Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Lucius, Ivan

Lucius (Lučić, Lucić), Ivan, dalmatinisch-kroatischer Historiker, * Trogir (Trau) September 1604, † Rom 11.01.1679, Sohn von Petar L. und Klara aus dem Geschlechte Divnić / Difnico.

Leben

L., der oft als „kroatischer Herodot“ bezeichnet wird, besuchte nach dem frühen Tod seiner Eltern die Schule seines Heimatortes, ging dann nach Rom, wo er humanistische Studien betrieb und anschließend nach Padua. Dort erwarb er das Doktorat beider Rechte. Um 1625 kehrte er nach Trau zurück und spielte auf Grund seiner adeligen Abstammung im „Consilium generale“ eine bedeutende Rolle. Bereits damals soll er sich entschlossen haben, eine Geschichte seiner engeren Heimat zu schreiben. Zweifellos hatte sich L. schon während seiner Aufenthalte in Rom und Padua mit Geschichte beschäftigt und auch die quellenkritischen Arbeiten der italienischen Kirchenhistoriker Ferdinando Ughelli, Cesare Baronio und Odorico Rinaldi (Odoricus Raynaldus) kennengelernt. Auch politische Gründe dürften L. zu seinen historischen Studien veranlaßt haben. Um Venedig im diplomatischen Verkehr nach dem zu erwartenden Verlust des „Regnum Candiae“ (Kreta) an die Türken die damit verbundenen Vorrechte zu erhalten, sollte das alte „Regnum Dalmatiae et Croatiae“ an dessen Stelle treten. Die Vorbereitungen, die L. zur Abfassung seines Hauptwerkes traf, waren äußerst umfangreich. Mit Hilfe einer großen Schar befreundeter Historiker wie Šimun Ljubavac aus Zara (Zadar), Petar Cindro aus Spalato (Split), Fran de Dominis aus Arbe (Rab) u. a. nahm er in eine Unmenge von Quellen Einsicht und ließ sogar die Ergebnisse der Archäologie nicht außer acht. Zur Ergänzung seiner Materialsammlung verließ L. 1654 seine Heimatstadt und begab sich wieder nach Rom, wo er im Institut des Hl. Hieronymus lebte. Dort war er gleichfalls von einem Kreis von Landsleuten umgeben wie Ivan Tomko Mrnavić, Rafael Levaković, Bartol Kašić, Petar Beneša und dem Ragusaner Stjepan Gradić, der 1669 zum Kustos und 1682 zum Präfekten der Vatikanischen Bibliothek ernannt wurde. 1657 veröffentlichte L. ein wichtiges Quellenwerk zur kroatischen Kirchengeschichte für die Jahre 1066-1110, die „Vita beati Ioannis episcopi Traguriensis“. In Rom bestand für L. die Möglichkeit, sich intensiv dem Studium ausländischer Quellen und Literatur zu widmen, und so ist in seinem 1661/62 beendeten Hauptwerk „De regno Dalmatiae et Croatiae libri sex“ auch eine kritische Verwertung byzantinischer, germanisch-römischer, venezianischer und ungarischer Materialien festzustellen. Er behandelt darin die dalmatinisch-kroatische Geschichte von der Römerzeit bis zum Jahre 1480. L. entschloß sich, den Druck seiner Arbeit durch die berühmten Drucker Jan und Cornelius Blaeu in Amsterdam vornehmen zu lassen, doch verzögerte sich damit der Erscheinungstermin infolge kommunaler und politischer Ereignisse bis 1666. Zum gleichen Zeitpunkt erschien dann das Werk auch in Frankfurt. 1748 gab Johann Georg Schwandtner in Wien in seiner Editionsreihe „Scriptores Rerum Hungaricarum, Dalmaticarum, Croaticarum et Slavonicarum“ die Darstellung erneut heraus, die 3. Auflage erschien 1758 in Wien bei Johann Thomas von Trattner. 1673 veröffentlichte L. unter dem Titel „Memorie istoriche di Tragurio ora detto Traù“ die Geschichte seiner Geburtsstadt bis zur Mitte des 15. Jh.s. Diese Arbeit enthält eine Fülle von Quellen in italienischer Übertragung, die sehr wertvoll sind, da die Originale nicht mehr existieren. Im gleichen Jahre erschien in Venedig sein Werk „Inscriptiones Dalmaticae“, das eine Ergänzung zu seinem Hauptwerk darstellt. L. lebte bis zu seinem Tode in Rom im Institut des Hl. Hieronymus, dessen Vorstand er auch einige Zeit war. Er markiert mit seinem Hauptwerk den Beginn einer modernen dalmatinisch-kroatischen Historiographie im Gegensatz zu seinen nur kompilatorisch tätig gewesenen Vorgängern.

Literatur

Rački , Fr[anjo]: Povjestnik Ivan Lučić, Trogiranin. In: Rad JAZU 49 (1879) 65-102.
Ders.: Notae Joannis Lucii. In: Starine 13 (1881) 211-268.
Note chronologiche e documenti raccolti da Giovanni Lucio Traguriense. In: Bullettino di Archeologica e Storia Dalmata 4 (1881) - 6 (1883).
Črnčić, Ivan: Paoporuka Ivana Lučića, Trogiranina, našega povjestnika, od 1679 godine. In: Starine 26 (1893) 20-26.
Brunelli, Vitaliano: Giovanni Lucio. In: Rivista dalmatica 1 (1899) 5-24, 119-139, 2 (1899) 24-51, 3 (1900) 32-52, 271-285, 4 (1900) 17-24.
Poparić, Bare: Pisma Ivana Lučića Trogiranina. In: Starine 31 (1905) 276-320, 32 (1907) 1-91.
Šišić, Ferdo: Priručnik izvora hrvatske historije. Zagreb 1914, 51-60.
Ders.: Hrvatska historiografija od XVI do XX stoljeća. In: Jugoslovenski istorijski časopis 1 (1935) 29-35.
Zbornik historijskog instituta Jugoslavenske Akademije. 6. Posvećen Ivanu Luciusu-Lučiću povodem 300-godišnjice djela De regno Dalmatiae et Croatiae (1666). Zagreb 1969 (mit Bibliographie).

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

GND: 119379090

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd119379090.html


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Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Lucius, Ivan, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 50-51 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1265, abgerufen am: (Abrufdatum)

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