Radonić, Jovan

GND: 1023240017

Radonić, Jovan, jugoslawischer Historiker, * Mol (Batschka) 28.01.1873, † Belgrad 25.11.1956.

Leben

 R. besuchte die Grundschule in seinem Geburtsort, das Gymnasium in Novi Sad (1891) und studiertedannanschließend in Wien bei Vatroslav Jagić und Konstantin Jireček. Im Jahre 1896 promovierte er dort zum Doktor der Philosophie, hielt sich 1897-1898 zu Studien in St. Petersburg und Moskau auf und begab sich anschließend nach Istanbul, wo er als Lehrer am Serbischen Gymnasium und am Russischen Archäologischen Institut tätig war (1898- 1899). 1899 wurde er zum Bibliothekar der Matica Srpska in Novi Sad bestellt und hat sich in der Folge sehr aktiv an deren fortschrittlichen Reformen beteiligt. R. blieb bis zum 5. Oktober 1905 in dieser Stellung, als er zum außerordentlichen Professor für allgemeine mittelalterliche Geschichte an die neugegründete Universität nach Belgrad berufen wurde. In den Balkankriegen und im Ersten Weltkrieg befand er sich an der Front. Auf der Friedenskonferenz in Paris war er Mitglied der historisch-geographischen Sektion der serbischen Delegation. Bereits ab 1909 Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften wurde R. am 29. September 1919 zum ordentlichen Professor für allgemeine mittelalterliche Geschichte ernannt. Zur gleichen Zeit als Abgeordneter tätig, präsidierte er dann einige Zeit dem Finanzausschuß und wurde auch zum Vizepräsidenten des Abgeordnetenklubs der Radikalen  (Nikola Pašić) gewählt. Im Jahre 1929 wurde R. als Professor pensioniert. Von da an widmete er sich voll der Arbeit an der Serbischen Akademie, deren Generalsekretär er in den Jahren 1937-1944 war. R. begann seine historische Arbeit mit einer kritischen Betrachtung der Quellen des 14. und 15. Jhs. und beschäftigte sich in der weiteren Folge sehr eingehend mit der serbischen historischen Entwicklung im Rahmen der allgemeinen Geschichte. Ein besonderes Anliegen war ihm die Betonung der Bedeutung der historischen und geographischen Faktoren bei der Entwicklung des einzelnen wie eines ganzen Volkes. Während eines längeren Zeitraumes war R. die bedeutendste Persönlichkeit in der zeitgenössischen serbischen Historiographie. Neben einer Fülle von Aufsätzen sind seine bedeutendsten Werke ,,Grof Djordje Branković i njegovo vreme“ (Graf Georg Branković und seine Zeit, Belgrad 1911), „Les Croates et l’Autriche-Hongrie“ (Paris 1918), „Le Banat“ (Paris 1919), „La Batchka“ (Paris 1919), „Histoire des Serbes de Hongrie“ (Paris 1919). Von besonderer Bedeutung ist die von R. in neun Büchern herausgegebene Sammlung „Dubrovačka akta i povelje/Acta et diplomata Ragusina“ (Belgrad 1934/51). Weiters übersetzte er bei gleichzeitiger Ergänzung Jirečeks „Geschichte der Serben“ ins Serbische und verband damit das vom gleichen Autor stammende Werk „Staat und Gesellschaft im mittelalterlichen Serbien“ (Istorija Srba, 2 Bde, Belgrad 1922/23, 1952)2.

Literatur

Radovi Jovana Radonića, 1893-1955. In: Ist. Čas. 5 (1954/55) 443-461.
Radojčić, Nikola: Jovan Radonić. In: Ist. Čas. 6 (1956) 270-274.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Radonić, Jovan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 13-14 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1573, abgerufen am: 30.04.2024