Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

B. verließ das Ödenburger Gymnasium, ohne es zu beenden, war kurze Zeit Soldat und lebte bis 1799 im Elternhaus. Dann heiratete er und bewirtschaftete seine Güter. Gedichte schrieb er lange Zeit nur für sich; der Dichter János Kiss entdeckte ihn zufällig und berichtete über seine schöngeistige Tätigkeit dem führenden Literaten der Zeit, Ferencz Kazinczy. B. konnte sich erst nach einigen Jahren zur Veröffentlichung seiner Gedichte entschließen. Er fuhr deshalb 1810 nach Pest, wo er mehrere Dichter der Zeit kennenlernte. Diese Reise und seine spätere Korrespondenz mit Kazinczy prägten stark seine Weltanschauung: er trat aus seinem engen adeligen Provinzialismus heraus und wurde Anhänger der aufklärerischen Ideale. 1812 fuhr er nach Wien, um sein Bild für den schließlich 1813 erschienenen Gedichtband zeichnen zu lassen. Die strenge Kritik Ferencz Kölcseys im Jahre 1817 entmutigte B., und er beschäftigte sich immer mehr nur noch mit ästhetischen Studien. Er lebte zurückgezogen auf seinem Landgut und fuhr nur selten nach Ödenburg oder Pest. 1830 wurde er einer der ersten Mitglieder der „Ungarischen Akademie der Wissenschaften“.

B.s Dichtung nährte sich aus der Erschütterung des ungarischen adeligen Weltbildes und aus einer tief empfundenen Krisenstimmung zur Zeit der Französischen Revolution und der Napoleonischen Kriege. Die Generation, in der B. lebte, suchte für ihre Bestrebungen in B.s großen politischen Oden und Episteln Beispiel und Ansporn. Durch die resignierende oder ermutigende Gegenüberstellung der ruhmvollen Vergangenheit mit der Dekadenz der Gegenwart, durch die Lobpreisung der großen, am Wohl des Vaterlandes arbeitenden Männer bestimmte B. für Jahrzehnte voraus die charakteristischen Erscheinungsformen ungarischer politischer Lyrik.

Váczy, János: Berzsenyi Dániel életrajza. Budapest 1895.

Németh, László: Berzsenyi. Budapest 1937.

Berzsenyi Dániel összes művei. Hrsg. Oszkár Merényi. Budapest 1956.

Merényi, Oszkár: Berzsenyi Dániel. Budapest 1966.