Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Maurikios Flavios Tiberios

 Maurikios Flavios Tiberios, byzantinischer Kaiser 582-602, * Arabissos (Kappadokien) 539, † bei Chalkedon 23. XI. 602, Schwiegersohn des Kaisers Tiberios I. Konstantinos aus der justinianischen Dynastie.

Leben

 M., der wohl eher aus einer römischen als armenischen Familie stammte, diente sich am Hof bis zum Kommandeur der Palastgarde hoch und wurde 578 mit der Führung des Perserkriegs betraut. An der Spitze seiner Armee drang er tief nach Armenien vor, wurde aber 582 zurückberufen und am 5. August von Tiberios I. Konstantinos (578-582) zum Cäsar ernannt und mit dessen Tochter Konstantina verlobt; am 14. August wurde er zum Kaiser ausgerufen. Der nunmehr von Generälen weitergeführte Kampf gegen die Perser wurde erst entschieden, als der von M. unterstützte Chosrau II. Parviz auf den Thron kam und 591 Frieden schloß. Zeit für eine Atempause ließ die unter dem Druck der Awaren und Slawen zusammengebrochene Nordfront nicht. 582 hatte der Awarenkhagan Bajan Sirmium erobert, 584 und 586 war Thessalonike angegriffen worden. Von noch weitreichender Bedeutung war, daß sich die Slawen nicht mehr mit Plünderungszügen zufriedengaben, sondern sich fest auf dem Balkan niederließen. Der von M. 592 begonnene Krieg gegen die Slawen an der Donau war langwierig, die Erfolge wechselten, die Kampfmoral der byzantinischen Truppen sank zunehmend; als die ohnehin schon gekürzten Soldzahlungen ausblieben, riefen sie 602 den Offizier Phokas zum Kaiser aus. Die Volksparteien in Konstantinopel, wo die Lebensmittel rationiert werden mußten, schlossen sich dem Aufstand an. M. wurde auf der Flucht umgebracht, mit ihm seine fünf Söhne, drei Jahre später auch seine Frau mit den fünf Töchtern. M., eine bedeutende Herrschergestalt, beeindruckt weniger durch Genialität als durch Energie und Besonnenheit. Sein Festhalten an der Idee des Imperium Romanum beweist die Schaffung der Exarchate von Karthago und Ravenna, in denen - wie später in der Themenordnung - Militär- und Zivilgewalt in eine Hand zusammengelegt wurden. Unter seinem Namen ist auch ein für die Slawenkriege aufschlußreiches Kriegshandbuch überliefert (Mauricii Strategicon, hrsg. Haralambie Mihaescu, Bukarest 1970).

Literatur

Goubert, Paul: Byzance avant l’Islam. Bd 1: Byzance et l’Orient sous les successeurs de Justinien. L’empereur Maurice. Paris 1951.
Moravcsik: Bd 1, 417-421 (mit Bibliographie).
Ostrogorsky: S. 67-70.
Charanis, Peter: A note on the ethnic origin of the emperor Maurice. In: Byzantion 35 (1965) 412-417.
Kollautz, Arnulf: Die Ausbreitung der Awaren auf der Balkanhalbinsel und die Kriegszüge gegen die Byzantiner. In: Študijné Zvěsti 16 (1968) 135-164.

Verfasser

Erwin Fenster (GND: 106391216)

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Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd100953441.html


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Empfohlene Zitierweise: Erwin Fenster, Maurikios Flavios Tiberios, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 3. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1979, S. 120-121 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1308, abgerufen am: (Abrufdatum)

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