Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Hatzfeld (Hatzfeld-Gleichen), Karl Friedrich Anton Graf

Hatzfeld (Hatzfeld-Gleichen), Karl Friedrich Anton Graf, kaiserlicher Hofkammerpräsident und Staatsminister, * 14.09.1718, † Wien 5.09.1793, aus dem alten hessischen Rittergeschlecht der Hatzfeld, das nach dem Aussterben der Grafen von Gleichen (1631) mit dem Schloß Gleichen in Thüringen belehnt wurde, Sohn des Geheimen Rates Franz H. (gest. 1738).

Leben

H. war zunächst Domherr zu Mainz, resignierte jedoch und trat in den kaiserlichen Staatsdienst ein. Nach der von Staatskanzler Wenzel Anton Graf von Kaunitz befürworteten Teilung der gesamten kaiserlichen Finanzverwaltung zwischen den drei Zentralbehörden Hofkammer, deutsch-erbländische Creditsdeputation und Hofrechnungskammer wurde H. im Dezember 1761 zum Leiter der Creditsdeputation berufen. Dieser Behörde wurde auch die Wiener Stadtbank untergeordnet und alles in ihre Zuständigkeit gewiesen, was sich auf das Schulden- und Kreditwesen des Staates bezog. Somit wurde H. auch zum Präsidenten der „Ministerial-Banco-Deputation“ und bald darauf auch der aus der Creditsdeputation hervorgegangenen Generalkasse ernannt. Als Kaiserin Maria Theresia nach Beendigung des Siebenjährigen Krieges (1763) ihrem Gemahl, Kaiser Franz I., die oberste Leitung der Finanzen und insbesondere des Schuldenwesens des Staates übertrug, war es vor allem H., der neben Graf Ludwig Zinzendorf, dem Präsidenten der Hofrechnungskammer, den Kaiser bei dieser Aufgabe unterstützte. 1765 wurde die Hofkammer mit der Ministerialbancodeputation und der Generalkasse vereinigt und H. an ihre Spitze gesetzt, der dann die gesamte Finanzverwaltung in seiner Hand vereinigte. Da die Wiener Stadtbank die verpfändeten Staatseinnahmen zu verwalten hatte, zu denen auch alle Einnahmen aus dem 1718 gewonnenen Temescher Banat gehörten, wurde das Banat eigentlich von der ihr gehörenden Ministerialbancodeputation bzw. nach 1765 von der Hofkammer verwaltet.
Im Juni 1771 wurde H. zum Obersten Kanzler ernannt, jedoch schon am 30. November 1771 als Nachfolger Fürst Georg Starhembergs an die Spitze des Staatsrates gestellt. Als Kanzler folgte ihm Heinrich Cajetan Graf von Blümegen. Ende Dezember 1771 wurde H. der Titel eines „dirigirenden ersten Staatsministers in inländischen Geschäften“ verliehen. Die Absicht der Kaiserin, in die Zuständigkeit des Staatsrates auch Ungarn betreffende Angelegenheiten zu verweisen, wehrte er erfolgreich ab.
1764 erhielt H. als einziger Deutscher zusammen mit drei Ungarn, dem Fürstprimas Graf Ferenc Barkóczy, dem Palatin Graf Lajos Batthyány-Strattmann und dem Hofkanzler Graf Ferenc Esterházy, das Großkreuz des neugeschaffenen Stephansordens. Der Orden war gestiftet und damals sogar vor den für militärische Verdienste bestimmten Maria Theresien-Orden gesetzt worden, um die ungarischen Magnaten stärker an den Hof zu binden. Zu Ehren H.s erhielt die von Deutschen an der Stelle der von den Türken zerstörten alten Gemeinde Chombol aufgebaute neue Gemeinde den Namen Hatzfeld (Zsombolya, heute Jimbolia).

Literatur

Kneschke, Ernst Heinrich: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart. In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung. Bd 1. Leipzig 1852.
Arneth: Bd 7/1.9.10.
Walter, Friedrich: Der letzte große Versuch einer Verwaltungsreform unter Maria Theresia (1764/65). In: Mitt. Inst. österr. Gesch.-Forsch. 47 (1933) 427-469.
Ders.: Die Geschichte der österreichischen Zentralverwaltung in der Zeit Maria Theresias. Die Geschichte der österreichischen Zentralverwaltung 1780-1848. Wien 1938/50. = Die österreichische Zentralverwaltung. Hrsg. Heinrich Kretschmayr. II. Abt. Bd 1/1. 1/2. (Aktenstücke dazu hrsg. Friedrich Walter, Wien 1934/50. = ebd. Bd 3. 4.)

Verfasser

Inge Kuller (GND: 108368475)

GND: 137435142

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd137435142.html


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Empfohlene Zitierweise: Inge Kuller, Hatzfeld (Hatzfeld-Gleichen), Karl Friedrich Anton Graf, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 125-126 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=936, abgerufen am: (Abrufdatum)

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