Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas

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Josif Bradati

Josif Bradati (Joseph der Bärtige), bulgarischer Mönch und Schriftsteller, * Elena 1714, † nach 1757.

Leben

J. steht in der Tradition der sogenannten „damaskinari“, der Übersetzer und Abschreiber von handschriftlichen Sammlungen mit religiösen Werken (damaskini), die zu Beginn Predigten aus dem Buch „Thesauros“ (Schatz) des griechischen geistlichen Schriftstellers Damaskenos Studites (f 1577), später jedoch auch andere Schriften enthielten. Die Bedeutung der „damaskini“ für die Entwicklung des bulgarischen Kultur- und Literaturlebens besteht darin, daß in ihnen zum ersten Mal, und zwar schon seit der ersten Hälfte des 17. Jh.s, die Volkssprache (neubulgarische Dialekte) das Kirchenslawische als Schriftsprache zu verdrängen beginnt. J. hat mindestens 15 solcher Sammelwerke übersetzt bzw. abgeschrieben. Für seine Arbeitsweise ist kennzeichnend, daß er die Vorlagen teilweise frei umgearbeitet und eigene Gedanken sowie Beispiele aus dem alltäglichen Leben hinzugefügt hat, so daß die Grenze zwischen Übersetzer und Autor oft schwer festzustellen ist. Im Unterschied zu seinem Zeitgenossen Paisij Chi-lendarski formulierte er noch nicht die Idee von der bulgarischen Nation, sein Weltbild war ganz von den Vorstellungen der orthodoxen Religiosität bestimmt. Indem er die Christen zur Erfüllung ihrer religiösen Pflichten ermahnte, wies er jedoch vielfach auf die reale Lage des bulgarischen Volkes hin: die Unterdrückung durch die Türken, das Unwesen der Wucherer, die mangelnde Bildung, die Verbreitung von Aberglauben usw. J. trat mit Nachdruck für die Volkssprache ein. Von seinem Leben ist sehr wenig bekannt: Ab 1740 war er Mönch im Rilakloster, als solcher hat er zahlreiche Orte in Bulgarien besucht.

Literatur

Penev, Bojan: Istorija na novata bŭlgarska literatura. Bd 2. Sofija 1932.
Angelov, Bonju St.: Sŭvremennici na Paisij. Bd 1. Sofija 1963, 23-85.
Dončev, A.: Josif Bradati - predvestnik na Paisievata istorija. In: Duchovna kultura (1963) 3, 14-21.
Petkanova-Toteva, Donka: Damaskinite v bŭlgarskata literatura. Sofija 1965.  

Verfasser

Dimiter Statkov (GND: 1051480892)

GND: 1121322786

Weiterführende Information (Deutsche Biographie): https://www.deutsche-biographie.de/pnd1121322786.html


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Empfohlene Zitierweise: Dimiter Statkov, Josif Bradati, in: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Bd. 2. Hgg. Mathias Bernath / Felix von Schroeder. München 1976, S. 301 [Onlineausgabe]; URL: https://www.biolex.ios-regensburg.de/BioLexViewview.php?ID=1059, abgerufen am: (Abrufdatum)

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