Vaida-Voievod (bis 1918 Vaida), Alexandru, rumänischer Politiker, * Olprét (Komitat Szolnok-Doboka, heute Bobilna, Bezirk Klausenburg) 27.02.1873, † Bukarest 19.03.1950.
Leben
Nach dem Besuch des Gymnasiums in Kronstadt studierte V. in Wien Medizin, übte seinen Beruf aber nicht lange aus, da er sich schon als Student der Politik zuwandte. 1892 mobilisierte er die rumänischen Studenten in Wien, das an Franz Joseph I. gerichtete „Memorandum“ zu unterstützen, und war ab 1896 im Vorsitz der „Rumänischen National-Partei“ (Partidul National Roman), deren Zeitung „Lupta“ (Der Kampf) er von 1907 an in Budapest redigierte. Als Abgeordneter von Siebenbürgen im ungarischen Parlament (1906 bis 1918) machte er sich bei den Magyaren als Fürsprecher seiner entrechteten Landsleute unbeliebt, galt aber auch zwischen 1906 und 1910 als geheimer Gesprächspartner für rumänische Anliegen in der Kleinen Militärkanzlei von Erzherzog Franz Ferdinand, mit dem er vor allem über Alexander Brosch von Aarenau Verbindung hielt. Vom kaisertreuen und überzeugten Föderalisten, der für das allgemeine Wahlrecht und gleichen Status aller Nationalitäten des Reiches eintrat, wandelte sich V. gegen Ende des Ersten Weltkrieges - er lebte damals vorwiegend in Wien - zum rumänischen Nationalisten und Unionisten. Die künftig betont national-rumänische Politik V.s begann mit der Lossagung von Ungarn: Im Parlament erklärte er am 18. Oktober 1918 den Willen der ungarländischen Rumänen zur nationalen Eigenbestimmung. Am 31. Oktober 1918 wurde er neben Iuliu Maniu Mitglied des von je sechs Nationalen und Sozialdemokraten gegründeten rumänischen Nationalausschusses. Die am 2. Dezember 1918 gebildete provisorische Regierung für Siebenbürgen (Consiliul Dirigent) in Karlsburg (Alba Iulia), der V. als Außen- und Presseminister angehörte, erklärte am 11. Dezember die Union mit dem Königreich Rumänien. V. war einer der Abgesandten, die König Ferdinand am 14. Dezember 1918 die Unionsakte überbrachten. Danach nahm er mit der rumänischen Delegation an den Pariser Friedensverhandlungen teil.
Mit den Wahlen vom 18. November 1919 begann V.s Bukarester Laufbahn, die von der Treue zum Thron, immer akzentuierterer rechtsnationaler Gesinnung, gepaart mit Rücksicht auf die Minderheiten (aber in den 30er Jahren nicht auf die Juden) und außenpolitischer Option für das westliche Bündnis bestimmt war. Unerwartet für das national-liberale politische Establishment in Bukarest trugen diese Wahlen den „Demokratischen Block“ mit V. als Ministerpräsidenten zum Sieg. Weil er für gerechtere Bodenverteilung und Versöhnung mit den Minderheiten plädierte, entließ ihn der König auf den Rat von Ion I. C. Brătianu am 13. März 1920. Vom 6. Juli bis 20. Oktober 1932 war V. ein zweites Mal Premier und wieder vom 14. Januar bis 14. November 1933, nachdem Mania wegen der Skoda-Affäre zurückgetreten war. V. übernahm bis zum 21. November 1933 auch den Vorsitz der (1926 gebildeten) „Nationalen Bauernpartei“ (Partidul Naţional Ţărănesc), trennte sich aber wegen Unstimmigkeiten mit derem altrumänischen Chef Ion Mihalache von dieser und gründete am 29. März 1935 eine weiter rechts stehende Partei, die „Rumänische Front“ (Frontul Românesc). Diese Partei schloß sich 1937 der Regierung Gheorghe Tätäresca an, verlor aber 1938 durch eine innere Spaltung jeden Einfluß. Dem Kabinett des Metropoliten Miron Cristea gehörte V. neben Nicolae Iorga als Staatsminister an. Die zahlreichen politischen Gegner warfen V. vor, er habe zu Anfang der 30er Jahre Cornelia Zelea Codreanu unterstützt und gefördert. Eetztlich scheiterte er wie Iorga mit seinen Versuchen kunstvollen politischen Lavierens.
Literatur
Franz, Georg: Alexander Vaida-Voevod und die Reformpläne Erzherzog Franz Ferdinands. In: Südost-Forsch. 12 (1953) 178-191.
Constantinescu, Miron [u.a.]: Desăvîrşirea unificării statului naţional român. Unirea Transilvaniei cu vechea Românie. Bucureşti 1968.
Nedelcu, Florea: Viaţa politică din România în preajma instaurării dictaturii regale. Cluj 1973.
Hitchins, Keith (Hrsg.): The Nationality Problem in Austria-Hungary. The Reports of Alexander Vaida to Archduke Franz Ferdinand's Chancellery. Leiden 1974.
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