Leon III. der Syrer

GND: 118779540

Leon III. der Syrer (Isaurier), byzantinischer Kaiser 717-741, * Germanikeia/Tauros um 675, † Konstantinopel 18.06.741, Begründer der syrischen (isaurischen) Dynastie.

Leben

 Im Alter von knapp 20 Jahren kam L. - sein ursprünglicher Name war Konon - wohl im Zuge der von Justinian II. vargenommenen Umsiedlungen nach Thrakien, wo er sich 705 dem aus dem Exil zurückgekehrten Justinian II. anschloß. In Anerkennung der bei der Wiedergewinnung des Throns geleisteten Dienste mit der Spatharios-Würde ausgezeichnet, wurde er um 710 zu den Alanen im Kaukasus gesandt, um diese gegen die Abasgen aufzuhetzen. Die dreijährige Mission war heikel und erforderte viel diplomatisches Geschick und Kaltblütigkeit, doch der Lohn wog alles auf: Vom neuen Kaiser Anastasios II. wurde er zum Gouverneur des kleinasiatischen Thema (Verwaltungs- und Militärbezirk) Anatolikon und damit zum Oberbefehlshaber des dort stationierten Heers ernannt. Ein ruhiger Posten war das freilich nicht: ständig fielen die Araber ein, belagerten sogar Amorion und konnten nur durch diplomatische Manöver zum Abzug bewogen werden. Danach machte er sich mit seiner Armee und mit der Unterstützung seines Schwiegersohnes Artahasdos, des Themengenerals von Armeniakon, auf den Weg zur Kaiserkrone, die er nach der Festnahme des Sohns von Theodosios III., eines Kaisers wider Willen, ohne ernsthaften Widerstand errang (25. III. 717). Fünf Monate später erschienen die Araber unter Maslama, dem Bruder des Kalifen Suleiman, mit einer gewaltigen Flotte vor Konstantinopel und belagerten es ein ganzes Jahr lang, ehe sie erfolglos abziehen mußten. Ein weiterer entscheidender Schlag gegen die Araber gelang 740 bei Akroinon mit Hilfe der Chazaren. Er wurde ermöglicht, weil sich die Bulgaren durchwegs an den zwischen Theodosios III. und Tervel 716 geschlossenen Friedensvertrag hielten. Etwas im Schatten dieser welthistorisch bedeutsamen Abwehr der Araber steht die 726 erfolgte Publikation der Ekloge, einer gestrafften, thematisch geordneten und dem geltenden Gewohnheitsrecht angepaßten Auswahl der wichtigsten Bestimmungen des Privat- und Strafrechts aus den Rechtsbüchern Justinians I. Dank ihrer übersichtlichen und handlichen Form spielte sie im byzantinischen wie auch slawischen Rechtsleben eine bedeutende Rolle. Der geniale Militär und große Politiker L. geriet bei den Byzantinern hinter dem ersten Bilderstürmer rasch in Vergessenheit. Wohl infolge seiner Herkunft an der seit langem diskutierten Bilderfrage interessiert, ergriff er ab 726 öffentlich Partei gegen den Bilderkult und erließ 730 schließlich, gegen den Widerstand des daraufhin abgesetzten Patriarchen Germanos I., des Johannes Damaskenos und des Papstes Gregor III., ein Edikt gegen die Bilderverehrung, womit die Bilderfrage endgültig zum Politikum wurde, was für die byzantinische Geschichte der folgenden hundert Jahre weitreichende Folgen haben sollte.

Literatur

Schenk, Karl: Kaiser Leon III. (Diss.) Halle 1880.
Sinogowitz, Bernhard: Studien zum Strafrecht der Ekloge. Athen 1956.
Beck: S. 296-301 (mit Bibliographie).
Savramis, Demosthenes: Die Kirchenpolitik Kaiser Leons III. In: Südost-Forsch. 20 (1961) 1-22.
Ostrogorsky: S. 130-137 (mit Bibliographie).
Head, Constance: Who was the real „Leo the Isaurian“? In: Byzantion 41 (1971) 105-108.
Canard, Marius: L’aventure caucasienne du spathaire Léon, le futur empereur Léon III. In: Revue des études arméniennes 8 (1972) 353-357.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Leon III. der Syrer, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 18-19 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1240, abgerufen am: 29.04.2024