Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Momčil

Momčil, bulgarischer Volksführer, * westliches Rhodope-Gebirge Anfang 14. Jh., † Festung Peritheorion (Südthrakien) 07.07.1345.

Leben

M., der in mancherlei Hinsicht mit Ivajlo, dem Anführer gegen die Tataren in der zweiten Hälfte des 13. Jh.s, verglichen werden kann, wird von Jireček als „Bandenchef“ bezeichnet, der jahrhundertelang im Volksbewußtsein lebendig blieb und in den Liedern der Serben und Bulgaren besungen wurde. Zwei bedeutende Quellen, das Geschichtswerk des Nikephoros Gregoras und die Geschichte JohannesVI. Kantakuzenos in Form eines Memoirenwerks, erhellen die geschichtlichen Ereignisse, in die M. einbegriffen wurde. In bäuerlichem Milieu geboren, sammelte M. in jungen Jahren eine Schar Gleichgesinnter um sich und plünderte in dem umliegenden Grenzgebiet, das bald in serbischem, bald in byzantinischem oder bulgarischem Besitz war. Die zerrüttete gesellschaftliche Struktur und die Auswüchse der Feudalherrschaft boten den Boden für derartige Räuberhorden. Unter Andronikos III. verdingte sich M. als Stratiot in byzantinischen Diensten, bis er wegen neuerlicher Raubzüge Zuflucht bei den Serben suchen mußte. Nach dem Bruch zwischen Stefan Dušan und Johannes VI. Kantakuzenos verließ M. 1343 Serbien und bot Kantakuzenos seine Dienste an, der mit der Regentschaft des minderjährigen Johannes V. Palaiologos im Kampf um den byzantinischen Thron lag. Kantakuzenos wußte das Angebot zu nutzen und ernannte M., der als tapferer Kämpfer schon weithin bekannt war, zum Statthalter über das Gebiet Merope an der Arda. M. stellte rasch ein tatkräftiges Heer aus 300 Reitern und 5000 Fußsoldaten zusammen. Kantakuzenos’ Gegenpartei versuchte durch Versprechen des Despotentitels M. auf ihre Seite zu ziehen. Außer mit M. hatte sich Kantakuzenos auch mit den Türken in Verbindung gesetzt und den Emir von Aydin, Umur, für die Erreichung seines Zieles zu Hilfe gerufen. Im Jahre 1344 stellte sich M. jedoch offen gegen Kantakuzenos. Im Hafen von Abdera überfiel seine Schar 15 türkische Schiffe und steckte sie in Brand; jedoch verbrannten nur drei Schiffe. Der Anschlag sollte von Kantakuzenos und den Türken gemeinsam gerächt werden. Während die Türken die Umgebung plünderten, lagerte sich Kantakuzenos mit Soldaten bei Mosynopolis. Die kleine Schar wurde plötzlich von einer Abteilung M.s überfallen, wobei Kantakuzenos beinahe in die Hände der Angreifer gefallen wäre. M. wollte sich nach keiner Seite hin mehr binden und schuf an der Grenze zwischen Bulgarien und dem byzantinischen Reich ein unabhängiges Fürstentum mit dem Zentrum in Xanthia bei der Festung Peritheorion in Südthrakien an der Ägäis. Im Frühjahr 1345 rief Kantakuzenos 12 000 Türken gegen M. zu Hilfe. Während Kantakuzenos sein Heer rüstete, plünderten und verwüsteten die Türken bulgarische Gebiete. M. suchte der ihm drohenden Gefahr zu begegnen und sandte Boten zu Kantakuzenos mit dem Vorschlag nach Versöhnung, der abgelehnt wurde. Den vereinten Kräften Kantakuzenos' und der Türken konnte M. nur 5000 Soldaten entgegenstellen. Als er sich in seiner wichtigsten Festung Peritheorion verschanzen wollte, verweigerten ihm die mißtrauisch gewordenen Bewohner den Einlaß. So mußte es vor der Festung zum offenen Kampf kommen, in dem M.s Heer völlig zerschlagen wurde und er selbst den Tod fand. Daraufhin ergab sich das ganze Gebiet Kantakuzenos.

Literatur

Jireček, Constantin Jos.: Geschichte der Bulgaren. Prag 1876, 302-304.
Zlatarski, Vasil N.: Ivajlo i Momčil. In: Bŭlgarski Pregled 7 (1900) 7, 103-115.
Ders.: Rodopskijat junak Momčil Voevoda. In: Bŭlg. Ist. Bibl. 1 (1928) 2, 118-132.
Gjuzelev, Vasil: Momčil junak. Sofija 1967.
Ders.: Momčil junak. In: Beležiti Bŭlgari. Bd 1. Sofija 1967, 297-315.

Verfasser

Detlef Kulman (GND: 128703393)

GND: 1100188827

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1100188827.html


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Empfohlene Zitierweise: Detlef Kulman, Momčil, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 234-235 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1396, abgerufen am: (Abrufdatum)

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