Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Kozma

Kozma, bulgarischer Presbyter und Schriftsteller der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts.

Leben

 Von K. ist nur ein Traktat gegen die Bogomilen bekannt. Er wurde um 972 auf dem Gebiet des bulgarischen Reiches verfaßt und liegt in mehreren Handschriften vor. Als zeitgenössische Stellungnahme gegen die neuerstandene Sekte stellt die gewöhnlich als Besěda bezeichnete, somit als Monolog verfaßte Schrift eine wertvolle Quelle zur bulgarischen Kulturgeschichte dar. Sie erwähnt den Popen Bogomil als ersten Lehrer der Häresie unter Peter I. (927-969) und kämpft gegen dessen Lehre an. Nach Art kirchlicher Schriftsteller ist K. jede kritische Auseinandersetzung fremd, vieles Bogomilische versteht er gar nicht, seine Waffe ist die polemische Abwertung; dennoch fragt er nach den Ursachen für das schnelle Wachstum der Sekte, wobei seine scharfe Beobachtungsgabe zur Geltung kommt. Die Bogomilen werden als Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung hingestellt. Vor allem verteidigt aber K., vielleicht selber ein hochgestellter Geistlicher am Pres- laver Hof, die orthodoxe Kirche und das christgläubige Volk gegen die Sektierer. Dabei wendet er sich weniger heftig gegen deren Glaubenslehre als gegen die aus ihr abgeleiteten moralischen und sozialen Grundsätze für das praktische Leben. Darin erblickt K. das eigentliche gotteslästerliche Treiben der Bogomilen. Er zählt die Auflehnung gegen die staatliche und kirchliche Obrigkeit, ihren sittenstrengen Übereifer, die Gleichberechtigung der Frau im gesellschaftlichen Leben sowie die Verachtung von Arbeit und jeglichen Erwerbs als besonderes Ärgernis auf. Im Bogomilentum sieht K. eine Strafe Gottes für das egoistische Verhalten vor allem der privilegierten Oberschicht seines Landes. Er macht die Gewalttätigkeit der zarisdien Družina, die sehr weltlichen Interessen der geistlichen Oberhirten und die Geldgier der Beamten mitverantwortlich vor Gott für die Seuche der Häresie. So wird der Traktat zu einem ungeschminkten Bild der innenpolitischen Zustände Bulgariens kurz vor seiner Eroberung durch Byzanz.

Literatur

Popruženko, Michail Georgievič: Kozma Presviteŕ, bolgarskij pisatel’ na X veka. Sofija 1936.
Vaillant, André et H. Ch. Puech: Le traité contre les bogomiles de Cosmas le prêtre. Paris 1945.
Angelov, Dimitŭr: Presviter Kozma i negovata beseda. Sofija 1946.
Velčev, Velčo: Prezviter Kozma. In: Istorija na bŭlgarskata literatura. Bd 1. Sofija 1962, 221-241.
Todorov, Todor: Prezviter Kozma kato pisatel-propovednik. In: Godišnik na Duchovnata akademija Sv. Kliment Ochridski 12 (1962/63) 52-92; 13 (1963/64) 147-176.

Verfasser

Josef Hahn (GND: 1121331297)

GND: 118897837

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd118897837.html


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Empfohlene Zitierweise: Josef Hahn, Kozma, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 497-498 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1192, abgerufen am: (Abrufdatum)

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