Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Blaga, Lucian
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Blaga, Lucian

Blaga, Lucian, rumänischer Philosoph und Dichter, * Lancrăm 9.05. 1895, † Klausenburg (Cluj) 6.05. 1961, Sohn eines Geistlichen.

Leben

B. studierte am theologischen Seminar in Hermannstadt (Sibiu), dann zwischen 1916 und 1920 mit Unterbrechungen an der Universität Wien, wo er 1920 über das Thema „Kultur und Erkenntnis“ promovierte. 1920-1926 war B. als Publizist tätig, 1926-1939 im diplomatischen Dienst (als Attache 1926-1928 in Warschau bzw. Prag, 1928-1932 in Bern, 1932-1937 als Pressesekretär, später Botschaftsrat in Wien, 1938-1939 als Botschafter in Lissabon). 1937 wurde er Mitglied der „Rumänischen Akademie“, 1939 Professor für Kulturphilosophie in Klausenburg (bzw. 1940-1945 in Hermannstadt), bis er 1949 als „Idealist“ seines Lehrstuhls enthoben wurde. Seither war B. als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Klausenburg tätig.
B. debütierte 1919 als Schriftsteller. Die Mehrzahl seiner Dichtungen und philosophischen Texte veröffentlichte er von 1921 bis 1941 vorab in der Zeitschrift „Gîndirea“, deren traditionalistischer Weltanschauung er nahe stand. Als Denker war er zu einer Zeit, da das rumänische Geistesleben überwiegend durch französische Einflüsse geprägt wurde, vorwiegend nach Deutschland hin orientiert (entscheidende Anregungen durch Schelling, Nietzsche, Frobenius, Spengler, Worringer, Riegl, Klages). B.s philosophisches System, die wohl bedeutendste Schöpfung des rumänischen spekulativen Denkens, lag bereits 1930 gedanklich voll entwickelt vor. Irrationalistisch und vitalistisch angelegt, betont sie die kosmischen Aspekte des Daseins. Als Erkenntnislehre hebt sie die Bedeutung von Mythos und Symbol hervor, als Kulturphilosophie die der Intuition, des kollektiven schöpferischen Unbewußten und des magischen Denkens. Ihr Interesse gilt den archaischen „Originalphänomenen“ des Menschseins, wie sie sich etwa in der rituellen Folklore des rumänischen Dorfes finden lassen.
In enger Wechselbeziehung zu seiner Philosophie steht B.s Lyrik, die großenteils metaphysischen Themen gilt. Ihr Ausgangspunkt ist ein dionysisch-vitales Weltgefühl im Frühwerk, das als Kult der Natur späterhin in elegischer Weise das Motiv des Todes als einer Rückkehr in den Bereich des Chthonischen und Mütterlichen miteinbezieht. B.s Lyrik bezieht wichtige Impulse vom deutschen Expressionismus (Trakl, Däubler), desgleichen sein Theater.
Im sozialistischen Rumänien lange verpönt, wurde B.s Werk, zuerst das dichterische, später auch Teile des philosophischen, seit seinem letzten Lebensjahr rehabilitiert. Es existieren zwei Auswahlausgaben seiner Gedichte in deutscher Sprache: „Die Gezeiten der Seele“ und „Ausgewählte Gedichte“ (Bukarest 1963 bzw. 1967). Auch seine unter dem Titel „Hronicul şi cîntecul vîrstelor“ 1966 veröffentlichten Jugenderinnerungen wurden ins Deutsche übersetzt (Chronik und Lied der Lebenszeiten, Bukarest 1968).

Literatur

Crohmălniceanu, Ovid S.: Lucian Blaga. Bucureşti 1963.
Micu, Dumitru: Lirica lui Lucian Blaga. Bucureşti 1967.
Bellu, Pavel: Blaga în marea trecere. Bucureşti 1970.
Micu, Dumitru: Estetica lui Lucian Blaga. Bucureşti 1970.
Şora, Mariana: Cunoaştere poetică şi mit în opera lui Lucian Blaga. Bucureşti 1970.

Verfasser

Klaus Heitmann (GND: 138119023)

GND: 118658980

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118658980.html


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Empfohlene Zitierweise: Klaus Heitmann, Blaga, Lucian, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 1. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1974, S. 208-209 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=576, abgerufen am: (Abrufdatum)

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