Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Brătianu, Gheorghe I.

Brătianu, Gheorghe I. [Abkürzung des Vornamens vom Vater], rumänischer Historiker und Staatsmann, * Ruginoasa 12.02.1898, † Sighetul Marmaţiei 26.04.1953, Sohn Ion I. C. B.s.

Leben

B. erwarb 1919 die Lizenz in Jura in Jassy und 1921 die in Literatur an der Sorbonne, promovierte schließlich 1923 an der Universität in Czernowitz zum Dr. phil. und erlangte 1929 auch den Titel eines Ehrendoktors in Literatur an der Sorbonne.
B. wurde 26jährig zum Ordinarius für Universalgeschichte an der Universität Jassy ernannt, wobei er eine Antrittsvorlesung „Über die heutige Auffassung mittelalterlicher Geschichtsforschung“ hielt. 1925 wurde er Mitglied der „Società Ligure di storia patria“ und 1928 korrespondierendes Mitglied der „Rumänischen Akademie“. 1935 erhielt er die gleiche Ehrung vom „Kondakov-Institut“ in Prag. 1940 wurde er an den vakant gewordenen Lehrstuhl Nicolae Iorgas an die Universität Bukarest berufen.
Der größte Teil der Werke B.s erschöpft sich in der Untersuchung wirtschaftlich-sozialer Probleme des Mittelalters. Er war bestrebt, die tieferen Ursachen der Zersplitterung des altrömischen Reiches zu ergründen sowie dem Auftauchen der Genueser an der unteren Donau und der Venezianer im Schwarzen Meer nachzuspüren, wobei er die Bedeutung der Burgen wie Vicina und Cetatea Albă u. a. hervorhob. B. befaßte sich auch mit Problemen der rumänischen Geschichte wie z. B. die Herkunft des rumänischen Volkes, das Vereinigungsstreben der Rumänen dies- und jenseits der Karpaten, ungarische und sowjetrussische Gebietsansprüche, Tagesereignisse. Fragen des Nationalbewußtseins, der Demokratie, der Freiheit, der Elitebildung und Jugendprobleme waren gleichfalls Gegenstand seines unermüdlichen Schaffens.
Als 1930 Karl II. den Thron bestieg und auf hartnäckigen Widerstand der „Liberalen Partei“ stieß, gründete B. die „Jungliberale Partei“ („Georgisten“), die dem König freundlicher gesinnt war. Diese „Georgistenpartei“ blieb in der Opposition und erhielt bei den Wahlen 1937 3,98% der abgegebenen Stimmen und 16 Parlamentsmandate. B. gelang es, seine Unabhängigkeit gegenüber dem neuen Monarchen zu bewahren und beugte sich nicht der königlichen Diktatur. Auf außenpolitischem Gebiet befürwortete er eine Annäherung an das Deutsche Reich und machte auf die Gefahren eines sowjetischen Machtzuwachses aufmerksam.
Nach dem Kriege wurde B. im September 1947 mit Zwangsaufenthalt bestraft und am 5. Mai 1950 verhaftet. Er beging Selbstmord im Staatsgefängnis von Sighetul Marmaţiei.
Besonders hervorzuheben wären folgende Werke von ihm: „Le commerce génois sur le Danube“ (Bukarest 1922), „Le problème des frontières russo-roumaines“ (Bukarest 1928), „La distribution de l’or et les raisons économiques de la division de l’empire romain“ (1934), „Les Vénétiens dans la Mer Noire“ (Istanbul 1934), „Une énigme et un miracle historique: le peuple roumain“ (2. Aufl. Bukarest 1942).

Verfasser

George Ciorănescu (GND: 130641340)

GND: 118976087

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118976087.html


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Empfohlene Zitierweise: George Ciorănescu, Brătianu, Gheorghe I., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 252-253 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=613, abgerufen am: (Abrufdatum)

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