Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

Katsonis, Lampros
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Wikidata: Q120604

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Katsonis, Lampros

Katsonis, Lampros, griechischer Freiheitskämpfer, * Levadia (Böotien) um 1752, † Rußland 1804.

Leben

Als junger Mann beteiligte sich K. an der griechischen Erhebung, die durch das Erscheinen der von Admiral Fedor Orlov geführten russischen Flotte, welche Ende Februar 1770 bei Itilon in der südpeloponnesischen Landschaft Mani gelandet war, ausgelöst wurde. Nach dem Frieden zwischen Rußland und der Pforte zu Küfük Kaynarca 1774 und dem Zusammenbruch des griechischen Aufstandes flüchtete K. nach Rußland, wo er in die Armee eintrat und zum Hauptmann avancierte. Nach Ausbruch des neuen russisch-türkischen Krieges 1787 begab er sich mit Genehmigung seiner Vorgesetzten nach Triest, wo ihm die dortigen reichen griechischen Kaufleute drei Schiffe zur Verfügung stellten, von denen eins in Amerika angekauft worden war. Diese Schiffe rüstete K. kriegsmäßig aus und fuhr in die griechischen Gewässer, wo er zwölf türkische Schiffe kaperte und seiner Flotte einverleibte. Mit dieser bekämpfte er die Türken in der Ägäis und auf dem Ostmittelmeer bis hin nach Ägypten, wobei er die vor der Südküste Kleinasiens gelegene Insel Kastellorizo als Basis benutzte. Die Pforte machte den Versuch, K. für sich zu gewinnen und stellte ihm reiche Belohnung und eine Insel im Archipel in Aussicht, wurde aber von ihm abgewiesen. 1789 errang K. einen Seesieg vor der albanischen Küste und erbeutete sieben türkische Schiffe, anschließend segelte er in die Ägäis nach Kea. Im Frühjahr 1790 verband er sich mit dem Armatolen Georgios Andrutsos aus Lokris, der 500 Mann anführte. Als sich am 6. April 1790 eine türkische Flotte von 15 Schiffen im Doro-Kanal zwischen Andros und Euböa zeigte, lief K. mit seinen neun Schiffen aus Kea aus und blieb in dem anschließenden Seegefecht siegreich. Am folgenden Tag erhielten die Türken Verstärkung durch zwölf algerische Schiffe. In der erneut entbrennenden Seeschlacht verlor die überlegene türkisch-algerische Flotte eine Reihe von Schiffen und mehr als 3 000 Mann, doch verlor auch K. von den sieben ihm an diesem Tag zur Verfügung stehenden Schiffen fünf mit 650 Mann. Mit dem ihm verbliebenen zwei Schiffen flüchtete K. nach Milos, wo er wiederum zwei türkische Schiffe erbeutete. Mit seiner allmählich wieder vergrößerten Flotte setzte er die Unternehmungen zur See weiter fort und plante schließlich, mit 24 Schiffen in die Dardanellen einzudringen, um dort die türkische Flotte anzugreifen. Doch schloß die Zarin Katharina II., ehe K. seinen Plan verwirklichen konnte, am 9. Januar 1792 mit der Pforte den Frieden von Jassy und befahl K. die Einstellung der Feindseligkeiten. Dieser weigerte sich jedoch, den russisch-türkischen Friedensschluß für seine Person anzuerkennen und begab sich zusammen mit dem Armatolen Andrutsos in die südliche Mani, um mit den Manioten den Kampf gegen die Türken fortzusetzen. Doch konnte er sich dort auf die Dauer nicht halten und floh zu Schiff nach dem venezianischen Ithaki, und von dort weiter nach Rußland, wo er 1804 starb. Andrutsos, der sich nach weiteren Kämpfen in der Peloponnes über Mittelgriechenland ebenfalls auf die Ionischen Inseln flüchtete, wurde von den Venezianern an die Türken ausgeliefert, die ihn hinrichten ließen. Die Biographie des K. erinnert an die zahlreichen heldenmütigen Gestalten von Einzelkämpfern gegen die türkische Fremdherrschaff, die in der Volksüberlieferung mit heroischen Zügen ausgemalt worden sind und in verschiedenen griechischen Volksliedern (Armatolen- und Klephtenliedern) weiterleben.

Literatur

Protopsaltis, Emm.: Simvuli is tin istorian tu Lampru Katsoni (1792). In: Athina 62 (1958) 61-78.
Mertsios, K. D.: Nei idhisis peri tu Lampros Katsonis ke tu Andrutsos. In: Pragmatia tis Akademias Athinon 23 (1959) 3, 1-131.

GND: 130586072

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd130586072.html


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Empfohlene Zitierweise: Friedrich Karl Kienitz, Katsonis, Lampros, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 384-385 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1114, abgerufen am: (Abrufdatum)

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