nach 1908 trug er erheblich zur Vereinfachung, d. h. Reinigung des Türkischen von Fremdwörtern (arabisch und persisch) bei.

Literatur

Ettore, Rossi: La morte dello scrittore turco Ahmed Hikmet Bey. In: Orient, mod. 7 (1927) 311-312.
Ismail Hikmet [Ertaylan]: Ahmed Hikmet. Istanbul 1933.
Tevetoğlu, Fethi: Büyük Türkçü Müftüoglu Ahmed Hikmet. Ankara 1951.
Dizdaroğlu, H.: Müftüoğlu Ahmed Hikmet. Ankara 1964.

Verfasser

Buğra Atsız (GND: 103703985)

Empfohlene Zitierweise: Buğra Atsız, Ahmed Hikmet, Müftüoğlu, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 18-19 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=402, abgerufen am: 27.07.2024