Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Pavlinović, Mihovil

Pavlinović, Mihovil, dalmatinischer Politiker und Publizist, * Podgora (bei Makarska, Dalmatien) 28.01.1831, † ebd. 18.05.1887.

Leben

P. wurde 1854 in Zadar zum Priester geweiht und war dann bis 1870 Pfarrer in Drašnice und Podgora. 1861 wurde er zum Abgeordneten in den ersten dalmatinischen Landtag gewählt, wo er der Nationalpartei (Narodna stranka) angehörte, die bis zur Erlangung der Mehrheit im Jahre 1870, vom niederen Klerus unterstützt, nur in den Landgemeinden die Vormacht hatte. Im Landtag, dem er mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tode angehörte - 1865 wurde er auch in den kroatischen Landtag gewählt - war er der entschiedenste Verfechter der Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien-Slawonien aufgrund des kroatischen Staatsrechts. P. war 1862 Mitbegründer, dann einer der fleißigsten Mitarbeiter und in den kritischen Phasen der entscheidende Förderer der für den Aufstieg der Nationalpartei wichtigen Zeitung „Il Nazionale“, die bis 1875 ausschließlich in italienischer Sprache erschien. Die kroatische Wochenbeilage des „Il Nazionale“, „Narodni list“, wurde weitgehend von ihm gestaltet und brachte seine zahlreichen Artikel, die vor allem der Hebung des kroatischen Nationalbewußtseins dienen sollten. Als organisatorische Zentren der nationalen Bewegung spielten die von ihm gegründeten nationalen Lesevereine (čitaonice) eine wichtige Rolle. Ab dem Ende der 60er Jahre wuchs in der Nationalpartei der Einfluß der liberalen Richtung unter Miho Klaić, was P. veranlaßte, seine klerikale Haltung und das kroatische Staatsrecht als Grundlage seiner Politik noch stärker zu betonen. So wurde er, obwohl er sie später aus Abneigung gegen den antiklerikalen Ante Starčević bekämpfte, zum eigentlichen Begründer einer spezifischen dalmatinischen Richtung der kroatischen Staatsrechtsbewegung (pravaštvo), die sich zu dieser Zeit wesentlich von jener in Kroatien unterschied, weil sie klerikal war und am Rahmen der Habsburgermonarchie festhielt. Nachdem der Gegensatz zwischen Kroaten und Serben in der Frage der zukünftigen staatlichen Zugehörigkeit Bosniens und der Herzegowina in den 1870er Jahren die Spaltung der Nationalpartei und die Gründung einer eigenen Serbischen Nationalpartei in Dalmatien verursacht hatte, trat P. 1882 mit seinem Konzept hervor. Er sprach dem durch byzantinische Tradition rückständigen Serbien die Rolle eines Piemont am Balkan ab. Bosnien und Herzegowina müßten aufgrund des kroatischen Staatsrechts an das europäische Kulturtragende Kroatien angeschlossen werden, hinter dem das große katholische Kaiserreich stehe. Dennoch hielt er an seiner früheren Überzeugung fest, daß in weiterer Zukunft ein Staat „Jugoslawien“ als brüderliche Gemeinschaft gleichberechtigter Völker entstehen werde. Die serbische Partei in Dalmatien benützte P.s Konzept als Hauptargument für ihre Ablehnung der Vereinigung mit Kroatien. Im Reichsrat, dem er von 1873 bis 1879 angehörte, verurteilte er die mit der leichteren Durchsetzung nationaler Forderungen begründete opportunistische Haltung der übrigen dalmatinischen Abgeordneten. Neben Miho Klaić war P. die hervorragendste Persönlichkeit des kroatischen nationalen Erwachens in Dalmatien.

Literatur

Biankini, Juraj: Dr. Miho Klaić i don Miho Pavlinović. In: Narodni list (Jubiläumsnummer 1862-1912) (1912) 1-3.
Ravlić, Jakša: Mihovil Pavlinović kao književnik. In: Radovi Instituta JAZU u Zadru 8 (1961) 65-122.
Pavlinović, Marin: Odnosi izmedju Natka Nodila i Mihovila Pavlinovića od 1852-1878. In: Hist. Zborn. 15 (1962) 121-139.
Pavlinović, Mihovil: Korespondencija. Hrsg. Ante Palavršić u. Benedikta Zelić. Split 1962.
Šidak, Jaroslav, Mirjana Gross, Igor Karaman, Dragovan Šepić: Povijest hrvatskog naroda g. 1860-1914. Zagreb 1968.
Petrović, Rade: Nacionalno pitanje u Dalmaciji u XIX stoljeću. Sarajevo 1968.

Verfasser

Andreas Moritsch (GND: 123957184)

GND: 118957198

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118957198.html


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Empfohlene Zitierweise: Andreas Moritsch, Pavlinović, Mihovil, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 413-414 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1506, abgerufen am: (Abrufdatum)

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