Stefan II. Kotromanić

GND: 172714117

Stefan II. Kotromanić, Ban von Bosnien 1314-1353, † 1353, Sohn Ban Stefans I. Kotromanić.

Leben

Als nach dem Tode Stefans I. Kotromanić in Bosnien innere Kämpfe ausbrachen, floh seine Witwe Elisabeth mit ihren Kindern nach Dubrovnik, wo sie im April 1314 eintraf. Wie lange St. sich in Dubrovnik aufgehalten hat, geht aus den Quellen nicht hervor. Offensichtlich hat er die Oberherrschaft Mladens II. Šubic anerkannt, denn dieser verheiratete ihn 1319, wie aus einem Briefwechsel mit Papst Johannes XXII. über einen Dispens hervorgeht, mit einer Tochter des Grafen Meinhard von Ortenburg.  Gleichwohl war es vor allem St., der 1322 die Macht Mladens II. brechen half und damit die Vorherrschaft der kroatischen Bane zugunsten treuer Vasallität gegenüber König Karl I. von Ungarn eintauschte. Enge Anlehnung an die Königsmacht ermöglichte es St., sich zahlreiche Gebietsherrschaften zu unterwerfen. Sein größter Erfolg war 1326 die Angliederung von Hum (heutige Herzegowina), das er im Bündnis mit Dubrovnik dem serbischen Königreich abnehmen konnte. Bosnien beherrschte nun nicht nur das als West-Ost-Verbindung wichtige Neretva-Tal, sondern wurde auch zum ersten Mal in seiner Geschichte Anrainer der Adria. Nachdem König Dušan von Serbien, dessen Expansionsdrang ausschließlich nach Süden gerichtet war, die bosnischen Gewinne widerstandslos hingenommen hatte (einen erfolglosen Krieg um diese Gebiete begann Dušan erst 1350), war es St. gelungen, sein Territorium fast zu verdoppeln. Daß Bosnien nunmehr ein Machtfaktor neuen Ranges geworden war, wurde 1333 deutlich, als Dubrovnik den Kauf der Halbinsel Pelješac und der Stadt Ston von Serbien auch durch St. beurkunden lassen mußte. Dabei setzte St. eigene territoriale Vorstellungen und jährliche Tributzahlungen durch.
Trotz guter Beziehungen zu Dubrovnik förderte St. den Handel anderer dalmatinischer Städte, vor allem Trogirs und Šibeniks, wie er auch die Handelsbeziehungen zu Venedig neu belebte. Eine Urkunde von 1339 für Trogir bezeugt, daß schon damals der Bergbau in Bosnien so entwickelt war, daß er für den Export arbeiten konnte, denn neben den traditionellen Handelsgütern werden in der Urkunde Silber, Gold und Kupfer genannt. Damit wurde dem Ban dieselbe Quelle reicher Einkünfte erschlossen, die schon dem serbischen Königtum bedeutende Möglichkeiten eröffnet hatte. So war St. der erste bosnische Herrscher, der eigene Silbermünzen prägen ließ.
Als 1342 Ludwig I. den ungarischen Thron bestieg, begann für St. eine Periode der Verselbständigung, in der er die Vasallenpflichten seinen eigenen Interessen unterzuordnen trachtete. Er verbesserte sein Verhältnis zu Venedig, indem er, besonders während des Kampfes um Zadar 1345/1346, den Venezianern in die Hände spielte. Diese wiederum halfen St. bei dem, schließlich vergeblichen, Versuch, von Zar Dušan eine Anerkennung der Erwerbung von Hum zu erreichen. Der serbische Angriff zur Rückgewinnung von Hum 1350 mußte wegen eines Rückschlages an der byzantinischen Front abgebrochen werden, so daß Hum zum unangefochtenen bosnischen Gebiet wurde.
Noch in seinem Todesjahre 1353 erlebte St. den Erfolg, daß Ludwig I. seine Tochter Elisabeth heiratete, eine Verbindung, die politische Bedeutung nicht mehr erlangen konnte, immerhin jedoch das Ansehen der Kotromanići steigerte.
St. war es in seiner langen Herrschaftszeit gelungen, dem Lande eine friedliche Entwicklung zu sichern, so daß sich Bergbau, Städtewesen und Handelsverkehr jäh entfalteten. Durch die freiwillige politische Unterordnung unter Ungarn und die regen Beziehungen zum Adriaraum bewirkte St. eine Öffnung des zuvor abgeschlossenen Bosnien nach den Zentren Westeuropas.

Literatur

Thallóczy, Ludwig von: Studien zur Geschichte Bosniens und Serbiens im Mittelalter. München 1914.
Jireček: passim.
Ćirković, Sima: Istorija srednjovekovne bosanske države. Beograd 1964.

Verfasser

Frank Kämpfer (GND: 129105678)

Empfohlene Zitierweise: Frank Kämpfer, Stefan II. Kotromanić, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 176-177 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1686, abgerufen am: 19.04.2024