Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Ruvarac, Ilarion

 Ruvarac, Ilarion (Jovan), serbischer Historiker, * Sremska Mitrovica 01.09.1832, † Kloster Grgeteg (Syrmien) 08.08.1905, Sohn des orthodoxen Geistlichen Vasilije R. und der Julijana R., geh. Šević.

Leben

 Seine Kindheit verbrachte R. in Stari Slankamen und Stari Banovci, besuchte dann die ersten Klassen des Gymnasiums in Karlowitz (Sremski Karlovci), die folgenden zwei in Wien (1851-1852). Anschließend widmete er sich in der Donaumetropole dem Rechtsstudium (1852-1856), begann sich aber auch für Geschichte zu interessieren und hielt sich viel in Bibliotheken auf, wo er quellenkritische Studien betrieb. Im Anschluß an seinen Wiener Aufenthalt besuchte R. die geistliche Akademie in Karlowitz, die er 1859 abschloß. In dieser Zeit veröffentlichte er seine ersten beiden bedeutenden Arbeiten: „Pregled domaćih izvora stare srbske povesnice“ (Übersicht über die heimischen Quellen der alten serbischen Geschichtsschreiber, in: Sedmica 1856) und „Prilog k ispitivanju srbskih junačkih pesama“ (Beitrag zur Untersuchung der serbischen Heldenepen, in: Sedmica 1857/58). Nach 1859 war R. Professor am Gymnasium in Karlowitz, hielt sich dann ab 1. Januar 1861 als Konsistorialnotar im Kloster Krušedol auf, wo er den Namen Ilarion annahm. 1872 wurde er Professor an der Geistlichen Akademie in Karlowitz, 1874 Archimandrit des Klosters Grgeteg in der Fruška Gora und 1875 Rektor der Karlowitzer Geistlichen Akademie. Nach einem kurzen Intermezzo in der Eparchie von Temeschwar lebte er ab 1882 wieder in Grgeteg, das er renovieren und ausbauen ließ. Die folgende Periode ist dann von einer ungeheuren Schaffenskraft gekennzeichnet. Als ein gewissenhafter und scharfsinniger Prüfer der Quellen in allen Detailfragen geriet R. in Gegensatz zu jenen Historikern, die der Volkstradition als historische Quelle den Vorrang gaben, was er ablehnte, da diese seiner Auffassung nach das tatsächliche Geschehen entstelle. Hauptgegner R.s war der Historiker Pantelija Srećković, Professor für serbische Geschichte an der Belgrader Hochschule und eines der ersten ordentlichen Mitglieder der Serbischen Akademie der Wissenschaften, dem er ungenügende historische Kenntnis und eine krasse Fehleinschätzung der Volkstradition vorwarf. R. selbst blieb auch durch die Angriffe seiner Gegner, die ihn als einen Verräter an der serbischen Nation bezeichneten, in seinem Schaffen und Bemühen unbeirrt, seine Arbeiten blieben scharfsinnige, geistreiche und interessante Polemiken. In seinem Streben um eine wissenschaftliche Quellenkritik wurde R. u. a. von den Historikern Ljubomir Kovačević und Stojan Novaković unterstützt. Mit seinen Werken, die immer Detailfragen gewidmet sind, wurde R. zum Begründer der kritischen serbischen Geschichtsschreibung. Seine Arbeiten behandeln Themen aus der Geschichte und Kirchengeschichte, der historischen Geographie und der Historiographie Serbiens vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Zu seinen bedeutendsten Schriften zählen „O knezu Lazaru“ (Uber Fürst Lazar, Novi Sad 1887), „O pećkim patrijarsima od Makarija do Arsenija III., 1557-1690“ (Über die Patriarchen von Peć von Makarije bis Arsenije III., 1557-1690, Zadar 1888), „Odlomci o grofu Dj. Brankoviću i Arseniju Crnojeviću patrijarhu s tri izleta o takozvanoj Velikoj seobi srpskog naroda“ (Bruchstücke über den Grafen Dj. Branković und den Patriarchen Arsenije Crnojević mit drei Exkursen über die sog. Große Wanderung des serbischen Volkes, Belgrad 1896) und „Montenegrina. Prilošci istoriji Crne Gore“ (Montenegrina. Beiträge zur Geschichte Montenegros, Sremski Karlovci 1898, 2. Aufl. Zemun 1899). Der 1. Band einer Auswahl der Aufsätze R.s wurde 1934 in Belgrad von Nikola Radojčić herausgegeben (Zbornik Ilariona Ruvarca. Odabrani istoriski radovi).

Literatur

Smičiklas, Tadija: Ilarion Ruvarac. In: Ljetop. JAZU 21 (1906) 168-173.
Spomenica Ilariona Ruvarca (1832-1932). In: Glasn. ist. Društ. 5 (1932) H. 2.
Spomenica Ilarionu Ruvarcu. Novi Sad 1955.
Radojičić, Djordje Sp.: Ruvarčevo mesto u srpskoj istoriografiji. In: Zborn. Matice srpske, društ. Nauke 13/14 (1956) 193-208.

Verfasser

Manfred Stoy (GND: 1125126671)

GND: 121148149

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd121148149.html


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Empfohlene Zitierweise: Manfred Stoy, Ruvarac, Ilarion, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 4. Hgg. Mathias Bernath / Karl Nehring. München 1981, S. 69-70 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1615, abgerufen am: (Abrufdatum)

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