Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Geršić, Gliša

Geršić, Gliša (Giga), serbischer Jurist und Politiker, * 29.06.1842 Weißkirchen (Bela Crkva) , † 8.03.1918 Belgrad .

Leben

G. zählt zu den bedeutendsten und fruchtbarsten Rechtsgelehrten Serbiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der sowohl als Wissenschaftler (Professor für römisches und internationales Recht in Belgrad) wie als Politiker (Justizminister 1887 bis 1888 und 1891-1892, Staatsrat 1889-1894 und 1901-1907, Senator 1901-1903) einen wesentlichen Einfluß auf die innere Entwicklung seines Landes ausgeübt hat. In jungen Jahren galt er als der eigentliche Ideologe der Omladina-Bewegung, deren Statute er verfaßte. Er arbeitete eng mit Svetozar Miletić zusammen, später schloß er sich den Liberalen um Jovan Ristić an. 1881 beteiligte er sich an der Gründung der Radikalen Partei. Als Justizminister war er an der Formulierung der Verfassung von 1888/89 beteiligt, die mit den neuen Rechten, die sie der gewählten Volksvertretung zugestand, seinen Vorstellungen von einer konstitutionellen Monarchie weit entgegenkam. In seiner Völkerrechtslehre verfocht er mit Entschiedenheit das Selbstbestimmungsrecht auch der kleinen Völker, das er in Südosteuropa durch das Vordringen Österreich-Ungarns bedroht sah. Unter den gegebenen Umständen plädierte er für eine außenpolitische Anlehnung Serbiens an Rußland und für die Schaffung einer Balkanföderation. In Jugoslawien gilt er als einer der Begründer der modernen Völkerrechtslehre und als Wegbereiter der Idee einer internationalen Völkergemeinschaft. Er verfaßte u. a.: „Današnje diplomatsko i konzularno pravo“ (Das heutige Diplomatie- und Konsular-Recht, Belgrad 1898) und „Medjunarodnopravni bilans u poslednjoj balkanskoj krizi“ (Die völkerrechtliche Bilanz der letzten Balkankrise, Belgrad 1909). G.s Anschauungen sind sehr stark von dem Gedanken einer Harmonie der Interessen in den zwischenstaatlichen Beziehungen geprägt. Er bemühte sich in seinen Studien insbesondere um eine Klärung und Sicherung der völkerrechtlichen Stellung der kleinen Staaten: „Male države u današnjem medjunarodnom sklopu“ (Die kleinen Staaten im heutigen internationalen Gefüge. In: Glasn. Srpsk. uč. Društ. 52 (1883) 215-260), „Pogled na najnoviji razvitak medjunarodnog prava i njegove nauke“ (Blick auf die neueste Entwicklung des Völkerrechts und seiner Erforschung, a.a.O. 32 (1871) 36-148) und „Pogled na medjunarodni i državno-pravni položaj Bosne i Hercegovine i ostrva Kipra“ (Blick auf die Völker- und staatsrechtliche Stellung Bosniens und der Herzegowina und Zyperns, Belgrad 1893).

Literatur

Janković, Branimir M.: Les conceptions de Giga Geršić dans le domaine de Droit International. In: Jugoslovenska Revija za medjunarodno pravo 5 (1958) 205-216.

Verfasser

Edgar Hösch (GND: 105823724)

GND: 1110787162

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1110787162.html


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Empfohlene Zitierweise: Edgar Hösch, Geršić, Gliša, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 40-41 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=871, abgerufen am: (Abrufdatum)

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