Katona, István

GND: 131852884

Katona, István (Stephan), ungarischer Historiker, * Bolyk (Ipolybolyk, Komitat Nógrád, heute Bolkovce) 13.12.1732, † Kalocsa 19.08.1811.

Leben

 K. trat 1750 in den Jesuitenorden ein. Nach Absolvierung der Universität Tyrnau unterrichtete er in verschiedenen Mittelschulen des Ordens (Gyöngyös, Groß wardein, Komorn). 1770 wurde er zum Professor für Rhetorik und Geschichte an der Universität Tyrnau ernannt. Er behielt seinen Lehrstuhl auch nach der Auflösung des Jesuitenordens (1773), und an der neu organisierten Universität wurde er Professor für allgemeine und Wissenschaftsgeschichte. Im Unterrichtsjahr 1774/75 war er Dekan der philosophischen Fakultät. 1777 wzog er mit der Universität nach Ofen, 1780 nach Pest. Ab 1777 est er Professor für allgemeine und ungarische Geschichte. Ende 1784, als Joseph II. das Deutsche als Unterrichtssprache auch in Ungarn einführte, wurde er wegen ungenügender Sprachkenntnisse pensioniert. 1790 wurde K. erzbischöflicher Bibliothekar in Kalocsa und Professor für Rhetorik am erzbischöflichen Seminar, 1794 Domherr, 1799 Abt von Bodrogmonostor. Außer seinen kirchenpolitischen Pamphleten aus den 1790er Jahren, in denen er einen konservativ-feudalen Standpunkt verteidigte, und einigen kleineren historischen Aufsätzen wie „A magyar szent koronáról“ (Uber die heilige Krone Ungarns, 1793) und „História metropolitanae Colocensis ecclesiae“ (2 Bände, 1800) widmete er sich den umfassenden Geschichtsdarstellungen „Historia critica primorum Hungariae ducum“ (4 Bände, 1778/80) und „Historia critica regum Hungariae“ (42 Bände, 1779/1817). Diese Publikationen, in denen er gleichfalls einen feudo-klerikalen Standpunkt vertrat, enthalten eine Sammlung von Quellen, mit grundlegenden kritischen Erläuterungen. K. gehörte jener Generation ungarischer Historiker an, die die Geschichtswissenschaft in ihrer Heimat auf eine wissenschaftliche Grundlage stellte. Sein Werk übte besonders in der Methode einen großen Einfluß auf die Entwicklung der ungarischen Geschichtsschreibung aus.

Literatur

Fejér, Georgius: Memoria Stephani Katona. Budae 1835.
Sommervogel, Carlos (Hrsg.): Bibliothèque de la Compagnie de Jésus. Première partie: Bibliographie, par Augustin et Aloys De Backer. Nouvelle édition. Bd 4. Bruxelles, Paris 1893, Sp. 938-943.
Hauer, Ferenc: Katona István emlékezete. Kalocsa 1911.
Szentpétery, Imre: A bölcsészettudományi kar története 1635-1935. Budapest 1935.

Verfasser

Kálmán Benda (GND: 119265907)

Empfohlene Zitierweise: Kálmán Benda, Katona, István, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 383-384 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1113, abgerufen am: 29.04.2024