Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Bakócz, Tamás
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Bakócz, Tamás

Bakócz, Tamás (Thomas), Erzkanzler von Ungarn, Erzbischof von Gran und Kardinal, * Erdőd 1442, † Gran 15.06.1521, Sohn eines Hintersassen.

Leben

B. begann seine Studien bei den Dominikanern in Szatmárnémeti, setzte sie 1464 an der Universität in Krakau fort und schloß sein Studium in Padua als Doktor der Rechte ab. Bei der Belagerung von Breslau 1474 wurde König Matthias I. auf B. aufmerksam und ernannte ihn 1480 zum Sekretär. Im gleichen Jahr trat ihm sein Bruder Bálint die Würde und das Einkommen eines Titular-Propstes ab.
In seinem ehrgeizigen Streben unterstützte B. gegenüber Matthias I. die Thronfolge dessen Sohnes Johann Corvin, während er insgeheim Anhänger der Königin Beatrix war, die sich selbst die Nachfolge ihres Mannes sichern wollte. Nach dem Tod von Matthias I. trat B. auf die Seite von König Wladislaw II. und inszenierte für ihn den fiktiven Heiratsvertrag mit Beatrix.
1491 gelangte B. in den Besitz des Bistums Erlau und wurde im gleichen Jahr zum Erzkanzler ernannt. Das Vertrauen und die schwache Regierung Wladislaws II. ermöglichten ihm, einen entscheidenden Einfluß bei den Regierungsgeschäften auszuüben und sich 1498 die Ernennung zum Erzbischof von Gran zu sichern. Vorwürfe der Korruption und der Urkundenfälschung konnten seine Stellung nicht mehr gefährden. Mit der Unterstützung Venedigs erwarb sich B. 1500 den Kardinalshut und 1507 den Titel eines Patriarchen von Konstantinopel.
Während seines Aufenthaltes in Rom 1512-1514 boten sich ihm als einzigem Ungarn ernsthafte Aussichten, zum Papst gewählt zu werden: B. konnte die zweitgrößte Stimmenzahl auf sich vereinigen. Mit dem Auftrag Leos X., das Kreuzzugsheer gegen die Türken zu führen, kehrte er als Legatus a latere nach Ofen zurück.
Infolge der Verzögerung bei der Durchführung der päpstlichen Bulle brach in den Reihen des zu Ofen versammelten Kreuzzugsaufgebots der Bauernaufstand unter der Führung von György Dózsa aus. Dem Landtag von 1515, der der Unterdrückung des Aufstandes folgte, blieb B. aus Furcht vor der Rache der Stände fern.
Mit dem Tod Wladislaws II. 1516 verlor B. immer stärker seinen Einfluß am Hofe. Er zog sich nach Gran zurück, wo er sein großes Vermögen zum Erwerb wertvoller Sakralinstrumente und zum Bau der Marienkapelle (1507), einem hervorragenden Zeugnis der Renaissance in Ungarn, verwandte.

Literatur

Fraknói, Vilmos: Erdődi Bakócz Tamás élete. Budapest 1889.
Balogh, Jolán: Az esztergomi Bakócz-kápolna. Budapest 1955.
Fügedi, Erik: Hungarian Bishops in the Fifteenth Century. In: Acta hist. Acad. Sci. Hung. 11 (1965) 375-391.

Verfasser

Karl Nehring (GND: 170892018)

GND: 120578395

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd120578395.html


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Empfohlene Zitierweise: Karl Nehring , Bakócz, Tamás, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 126-127 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=504, abgerufen am: (Abrufdatum)

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