Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Klissura, Ali Bey

Klissura, Ali Bey, albanischer Politiker, * Këlcyra 28.05.1891, † Rom 24.09.1963, Sohn des Xhelal Bey K. und der Hana Luarasi aus Korça.

Leben

 K. besuchte das Galata-Saray-Lyzeum in Istanbul. Sein juristisches Studium an den Universitäten Istanbul und Rom wurde durch den Ersten Weltkrieg, an dem er im Rahmen der albanischen Südarmee teilnahm, unterbrochen und 1919/20 mit der Verleihung des Doktorgrades in Rom abgeschlossen. So ungewöhnlich für einen albanischen Bey der Erwerb eines Universitätsdiploms war, so ungewöhnlich war auch seine politische Richtung. K. stammte aus einem schon 1272 im Grafenstand bezeugten Geschlecht, doch vertrat gerade er ausgesprochen demokratische und liberale Ziele und lehnte jeden Despotismus ab. Auf dem Kongreß von Lushnja (Januar 1920) und beim Aufstand von Valona gegen die Italiener (September 1920) war K. bekannt geworden; 1920-1924 war er Abgeordneter im albanischen Parlament. Er setzte sich für eine Bodenreform ein, forderte freiwilligen Verzicht der Grundbesitzer auf einen Teil ihres Landes und kämpfte für die Gleichberechtigung der Frau, was weithin auf Unverständnis stieß und ihn in die Nähe der radikalen Linken brachte. Nach der Machtergreifung Zogus ging er ins Exil, er wurde dreimal zum Tode verurteilt, seine Güter wurden beschlagnahmt. Nach dem Attentat auf Zogu in Wien wurde er 1928 aus Österreich ausgewiesen und lebte in Paris. Als die Italiener 1939 Albanien besetzt hatten, riefen sie ihn bei voller Wiedereinsetzung in seinen ent- eigneten Besitz zurück in der Hoffnung, er werde als Gegner Zogus ihre Politik unterstützen. K. ging zum Schein auf diese Erwartungen ein, entfaltete eine rege Bautätigkeit, doch kämpfte er im Untergrund gegen die Italiener. Ab 1941 lebte er als Widerstandskämpfer in den Bergen, lehnte dabei aber die Zusammenarbeit mit den Kommunisten wegen deren territorialen Zugeständnissen an Tito ab. Dies brachte ihm im November 1944 bei seiner Flucht nach Italien eine zweijährige Internierung durch die Engländer ein. Nach seiner Freilassung (September 1946) war er um den Zusammenschluß aller Exilalbaner bemüht und söhnte sich deshalb auch mit Zogu aus, wobei sich Zogu verpflichtete, im Falle der Befreiung Albaniens nur nach einer Volksabstimmung dorthin zurückzukehren. K. lebte danach in Rom. Er war wie schon seinerzeit in Paris als politischer Schriftsteller tätig und wirkte nicht zuletzt als Mitarbeiter im Radio Free Europe, ab 1953 als Mitglied des Free Europe Committee für eine weltweite Verbreitung der Kenntnis von Albanien und dessen Geschichte. Er war ein albanischer Patriot im besten Sinne des Wortes, ein Idealist, der nicht erkannte, daß der Weg von archaischen zu modernen Lebensformen lang ist und eine solche Emanzipation nicht in wenigen Jahren vollzogen werden kann.

Literatur

Zhdukja e Ali Klisurës. In: Shêjzat 7 (1963) 381.
Ali Klisura, atdhetar, parlamentar demokrat. In: Shqiptari i lire 7 (1963) Nr. 10.
Vlora, Ekrem Bey: Lebenserinnerungen. 2 Bde. München 1968/73. Persönliche Mitteilungen der Tochter Hana Klissura.

GND: 13162573X

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd13162573X.html


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Empfohlene Zitierweise: Klaus-Henning Schroeder, Klissura, Ali Bey, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 419-420 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1139, abgerufen am: (Abrufdatum)

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