Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Mehmed III.
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Mehmed III.

Mehmed III., osmanischer Sultan 1595-1603, * Ebene Sart, nahe Manisa 16.05.1567, † Istanbul 21.12.1603, Sohn Sultan Murads III. und der Safiye Sultan (d. h. der Venezianerin Baffa).

Leben

M. kam zur Welt, als sein Vater Sandschakbey von Manisa war. Bis zur Thronbesteigung Murads III. (1574) wurde M. in dieser Stadt erzogen. Er war der letzte Osmanenherrscher, der auf das Amt des Sultans als Sandschakstatthalter vorbereitet wurde: Von 1583 bis zu seiner Thronbesteigung war er selbst Sandschakbey von Manisa. Seine Nachfolger wurden alle nur noch im goldenen Käfig des Großherrlichen Serails erzogen. Sobald der 28jährige nach dem Tode seines Vaters den Thron bestiegen hatte (27.01. 1595), ließ er seine neunzehn Brüder gemäß den Bestimmungen des Thronfolgegesetzes des Osmanenhauses hinrichten. Während seiner nur acht Jahre dauernden Herrschaft kümmerte sich M., ähnlich seinem Vater, kaum um die Regierungsgeschäfte. Die Zügel wurden von der Mutter des Sultans gehalten; die Großwesire mußten einander in einer noch rascheren Abfolge Platz machen als diejenigen Murads III.: Neun Personen hatten insgesamt dreizehnmal die nach dem Sultan höchste Position des Osmanenreiches inne (der noch aus der Zeit Murads III. übernommene Koca Sinan, sodann Ferhad Februar 1595, wieder Koca Sinan Juli 1595, Lala Mehmed November 1595, wieder Koca Sinan Dezember 1595, Dâmâd [ - Schwiegersohn des Sultans] Ibrahim April 1596, Cağalazâde Yusuf Sinan Oktober 1596, Hadim [= der Eunuch] Hasan 1597, Cerrah [= der Chirurg] Mehmed 1598, wieder Dâmâd Ibrahim 1599, Meyveî oder anders Yemişçi [beide bedeuten Obsthändler] Hasan 1601 und schließlich Malkoç Ali 1603, bis hinein in die Zeit Ahmeds I.). Die wichtigste Begebenheit der Herrschaftszeit M.s war die Fortdauer des „Langen Krieges“ mit Österreich (1593-1606). Für die Pforte wurde die Lage besonders gefährlich, als im Verlauf der bewaffneten Auseinandersetzung, die nach der Loslösung und Verbündung der drei Donaufürstentümer (Siebenbürgen, Moldau, Walachei) 1594 aufflammte, den osmanischen Truppen am 29. Oktober 1595 bei Giurgiu in der Walachei von dem walachischen Woiwoden Michael dem Tapferen eine schwere Niederlage zugefügt wurde. Da Sigismund Báthory, der Fürst von Siebenbürgen, unter dem Einfluß seines Mentors Stephan Bocskay die Suzeränität der Habsburger noch im Januar des gleichen Jahres angenommen hatte, blieb der Pforte nichts anderes übrig, als ihren Interessen 1596 durch Waffengewalt Geltung zu verschaffen. Der Sultan wurde genötigt, am Feldzug nach Ungarn persönlich teilzunehmen. Der osmanischen Armee gelang nicht nur, die Burg Erlau einzunehmen, die 1552 die türkische Belagerung bekanntlich noch abwehren konnte, sondern auch bei Mezőkeresztes am 26. Oktober 1596 einen entscheidenden Sieg zu erlangen. Der Krieg zog sich dann noch ein Jahrzehnt lang hin und konnte erst am 11. November 1606, unter Ahmed I., durch den Frieden von Zsitvatorok beendet werden. Der zunehmende Verfall im Innern des Reiches, vor allem die Knappheit an Lebensmitteln sowie die Verschlechterung der Lage der Landbevölkerung, hervorgerufen durch die Zerstörung des traditionellen Pfründesystems, führten in Anatolien zu einer als „Celâlî“ bekannten schiitisch gefärbten Sozialrevolutionären Bewegung, die sich Mitte der 1590er Jahre unter ihrem Anführer Kara Yazıcı zu einem Bürgerkrieg entwickelte. Für Persien, wo ab 1588 Schah Abbas I. der Große herrschte, bedeuteten die Celâlî-Aufständischen eine wahre fünfte Kolonne, besonders als die Perser 1603 den Krieg für die Rückeroberung Aserbeidschans und Kaukasiens eröffneten und die Aufständischen den Nachschub der Osmanen gefährdeten. Wegen seines frühen Todes konnte M. freilich weder das Ende des Aufstandes noch das des Perserkrieges erleben.

Literatur

Loebl, Alfred H.: Zur Geschichte des Türkenkrieges von 1593-1606. Prag 1904.
Uzunçaşılı, Ismail Hakkı: Osmanlı Tarihi. Bd 3/2. Ankara 1954.
Gökbilgin, M. Tayyib: Mehmed III. In: Islâm Ansiklopedisi. Bd 7. Istanbul 1957, 535-547 (mit Bibliographie).
Danişmend, Ismail Hami: Izahlı Osmanlı Tarihi Kronolojisi. Bd 3. Istanbul 1961.
Peçevî Tarihi. Bugünkü ifadeye çeviren: Murát Uraz. 2 Bde. Istanbul 1968/69.
Orhonlu, Cengiz: Osmanlı Tarihine Âid Belgeler - Telhîsler (1597-1607). Istanbul 1970.
Selaniki, Muṣṭafā: Tāriḫ-i Selānikī. Die Chronik des Selānikī. Neudruck. Mit einem Vorwort von Klaus Schwarz. Freiburg 1970.
Röhrborn, Klaus: Untersuchungen zur osmanischen Verwaltungsgeschichte. Berlin, New York 1973.

Verfasser

Josef Matuz (GND: 119025671)

GND: 124833004

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd124833004.html


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Empfohlene Zitierweise: Josef Matuz, Mehmed III., in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 140-141 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1321, abgerufen am: (Abrufdatum)

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