Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Musa Çelebi

Musa Çelebi, osmanischer Teilsultan, † Çamurlu (bei Samokov) 5.07.1413, Sohn Bayezids I., mütterlicherseits Abkömmling Mevlânâ Celâleddin-î Rûmîs.

Leben

M. beteiligte sich an der Schlacht seines Vaters gegen Timur bei Ankara (28.07.1402) und geriet nach Bayezids Tod in timuridische Gefangenschaft (1403). Danach nahm er den Kampf um die Alleinherrschaft gegen seine Brüder Mehmed (I.), Isa und Süleyman (Çelebi auf. Nachdem er seinen Bruder Isa aus Bursa geworfen hatte, bemächtigte er sich als Lehnsmann Timurs der Stadt, mußte sie aber nach Timurs Abzug wieder Isa überlassen und floh nach Germiyan und dann Karaman. Nach dem Sieg Mehmeds (I.) über Isa und dem Kampf gegen den von Rumelien nach Anatolien eingerückten anderen Bruder Süleyman wurde M. von Mehmed im Einverständnis mit Isfendiyar Bey von Sinop und dem Walachenfürsten Mircea dem Alten in Rumelien eingesetzt, um Süleyman von Anatolien fort nach Rumelien zurückzulocken (1409). M., inzwischen Schwiegersohn Mirceas des Alten, schlug im Bündnis mit Vuk Lazarević, dem Bruder des serbischen Despoten Stefan Lazarević, und den Brankovići bei Jambol (Yanbolu; 13.02.1410) Süleymans Statthalter Mihaloğlu Mehmed, worauf Süleyman mit Unterstützung des byzantinischen Kaisers Manuel II. wieder nach Rumelien übersetzte. In einem Treffen bei Hasköy (wohl kaum das Kosmidion [türkisch Hasköy] am Goldenen Horn, vermutlich Hasköy nordwestlich von Edirne) unterlag M., von Vuk Lazarević und Teilen seiner Lehensreiterei verlassen (15.06.1410). Süleyman nützte den Sieg nicht aus, sondern ergab sich in Edirne, wie immer, dem Wohlleben, so daß M., der den Beylerbey Mihaloğlu Mehmed auf seine Seite gezogen hatte, Süleymans Streitkräfte bei Sofia schlagen und auf Edirne marschieren konnte. Süleyman, durch Desertion seiner Janitscharen geschwächt, versuchte die Flucht nach Byzanz, wurde aber unterwegs getötet (17.02.1411). Entgegen seinem früher abgelegten Lehenseid gegenüber Mehmed konstituierte sich M. jetzt als selbständiger Herrscher Rumeliens, womit der Kriegsfall mit Mehmed gegeben war. Seine ersten wichtigsten Unternehmungen während seines Teilsultanats waren die Wegnahme der Bergwerksstadt Novo Brdo, die Niederschlagung eines Bulgarenaufstandes in Vidin, die Rache an Vuk Lazarević und dessen Neffen Lazar Branković wegen deren Verrates (Juli 1410) sowie ein Handelsvertrag mit Venedig (13.09.1411) und die Rückeroberung der von Süleyman an Kaiser Manuel II. abgetretenen Gebiete. Als M. den Gedanken einer Belagerung von Byzanz aufgriff (1411) und Manuel ein Ablenkungsmanöver, geleitet von dem Geiselprinzen Orhan, Sohn Süleymans, mißlang, schaltete sich auf Manuels Bitte Mehmed ein. Der in Rumelien einrückende Mehmed mußte bei Inceğiz (unweit Çatalca in Ost-Thrakien) zwei Niederlagen hinnehmen (1411/1412). Nachdem es ihm aber gelungen war, die infolge M.s Überstrenge mißvergnügten rumelischen Beys auf seine Seite zu ziehen, schlug er den nach der Walachei zu fliehen versuchenden M. entscheidend bei Çamurlu Derbend (bei Samokov). M. verlor dabei sein Leben (05.07.1413). Er wurde in Bursa neben seinem Vater begraben. Bemerkenswert für M.s Herrschaftszeit waren die religiösen Vereinheitlichungsbestrebungen seines Heeresrichters Bedreddîn, die ihm möglicherweise viele Anhänger einbrachten. Die Eski Cami (Alte Moschee) in Edirne, begonnen von Süleyman, wurde unter M. weitergebaut, aber erst später vollendet. Die Rekonstruktion von M.s Leben und Herrschaft stößt auf beträchtliche Schwierigkeiten sowohl faktischer wie chronologischer Art, da sich die einschlägigen Primärquellen (Oruç Âşıkpaşazade, Dukas, Chalkokandyles, Düstûrnâme, Âlî, Sükrüllâh u. a.) häufig widersprechen und kein klares Bild vermitteln.

Literatur

Ali: Emir Süleyman ve Mûsa Çelebi Sikkeleri. In: Türk Tarih Encümeni Mecmuası 83 (1922).
Tekindağ, M. C. Şehâbeddin: Mûsâ Çelebi. In: Islam Ansiklopedisi. Bd 8. Istanbul 1957, 661-666.
Novaković, Stojan: Srbi i Turci 14 i 15 veka. [Nachdruck]. Beograd 1960, 374-409.
Uzunçarşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı Tarihi. Bd 1. Ankara 1961, 328-345.
Ménage, Victor Louis: Mûsâ Çelebi’s nishân of 815/1412. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies 26 (1963) 646-648.
Ölçer, Cüneyt: Yıldırım Bayezid’in Oğullarına Ait Akçe ce Mengırlar. Istanbul 1968.
Filipović, Nedim: Princ Musa i Šejh Bedreddin. Sarajevo 1971.

Verfasser

Buğra Atsız (GND: 103703985)

GND: 1017694265

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1017694265.html


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Empfohlene Zitierweise: Buğra Atsız, Musa Çelebi, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 261-263 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1414, abgerufen am: (Abrufdatum)

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