Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Mitko, Thimi

 Mitko, Thimi, albanischer Patriot und Volksliedsammler, * Korça 1820, † Beni Suef (Ägypten) um 1900.

Leben

 M. besuchte die griechische Volksschule in seiner Heimatstadt; über seine weitere Ausbildung ist nichts bekannt. Er scheint sich aber schon in jungen Jahren für das Bildungswesen in seiner Geburtsstadt interessiert zu haben, denn auf seine Initiative wird die Wiedereröffnung der durch ein Erdbeben zerstörten griechischen Schule in Korça 1843 zurückgeführt. Als 1850 Peti Mitko, ein Onkel von M., als Führer des christlichen Widerstandes gegen die osmanische Tanzimat-Gesetzgebung Albanien verlassen mußte, schloß sich ihm der Neffe an. Beide gingen zunächst nach Athen, dann nach Plovdiv und schließlich nach Wien, wo M. als Schneider arbeitete. In Wien begann er albanische Folklore und Materialien zur Geschichte und Kultur der Albaner zu sammeln; gleichzeitig nahm er Verbindung zu De Rada und Camarda auf. 1866 ging M. nach Ägypten, zunächst nach Han Alil und dann nach Beni Suef, wo er ein bald florierendes Handelsgeschäft eröffnete. 1878, im Jahr der Prizrener Liga, veröffentlichte M. in Alexandria in griechischen Lettern eine Sammlung albanischer Folklore unter dem Titel „Alvaniki Melissa“ (Die albanische Biene). Diese Sammlung enthielt Volkslieder, Erzählungen und Sprichwörter, hauptsächlich aus Südalbanien. In seiner Einleitung betont M., es sei seine Absicht, Europa über Charakter und Sitten des albanischen Volkes aufzuklären. Diese Folkloresammlung, die 1924 in Wien in moderner albanischer Schrift in der Bearbeitung von Georg Pekmezi erschien (Bleta shqypëtare e Thimi Mitkos) wurde besonders von ausländischen Wissenschaftlern sehr gut aufgenommen; M. trat in Briefwechsel mit führenden Albanologen wie Jan Urban Jarník und Gustav Meyer. M. versuchte sich auch in eigener Dichtung, die jedoch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unveröffentlicht blieb. Das gleiche geschah auch mit den meisten von ihm nach 1878 gesammelten folkloristischen Texten, die er Gustav Meyer zur Veröffentlichung zur Verfügung stellte, was mangels Verlegers unterblieb. Lediglich einige toskische Märchen und Volkslieder wurden in verschiedenen sprachwissenschaftlichen Studien Meyers als Beispiele zitiert. In seinen politischen Anschauungen trat M. zunächst für eine enge Zusammenarbeit mit Griechenland ein. Er war der Meinung, Albanien sei zu schwach, um als selbständiger Staat existieren zu können, Albanien müßte deshalb mit Griechenland ein Doppelkönigreich bilden. Seine Einstellung änderte sich, als Griechenland sich nach dem Berliner Kongreß albanisch besiedeltes Gebiet im Epirus und vor allem Janina aneignen wollte. M. schwenkte jetzt auf den von De Rada in seiner Zeitschrift „Fiàmuri Arbërit. La Bandiera dell’ Albania“ vertretenen Kurs ein, der eine Unterstützung der türkischen Politik gegen alle gemeinsamen äußeren Feinde vorsah. Um die Jahrhundertwende arbeitete M. an einer von Ismail Hakki Bey aus Dibra geleiteten albanischen Exilgruppe mit, die seit 1900 in Kairo die Zeitung „Bashkimi i Shqiptarëvet“ (Vereinigung der Albaner) herausgab. Die Mitarbeit an dieser Zeitung, die eine zunehmend jungtürkischere Richtung einschlug, war allerdings kurz; schon bald richtete M. in Faik Konicas „Albania“ heftige Angriffe gegen Ismail Hakki Bey und seine Gruppe. M.s genaues Todesdatum ist nicht bekannt (nach Shuteriqi starb M. bereits am 22.03.1890).

Literatur

Shuteriqi, Dhimitër S.: Histori e letërsisë shqipe. Tiranë 1958, 120-124.
Haxhihasani, Qemal: Thimi Mitko. Tiranë 1962.
Skendi, Stavro: The Albanian National Awakening 1878-1912. Princeton 1967.

Verfasser

Peter Bartl (GND: 133417492)


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Empfohlene Zitierweise: Peter Bartl, Mitko, Thimi, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 224-225 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1377, abgerufen am: (Abrufdatum)

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