Johannes I. Angelos Komnenos Dukas

Johannes I. Angelos Komnenos Dukas, Herrscher von Thessalien und Mittelgriechenland um 1268 - (kurz) vor 1289, * Epirus vor 1240, † Neopatras (?) vor 1289, unehelicher Sohn Michaels II. von Epirus.

Leben

J. war verheiratet mit der Tochter eines wlachischen Führers in Thessalien. Im Jahre 1258 besiegte er im Dienst seines Vaters mit wlachischen Truppen bei Berrhoia ein nikäisches Heer, aber vor der Schlacht bei Pelagonia (1259) desertierte er, von den fränkischen Verbündeten seines Vaters beleidigt, zum nikäischen Lager und veranlaßte direkt oder indirekt auch Michael II. selbst zum Rückzug. Die Folge war ein großer Sieg der Nikäer über die im Stich gelassenen Truppen Wilhelms von Villehardouin und Manfreds von Sizilien. J. kehrte aber bald zu seinem Vater zurück und trieb zusammen mit ihm das weit in Epirus vorgedrungene nikäische Heer zurück. Als Michael II. um 1268 starb, folgte ihm in Epirus sein ältester legitimer Sohn Nikephoros. J. erhielt jedoch Thessalien und Mittelgriechenland. Hauptstadt und Residenz seines Herrschaftsgebietes wurde Neopatras. Durch Fehlinterpretation seines Namens Dukas wurde er bei den Lateinern bekannt als Herzog (Dux) von Neopatras. Um 1271 verlieh ihm Michael VIII. Palaiologos den Titel Sebastokrator. Für seine Tochter erhielt er einen Neffen des Kaisers, Andronikos Tarchaneiotes, als Gatten. J. war aber eine energische und herrschsüchtige Natur und nicht geneigt, eine Vasallenrolle zu spielen. Sein Schwiegersohn, der sich von Michael VIII. nicht gebührend geehrt glaubte, unterstützte ihn. Sie riefen die Tataren der Goldenen Horde zu Hilfe, die verwüstend in das byzantinische Reich einfielen, was Michael VIII. zu einem Freundschaftsvertrag mit dem Tatarenemir Nogaj veranlaßte. Darauf verbündete sich J. gegen Michael mit Karl von Anjou (1273). In eine gefährliche Lage geriet der Sebastokrator, als ein starkes byzantinisches Heer im Jahre 1275 bis Neopatras vordrang und ihn dort einschloß. Er wußte aber durch List zu entkommen, holte sich Hilfe beim fränkischen Herzog von Athen und schlug das Heer Michaels VIII. Auch einen zweiten Angriff der Byzantiner im Jahre 1277 konnte er abwehren. Nachdem es Michael VIII. gelungen war, durch die Union von Lyon (1274) einen Angriff Karls von Anjou abzuwenden, versammelte der thessalische Herrscher die Gegner der Union und organisierte eine Synode, die den byzantinischen Kaiser und alle Unionisten mit dem Bann belegte (1278). Ein Bündnis mit Georgi I. Terter von Bulgarien und Karl von Anjou im Jahre 1280 sowie ein gemeinsamer Einfall in Makedonien (1282) führten zu nichts, da die Sizilianische Vesper die Pläne des Angiovinen durchkreuzte. Von den drei Söhnen des Sebastokrators, Michael, Konstantinos und Theodoros, folgte Konstantinos ihm nach (vor 1289-1303); von seinen vier Töchtern heiratete eine Andronikos Tarchaneiotes, eine den Herzog von Athen Wilhelm de la Roche (1280-1287) und eine dritte Stephan Uros II. Milutin von Serbien (1282-1321).

Literatur

Nicol, Donald M.: The Despotate of Epiros. Oxford 1957.
Ostrogorsky: S. 378-381, 383-384.
The Cambridge Medieval History. IV. The Byzantine Empire. 1. Byzantium and its Neighbours. Hrsg. Joan M. Hussey. Cambridge 1966, 335-339 (mit Bibliographie).
Polemis, Demetrios I.: The Doukai. A Contribution to Byzantine Prosopographie. London 1968, Nr. 52, S. 97.

Verfasser

Jan Louis van Dieten (GND: 1047967324)

Empfohlene Zitierweise: Jan Louis van Dieten, Johannes I. Angelos Komnenos Dukas, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 286-287 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1049, abgerufen am: 08.05.2024