Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Dionisios
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Dionisios

Dionisios (genannt „Filosofos“, polemisch manchmal „Skilosofos“), griechischer Kleriker und Revolutionär, Metropolit von Larissa und Trikke, * 1541 (?), † 1611.

Leben

D.s Herkunft und Jugend sind noch ungeklärt. Er wurde wahrscheinlich im Distrikt Paramithia in Epirus geboren. Dort muß er auch seine Schulbildung bekommen haben. Im Mannesalter ließ er sich im seinerzeit blühenden und stark begüterten St.-Dimitrios-Kloster von Dichuni, bei Kerasovo, im selben Bezirk, zum Mönch küren. Später begab er sich nach Italien, wo er Philosophie, Philologie und Medizin an der Universität in Padua studierte. Seinen umfassenden Studien und seinem Wissen verdankte er dann den Beinamen „Filosofos“.
Nach ausgedehnten Reisen gelangte er nach Konstantinopel, wo er der Hierodiakon des Patriarchen Jeremias II. wurde. Bald darauf wurde er zum Priester, dann zum Protosynkellos erkoren und reiste schließlich als Exarch (Nuntius) des Patriarchen nach Epirus, Thessalien und dem Peloponnes. 1592 wurde er zum Großen Archidiakon befördert und ein Jahr später zum Bischof von Larissa gewählt. Er ließ sich jedoch nicht in seinem Bistumssitz, sondern in Trikke (Trikkala) nieder, wahrscheinlich, weil die christliche Bevölkerung Larissas nur eine kleine Minderheit ausmachte. Dort organisierte er 1600 im Einvernehmen mit anderen orthodoxen Prälaten und in geheimer Verbindung mit Venedig und Neapel einen Aufstand gegen die türkische Herrschaft, nach dessen vorzeitigem Scheitern er nach Italien entfliehen konnte. Hier arbeitete er weiter für die Verwirklichung seiner Pläne. In Rom scheint er die Unterstützung des Papstes gewonnen zu haben, worauf er nach Spanien reiste.
Seine Pläne stimmten mit den Plänen des spanischen Königs Philipp III. für ein militärisches Unternehmen gegen die Türken in Nordwestgriechenland und Dalmatien überein. Um 1609 setzte er, wahrscheinlich mit spanischer bzw. neapolitanischer Hilfe, wieder nach Griechenland, zum St.-Dimitrios-Kloster, über. Dort begann er von neuem mit seiner aufrührerischen Tätigkeit, und bald konnte er in den etwa siebzig zum Teil von Albanern bewohnten Dörfern des Gebietes eine Anzahl von Anhängern, meistens verelendete Bauern, um sich sammeln. Seine Propaganda war eine Mischung von eschatologischer Mystik, irredentistischen Aspirationen und praktischer Hilfsbereitschaft.
Um seinen Gegner, den gelehrten Mönch Maximos, den „Peloponnesier“, dem D. seinen Spitznamen „Skilosofos" verdankt, sammelten sich die in der Burg von Janina zusammen mit den türkischen Herren lebenden griechischen Großgrundbesitzer. In der Nacht vom 10. auf den 11. September 1611 rief D. seine Leute - etwa 1000 griechische und albanische Bauern und Hirten, die mit zum Teil vom spanischen König gelieferten, zum Teil mit primitiven, selbstgebastelten Waffen ausgerüstet waren - zum Ansturm auf die Burg von Janina auf. Trotz des anfänglichen Erfolges, - die Aufständischen besetzten die Stadt bis auf die Burg -, konnte der Aufstand von den herbeigeeilten Spahis niedergeschlagen werden. D., der zunächst entkommen war, wurde gefangengenommen und grausam hingerichtet.

Literatur

Salamangas, Dionisios: I spilia tu Skilosofu. Athen 1953.
Kordatos, Janis: Istoria tis neoteris Elladas. Bd 1. Athen 1957, 104-110.
Vakalopulos, Apostolos: Istoria tu neu ellinismu. Bd 3. Thessaloniki 1968, 338-347 (mit Bibliographie).

Verfasser

Georg Veloudis (GND: 124116787)

GND: 1082564893

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1082564893.html


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Empfohlene Zitierweise: Georg Veloudis, Dionisios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 409-410 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=737, abgerufen am: (Abrufdatum)

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