Korodi, Lutz

GND: 116341076

Korodi, Lutz, siebenbürgisch-sächsischer Politiker und Publizist, * Kronstadt 15.09.1867, † Berlin 25.03.1954, Sohn des Professors und späteren Rektors des Kron- städter Honterusgymnasiums Ludwig K.

Leben

 Nach Studien in Bern, Bonn, München und Budapest unterrichtete K. als Gymnasiallehrer vorübergehend in Sächsisch-Reen (Reghin), dann am Honterusgymnasium in Kronstadt (Braşov). Bald stieg er zu einer führenden Persönlichkeit der sächsischen „grünen“ Bewegung auf, die der Nachgiebigkeit der „schwarzen“ Politiker gegenüber den Magyarisierungsbestrebungen der Regierung den Kampf ansagte. Als Schriftleiter der „Kronstädter Zeitung“ (1893-1896, 1899-1901) und Korrespondent von Zeitungen in Berlin, München und Wien hatte er Gelegenheit, die seiner Meinung nach irreführenden Meldungen der magyarischen Presse über die Lage der Deutschen in Ungarn durch seine Berichte zu korrigieren. Da er sich zudem maßgeblich am publizistischen Widerstand gegen die kirchenpolitischen Gesetze und das Ortsnamengesetz beteiligte, wurde er in Presseprozesse verwickelt. Als Reichstagsabgeordneter (1901 bis 1903) knüpfte er Beziehungen zu Vertretern der Rumänen an und sprach offen sein Urteil über die Nationalitätenpolitik der Magyaren aus. Dies brachte ihm einen neuerlichen Presseprozeß ein, in dem er zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt wurde. Da er von kompromißbereiten sächsischen Politikern als störend betrachtet wurde und Konflikte für die evangelische Landeskirche vermeiden wollte, ging er nach Berlin, wo er 1907-1917 die neugegründete Fontane-Schule leitete. Als Kenner Südosteuropas war er bald ständiger Mitarbeiter der „Preußischen Jahrbücher“ und anderer Zeitschriften und Zeitungen von Rang, insbesondere der „Täglichen Rundschau“. Auch als Verfasser mehrerer Bücher und durch seine Arbeit im „Verein für das Deutschtum im Ausland“ bemühte er sich, binnendeutschen Kreisen die Probleme der Deutschen in Südosteuropa näherzubringen. Während des Ersten Weltkrieges leitete er den „Deutschen Evangelischen Landesschulverband in Polen“. 1919 vom „Leitenden Regierungsrat Siebenbürgens“ (Consiliul dirigent) als Staatssekretär ins rumänische Kultusministerium berufen, machte er sich besonders um den Aufbau des deutschen Schulwesens im Banat verdient. Nach der frühzeitigen Auflösung des Leitenden Regierungsrates und Zusammenstößen mit dem rumänischen Unterrichtsminister Constan tia Angelescu wurde er als Lehrer an das Temeschwarer staatliche Realgymnasium versetzt. Seine Initiativen gegen die Rumänisierung der Banater Deutschen führten schon nach drei Jahren zu seiner vorzeitigen Pensionierung, der er mit der Aufgabe seines Postens und der Veröffentlichung einer scharfen Stellungnahme zuvorkam. Erneut fand er eine Stellung im preußischen höheren Schuldienst, zuerst in Piannover, später am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin. Als Publizist bewies er hervorragende Kenntnisse der politischen Verhältnisse in Südosteuropa und der europäischen Minderheitenfragen; er wurde zum Verfechter der nationalen Kulturautonomie. Bundespräsident Theodor Heuß ehrte K. mit der Verleihung des großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland. Aus dem publizistischen Schaffen K.s sind folgende Werke hervorzuheben: „Ungarische Rhapsodien“ (München 1905), „Siebenbürgen, Land und Leute“ (Berlin 1906), „Deutsche Vorposten im Karpathenland“ (Berlin 1908), „Die deutsch-madjarische Freundschaft“ (Berlin 1916), „Siebenbürgen und das ungarische Mutterland“ (Berlin 1916), „Auf deutscher Fährte in Südosteuropa“ (Berlin 1931) und „Deutsche Bilanz in Südosteuropa“ (in der Schriftenreihe der „Preußischen Jahrbücher“, Berlin 1936).

Literatur

Schlandt, Hermann: Drei Vorkämpfer der deutschen Gemeinschaft im Südosten gestorben. Lutz Korodi, Viktor Orendi-Hommenau, Rudolf Brandsch. In: Südostdt. Heimatbl. 3 (1954) 119-126.
Senz, Ingomar: Die Preßprozesse gegen Deutsche in Ungarn um die Jahrhundertwende. Dokumente zur deutschnationalen Bewegung im Vorkriegsungarn. In: Südostdeutsche Semesterblätter 15 (1965) 4-25.
Wittstock, Oskar: Lutz Korodi. In: Südostdt. Vjbl. 16 (1967) 230-235.

Verfasser

Ute Monika Schwob (GND: 1050326059)

Empfohlene Zitierweise: Ute Monika Schwob, Korodi, Lutz, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 480-482 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1181, abgerufen am: 18.04.2024